Ein paar GFK Reparaturen

  • Hi,

    würde gerne die Kunst der GFK Reperatur erlernen. Ich hab ein paar Sachen an meiner Elise zu machen:

    Im zweiten Bild fehlt überhaupt ein komplettes Stück. Ist an der Heckclam wo der Diffusor angeschraubt wird (zum Vergleich Bild 3 wo es noch ganz ist)

    Würde gerne mit dem ersten Bild beginnen..

    Was für Mitteln würdet ihr Empfehlen?

    Und bitte so einfach wie Möglich gehalten..

  • Exige-K24 24. März 2020 um 20:03

    Hat den Titel des Themas von „Ein paar GFK Reperaturen“ zu „Ein paar GFK Reparaturen“ geändert.
    • Offizieller Beitrag

    Zuallererst:

    Bei GFK repariert man niemals "auf Stoß". Also muss jede Kante an die angearbeitet wird, erstmal großflächig abgeschrägt werden. Man spricht von einem Verhältnis von ~1:10 - also pro mm Materialstärke auf einer Breite von 10 mm abschrägen, damit ein großflächiger Übergang von Neu und Alt geschaffen wird.

    Bei Bild 1 ist nicht viel zu sehen. Ist das eine oberflächliche Abplatzung oder ein Riss? Abplatzung: Spachteln, lackieren, fertig. Riss: Das Material auf der Rückseite zum Riss hin abschrägen, großzügig in mehreren Lagen ein paar Fetzen Matte drauf, mit einem Borstenpinsel (ggf. die Borsten etwas kürzen) und wenig Harz antupfen. Nach dem Aushärten Überstände absägen und beischleifen. Abschließend von vorne spachten und lackieren.

    Für Bild 2 brauchst Du zusätzlich irgendwas, wo Du drauflaminieren kannst. Ich könnte mir vorstellen, alles mit einem Stück Pappe großzügig zu hinterfüttern. Mehrlagig mit Überstand drauflaminieren, aushärten, beschneiden, spachteln, lacken. Denk dran, dass das Harz auf der Hinterfütterung klebt. Entweder nimmst Du also ein Material, dass Du später drinlassen oder leicht entfernen kannst (->Pappe), alternativ geht auch ein Material, an dem nichts erst klebenbleibt (z.B. Plastiktüte aus PP).

    Mach Dir Gedanken über das richtige Material. Ich bevorzuge Epoxy, das aber anders zu verarbeiten ist als Polyester. Die Clam ist aus Polyester, aber bei größeren Reparaturen damit hast Du mehr Schrumpfung. Dafür härtet es ruckzuck. Epoxy ist teurer, giftiger, klebt besser und dringt aufgrund seiner Fließeigenschaften tiefer in Risse ein. Je nach Sorte härtet es schnell oder sehr langsam. Mischungsverhältnis immer nach Anleitung! Nie versuchen, das "Wunschtempo" durch weniger Härter zu "bremsen". Durch unterschiedliche Zuschläge kann man aus Epoxy tolle Spachtel- und Füllmassen mit unterschiedlichen Eigenschaften herstellen. Mach Dir auch Gedanken über das richtige Glasmaterial: Stark gekrümmte/gefaltete Flächen besser mit "Matte" als mit Gewebe ausbessern, das schmiegt sich nicht so gut um Ecken.

    Lies Dich im Internet in die Materie ein!

    Drops hat sicher auch gute Tipps, er kennt sich gut aus!

  • Danke für die ausführliche Erklärung.
    Auf Bild 1 ist es durchgebrochen. Kann man eigentlich direkt auf Polyester oder Epoxy drüber lackieren oder braucht es eine Grundierung damit der Lack dann hält? Und wie sieht es mit den Matten aus? Braucht man die immer? Ich frage deshalb weil es ja auch fertige Glasfaserspachtel zu kaufen gibt

    • Offizieller Beitrag

    Als wir meine Frontclam ausgebessert haben, haben wir vor dem Lackieren irgendeine Grundierung genommen, von der noch ein Rest da war (danke Nexes ). Beachte: Manche Harze behalten an bei Lufthärtung eine Restklebrigkeit auf der Oberfläche (wenn sie nicht luftdicht abgedeckt werden). Dann muss man entweder schleifen oder anders reinigen.

    Ohne Matte geht es bei "richtigen" Rissen nicht, das reißt sonst gleich wieder. Den wenigen Glasfusseln im Glasfaserspachtel traue ich nicht genug zu.

  • Servus! Hab das gerade nur überflogen, schaue gerade nen Film...

    Die Idee Glasmatten bei sphärisch geformten Flächen zu nehmen halte ich nicht für gut.

    Diese sind eigentlich für für die Verarbeitung mit Polyesterharz gedacht bei dem sich der Binder durch das Styrol auflöst und die Matte dann geschmeidig macht.

    Besser sind da Gewebe mit Köper oder Atlasbindung. Und vorzugsweise Epoxy.

    Möglichst von beiden Seiten laminieren. Wenn das auf Anhieb nicht geht, erstmal fixieren und von einer Seite grob laminieren. Dann von der anderen Seite tief ausschleifen um ein günstiges Schäftverhältnis zu erzeugen und laminieren. Nach dem Aushärten das erste grobe Laminat wieder abschleifen, auch hier tiefer schleifen und Laminat einschäften. Wer es richtig machen möchte tempert den Plunder jetzt noch. Erst jetzt darf ein Lackierer mit all seinen Spachtel und Grundierungen ran. Viel Spaß! ;-))

    +++ Es ist leichter eine Lüge zu glauben, die man hundert mal gehört hat, als die Wahrheit, die man noch nie gehört hat +++

  • Ach, wenn mal wieder n Flieger in der Temperkammer steht und man die Energiekosten scheut kann man sich auch gut mit ein paar Styroporplatten, nem Heizlüfter für 20,-€ und nem alten Thermometer behelfen. Nach der Reparatur die Stelle 12 Stunden bei 55 Grad lagern und man hat auch später keinen Stress mehr mit der Reparaturstelle.

    Noch was zur Temperatur, die sollte möglichst langsam erhöht werden. Abkühlen ebenso.

    Ein fertiger Flieger der auch mal bei einem Kunstflugwettbewerb in Dubai starten soll wird mit über 100 Grad getempert. Bei dem Lotusplunder wäre ich da entsprechend vorsichtiger weil man nicht genau weiß ob man mit zu hoher Temperatur was kaputt macht. 50 - 55 Grad sollten eigentlich reichen und sind in jedem Fall besser als nicht zu tempern.

    +++ Es ist leichter eine Lüge zu glauben, die man hundert mal gehört hat, als die Wahrheit, die man noch nie gehört hat +++

  • Hab gerade geschaut wo du herkommst...

    Dein direkter Nachbar ist Diamond Aircraft!!!

    Es würde mich wundern wenn es bei dir niemanden gibt der dir helfen kann!

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  • Am besten sind hier immer die Bootsvideos, z.B.:

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    Lotus Komotec Exige Ex460 JPS #1

  • Was mir bei den Bootsbauern immer nicht so gefällt ist, dass sie nicht tempern und Schwund oder symmetrischer Aufbau egal ist. Bei sowas wie einem Lotus wahrscheinlich auch scheissegal - ausser die Reparaturstelle soll sich auch nach Jahren nicht abzeichnen oder wellig werden wenn die Bude mal in der Sonne steht und warm und kalt wird.

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    • Offizieller Beitrag

    Bei sowas wie einem Lotus wahrscheinlich auch scheissegal - ausser die Reparaturstelle soll sich auch nach Jahren nicht abzeichnen oder wellig werden wenn die Bude mal in der Sonne steht und warm und kalt wird.

    Volle Zustimmung. Nach meiner Ansicht müssen sich Ziel und Aufwand halbwegs entsprechen. Hier geht es um winzige Ausbesserungen an kaum sichtbaren Stellen. Natürlich kann man immer alle Register höchster GFK-Baukunst ziehen, aber in diesem Fall reicht "quick-and-dirty" meines Erachtens völlig aus. Ich würde erwarten, dass die hochwertige Beilackierung letztlich die höchsten Ansprüche stellt.

  • Richtig gutes Material für alle Arbeiten mit GFK und CFK gibt's bei https://www.r-g.de/ , die beraten auch Klein(st)kunden telefonisch ausgiebig und freundlich.

    Kleiner Tip noch, das Harz ist ein Teufelszeug, das geht nirgends wieder raus oder weg.

    - Handschuhe tragen

    - wenn du dich drunter legst vor allem auch Gesichts- / Augenschutz (Tropfen)

    - beim späteren Schleifen empfehle ich dir dringend eine Atemmaske, mikroskopisch kleine Glasfaser setzen sich gerne und vor allem permanent in der Lunge ab und sorgen dort für allerlei Infektionsherde die keiner haben will

    Nichts wird so heiß gekocht, wie es hier gegessen wird!

  • R&G ist schon ein guter Laden.

    Für mein Hobby (Modellflug) und dem GFK Flugzeugbau dabei, bestelle ich dort sehr viel Material. Ich würde L285+Härter 285 nehmen. Ganz wichtig! an das Mischungsverhältnis halten (Grammwaage) bei zu viel Härter kann es sonst zu exothermen Reaktion kommen und das Material wir spröde. Zu wenig Härter und das Harz Härter Gemisch bleibt wie Kaugummi. Die Temperatur sollte beim Laminieren auch nicht unter 20 Grad liegen. Auch sollte man während dem Laminieren schon eine Maske mit der entsprechenden Klassifizierung (weiß die Klasse gerade nicht aus dem Kopf) tragen da die Dämpfe schon sehr gesundheitsschädlich sind. Handschuhe taugen nur Nitril Handschuhe da die Ausgasungen auch über die Haut aufgenommen werden und auch die nur eine gewisse zeit, dann wechseln.

    Für Rundungen ein Köpergewebe mit so zwischen 250 bis 400 Gramm Flächengewicht und für halbwegs gerade Flächen selbes Gewicht in Leinwand. Mehrere Lagen dünneres Gewebe bringen mehr als eine Lage dickes. Was vielleicht auch nicht ganz zu vernachlässigen ist, das Gewebe 45 Grad zur Belastungsrichtung auflegen bringt mehr als "gerade" zu legen.

  • Hä? Gewebe 45 Grad zur Belastungsrichtung auflegen bringt mehr als in Belastungsrichtung?

    Bitte nicht glauben! Belastungen können immer nur in Faserrichtung aufgenommen werden.

    Solltest du die 45Grad Lagen aus dem Tragflügelbau meinen, so sind diese dazu da die Torsionslasten des Flügels aufzunehmen.

    Von Köper auf Leinwand zu wechseln halte ich auch nicht wirklich für sinnvoll. Wenn schon, dann ein UD.

    +++ Es ist leichter eine Lüge zu glauben, die man hundert mal gehört hat, als die Wahrheit, die man noch nie gehört hat +++

  • Brauchst es ja nicht so machen. Ich würde es.

    Natürlich ist es im Flugzeugbau um Torsion aufzunehmen.

    Und wenn ich mir eine Front oder ein Heck so ansehe macht es für mein dafürhalten auch Sinn.

  • Hä? Gewebe 45 Grad zur Belastungsrichtung auflegen bringt mehr als in Belastungsrichtung?

    Bitte nicht glauben! Belastungen können immer nur in Faserrichtung aufgenommen werden.

    Solltest du die 45Grad Lagen aus dem Tragflügelbau meinen, so sind diese dazu da die Torsionslasten des Flügels aufzunehmen.

    Von Köper auf Leinwand zu wechseln halte ich auch nicht wirklich für sinnvoll. Wenn schon, dann ein UD.

    Bitte bei sowas immer, und wirklich „fei echt ganz“ immer, Drops glauben. Ihr ahnt nicht, was der alles baut. :):)

    Irgendwann kommt der Tag, an dem die Hütte so verbastelt ist, daß nur noch das Verkloppen hilft.

  • Günstiges Schäftverhältnis herstellen und los. Wenn es nur von einer Seite geht, dann ist es eben so. Schöner ist aber immer von beiden Seiten. Sonst ist eigentlich schon alles mehrfach gesagt und beschrieben.

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  • Ach was! Irgendjemand hat hier mal gesagt, dass so eine Elise unsterblich ist. Bevor man ein GfK Teil wirklich tauschen muss und nicht mehr reparieren kann, muss das Teil schon echt übel zugerichtet sein. Zugegeben, manchmal mag es wirtschaftlicher sein.

    Alles was gammelt und man losschrauben kann, kann aufbereitet oder ersetzt werden und selbst beim Alurahmen hätte ich wenig Skrupel da ein neues Stück aus einem Fensterrahmen einzukleben und zu vernieten. Und wenn das nicht mehr geht, hat man meist ein viel größeres Problem. (Zulassung für den Strassenverkehr, Weiterverkauf usw. lassen wir mal aussen vor)

    +++ Es ist leichter eine Lüge zu glauben, die man hundert mal gehört hat, als die Wahrheit, die man noch nie gehört hat +++