Gefallen
hatte mir die Lotus Elise immer schon. Naja, immer - gab es sie ja noch gar nicht.
Also, jedenfalls gefiel sie mir seit Anbeginn.
Klein und böse.
Nicht ganz so klein wie mein abarthisierter Fiat 500 oder meine Abarths, aber irgendwie doch ähnlich.
Und der Motor ist da, wo er hingehört.
Die Strahlungswärme erwärmt angenehm den Rücken.
Nachdem dann (m)ein Fahrzeug im Frühjahr bei mir in der Halle stand, lernte ich auch die "blaue Elise" als Zeichentrickfigur kennen.
Ein Anmeldeversuch hier im Forum verlief irgendwie im Sande, ich bekam keine Mail und es überhaupt nicht gebacken.
Dann schlug auch noch das Virus zu.
Jetzt bin ich drin
- und werde als erstes zu einem "Automatikfahrer" degradiert.
So etwas tut weh. Sehr weh.
Da hätte ich mir ja gleich den Smart Roadster holen können, von dem übrigens meine Lebensgefährtin träumt, im Gegensatz zur Elise.
Automatik bitte, falls mir einmal die Beine amputiert werden sollten.
Immer wieder werde ich ausgelacht, wenn mein Interesse für Alltagsfahrzeuge, die ich erst seit 2006, seitdem mein Fiat 500 ruht, leidvoll frequentiere, nur in Richtung "ohne Automatik, ohne Schiebedach und ohne Fensterheber, möglichst ohne ABS und ohne Elektronik" geht.
Mit Ausnahme der Einspritzung entspricht die Elise also genau meinem Beuteschema.
Schon bei den ersten Fahrten fühlte ich mich in meine frühen AutofahrerJahre zurückversetzt.
Zugegeben, die Beschleunigung war ein bisschen besser ...
Nachdem ich letztens auf Großwildjagd ging und bei 170 km/h einen Hirsch auf der Autobahn erlegte, musste die Elise kurzzeitig sogar als schnödes Transportmittel herhalten - und erwies sich dafür als doch relativ ungeeignet.
Es waren zwei Tage Dauerregen, Elise war viel unterwegs, und am Ende waren sämtliche Kleidungsstücke im Kofferraum gleichmäßig durchnässt.
Die mitgeführten Arbeitsmaterialien ließen es geraten scheinen, außer der Scheckkarte und der Zahnbürste nichts weiter mitzunehmen.
Ich musste gut stapeln, um rechts aus dem Fenster überhaupt noch herausschauen zu können.
Es gibt Möglichkeiten zu optimieren, ein zwischenzeitlich angeschafftes Hardtop z.B. könnte die Illusion einer Lösung kleinerer Probleme unterstützen.
Auch würde ich gerne mal ein normales Serienluftfilter ausprobieren, denn trotz meiner einsetzenden Schwerhörigkeit stört mich die Geräuschkulisse, die bei fast permanent heruntergekurbeltem linken Fenster meine Ohren erreicht, dann auf Dauer doch.
Die Geräuschkulisse lässt sich zwar sehr effektiv reduzieren durch maßvolle Nutzung des Gaspedals.
Aber, wer wollte das?
Städte und Dörfer durchfahre ich allerdings bewußt mit niedriger Drehzahl und minimal geöffneter Drosselklappe.
Ich möchte ja nicht, dass Steinwürfe von erbosten Anliegern den Lack beschädigen.
Auch auf der Autobahn und im Gebirge kann man mit wenig Gaseinsatz schnell vorankommen, doch schneller geht es bei mehr Gas - und dann wird es laut.
Ein weiterer Wermutstropfen ist, dass Freunde, die gleich mir vor 20 Jahren von der Elise träumten, heute schwärmend draußen stehen, aber partout nicht einsteigen möchten, denn so viele haben "Rücken".
Sie wissen zu gut, dass sie Hilfe brauchen würden, um das Fahrzeug wieder zu verlassen.
selbst die, die es vielleicht schaffen würden, vermeiden es vor Publikum auszusteigen, um sich nicht zu blamieren.
Ein Freund hat die Elise probegefahren. Ein bekennender Mercedes Typ 116 Fan.
Das Fazit: Ernüchternd.
Die Elise ist
- langsamer
- unkomfortabeler
- bietet keinen Innenraum.
- steckt keine schlechten Straßen weg
- mag es nicht mit stark eingeschlagenen Rädern verschränkt durch kopfsteingepflasterte Schlaglochhöfe gejagt zu werden.
- und überhaupt
Obige Liste ist nicht abschliessend.
Mein Fazit ist auch ernüchternd:
Wer die Elise nicht artgerecht behandelt, braucht sie halt nicht zu fahren.
Wenn ich mit Vollgas durch Gelände fahren möchte, hole ich mir einen SUV und fahre den genüßlich zuschanden.
Aber ich fahre auch im Gelände, wenn, immer schön langsam, vorsichtig und materialschonend, wenn auch bestimmt nicht mit der Elise.
Es ist ein dejavue für mich, dass die Leute die Elise mit ihren eigenen Fahrzeugen vergleichen und die Vorteile der eigenen Fahrzeuge bemerken - - - und obsessiv herausstellen. Das war auch schon bei meinem Fiat 500 so, den ich über 500000 km fuhr.
Ohne so hilfreiche Kommentare hätte ich die Unterlegenheit meines fahrbaren Untersatzes wohl niemals selber bemerkt.
Das Leben ist schön.