Der traurige Triumph der Ärmelschoner

  • Man könnte jetzt ja auch den Bogen über Juhnke zum Smart schlagen: leichte Kost und schwer am saufen......
    Aber zum Beginn der Debatte: DC zeigt, in meinen Augen, die Vor-und Nachteile von Globalisierung und Diversifikation innerhalb eines Weltkonzerns. Damals, als alles noch einfach war, hat Mercedes deutsche Wertarbeit geliefert, die auch ausländische Kundschaft sehr zu schätzen wußte und die den Namen auch als Marke und Sinonym für Qualität weltweit verbreitet hat. Als Global Player (der Mercedes alleine eigentlich auch schon war) kam natürlich die Mischkalkulation (s. Tatze) hinzu, die aber in Summe eher ein Ab - denn ein Auf für die Kernkompetenz bedeutet hat.
    Die Hähme für Smart finde ich etwas unpassend, allerdings sagt meine konservative Ader eher "Schuster, bleib bei deinen Leisten", insofern ist die Gründung einer eigenen Marke für ein neues Konzept durchaus schlüssig, jedoch hat sich DC auf seinen ganzen Baustellen irgendwo verloren.
    Als "Gesicht in der Menge" fand ich schon den Smart fortwo ganz angenehm, war ein Lichtblick im Einheitsbrei, insofern bedaure ich auch eine Einstellung des Smart Roadsters.
    Wenn es jedoch der Beginn einer Rückbesinnung Mercedes` auf seine ursprüngliche Ausrichtung bedeutet, ok.
    Also, warten wir doch einfach mal ab, was die Zukunft bringt !
    Matthias

  • He, he! Hier geht es ja zur Sache! Habe ich mal einen Tag lang nicht mitgelesen und schon kloppen sich die Jungs!

    Also, habe ich das richtig verstanden? Wird der Smart etwa mit Kultur in einem Atemzug genannt? Quasi als Kulturgegenstand?

    Für mich ist der Smart genau so ein Lifestyle-Produkt wie der Mini, wurde auch ähnlich vermarktet, allerdings weniger erfolgreich, vielleicht, weil auch die Retro-Bezüge beim Smart fehlen.

    Für eine Kulturdiskussion ist in diesem Forum nicht der richtige Ort, eher schon mal bei einem Glas Rotwein, wenn man sich gegenübersitzt.:drunk:

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    AR, ich will ja nicht despektierlich sein, aber eindeutiger als durch Deinen Kommentar läßt sich kaum dokumentieren, den Beitrag von Tatzentier nicht - und zwar überhaupt nicht - verstanden zu haben.

    L.

    Mich :kotz: ein solcher Kommentar schlichtweg an - schön, daß sich jetzt alle wieder lieb haben.

  • Zitat

    Also, habe ich das richtig verstanden? Wird der Smart etwa mit Kultur in einem Atemzug genannt? Quasi als Kulturgegenstand?
    (...)

    Nein, meine These war nicht, der smart speziell sei ein Kulturgegenstand (jedes vom Menschen geschaffene Ding ist Ausdruck einer Kultur). Es ging eher darum, welche Orientierungen, Denkansätze und Unternehmenswerte man für wichtig hält und wie man mit Risiko und Querdenkerei umgeht. Auch die öffentliche Debatte darüber war ein Thema.

    Zitat


    Für eine Kulturdiskussion ist in diesem Forum nicht der richtige Ort, eher schon mal bei einem Glas Rotwein, wenn man sich gegenübersitzt.:drunk:

    Einige haben den Ansatz schon verstanden, würde ich sagen, und den Text vielleicht mit Gewinn gelesen - egal, ob sie nun inhaltlich zustimmen. Wenn man in diesem Forum nicht über den 389. Thread mit der Kernaussage, "Du musst deine Elise dort und dort tunen lassen" herauskäme, wäre das etwas armselig.

    Kultur, um das abzuschließen, sollte man übrigens nicht im Sinne von "Abends mal ins Theater gehen" oder NDR3-Hören verstehen. Ich habe hier einen etwas umfassenderen Kulturbegriff vorausgesetzt. Den zu verteidigen macht durchaus Sinn.

  • NDR3 empfange ich nicht, und in's Theater gehe ich eher selten, hauptsächlich auch weil ich moderne Inszenierungen abstoßend finde. So mancher Autor würde sich doch im Grabe umdrehen, müßte er mitansehen was manche Profilneurotiker aus seinen Werken machen.

    Wird hier Kult mit Kultur verwechselt ?
    Der Mini ist Kult und hat Erfolg, der Smart hat genau das nicht geschafft.
    Der Smart ist "anders", der Mini ist es nicht.

    Ich vermute mal, Tatze wollte auch auf dieses "anders sein" hinweisen, was heutzutage nicht mehr "angesagt" ist.

    Umso erstaunlicher, das gerade DC, als die Bastion des Konservativismus auf vier Rädern, ein solches Experiment wie den Smart gewagt hat.
    Ein Konzept was m.M. nach in die Zukunft weist (Ressourcenverbrauch, Raummangel in den Städten, ...).

    Nur sind leider die wenigsten Mitmenschen so weit, auf die Meinungen der anderen zu schei**en und sich für die eigentlich bessere Lösung zu entscheiden.
    Mobile Pflegedienste alleine sind jedenfalls als Käufergruppe für den Smart nicht ausreichend.

    Es geht also um einen Bewußtseinswandel welchen dieses Land vertragen könnte.

    Genau den werde ich für meinen Teil heute abend mit einer leckeren Tempranillo-Garnacha-Cuvé einläuten.

    hasta luego
    Jürgen

    Im Rallye Sport wurde meine Vermutung bestätigt, dass ein Auto mit 2 angetriebenen Rädern nur eine Notlösung ist! (Walter Röhrl)

  • Zitat

    Mich :kotz: ein solcher Kommentar schlichtweg an - schön, daß sich jetzt alle wieder lieb haben.

    Ach Gottchen, nichts mehr gewohnt? Wenn es um die energische Verteidigung gewisser aus Nordsehl herüberschwappender technischer Glaubensfragen geht, bist Du doch auch nicht so zimperlich.

    L.

  • Zitat

    Ach Gottchen, nichts mehr gewohnt? Wenn es um die energische Verteidigung gewisser aus Nordsehl herüberschwappender technischer Glaubensfragen geht, bist Du doch auch nicht so zimperlich.

    L.

    Lord, ich will ja nicht despektierlich sein, aber eindeutiger als durch Deinen Kommentar läßt sich kaum dokumentieren, den Beitrag von Liftboy nicht - und zwar überhaupt nicht - verstanden zu haben.

    AR

    :w:

    Einmal editiert, zuletzt von AR (8. April 2005 um 10:26)

  • Nun will ich ja nicht den Oberg'scheiten spielen, aber das Dilemma "Produktchance" und "Dividendengeilheit" sind leider zwei sich widersprechende Foki. Erst im Kontext mit "Missmanagement" bekommt dies eine gewisse Note.

    Der Smart war - wenn ich mich recht erinnere - mit sehr ehrgeizigen Zielen verbunden. Klar, daß die Aktionäre bzw. der Aufsichtsrat unter diesen Erfolgsaussichten das Projekt bejahten.

    Nun kommt der Katzenjammer, weil die ursprünglich euphorischen, aber leider unrealistischen Ziele nicht erreicht wurden.

    Meines Erachtens war das Projekt falsch begonnen worden: hätte man den Smart als Nischenprodukt mit einer bestimmten (realistischen) Position begonnen, wäre das jetzt existente Problem vermutlich nicht entstanden. Meines Erachtens ist somit sehr wohl das Management schuld an der Misere: hätte Realitätssinn geherrscht (vielleicht auch Ehrlichkeit?), wäre man nicht mit Überproduktionen, somit nicht mit derart hohen Verlusten eingestiegen.

    Zum Thema "Roadster": ich find' den kleinen Wagen optisch ansprechend, pfiffig und - vor allem - leistbar. Schade, wenn er verschwindet.

    Zum Thema "Aktionäre": die Vorstandsetagen benehmen sich heutzutage wie die Büttel der Aktionäre. In vorauseilendem Gehorsam werden immer höhere Gewinne zu erreichen versucht. Was der Markt dank falscher Unternehmensstrategie (=u.a.Produktpolitik) nicht abwirft, wird durch Schnellschüsse ("Kostensenkungsprogramme" = Abbau von Arbeitsplätzen) kompensiert.

    Hinzukommt, daß die Vorstandsetage ihren eigenen Marktwert über Erfolgsmeldungen steigert.

    Und: Es fehlt den Vorständen oftmals das Rückgrat vor den Aufsichtsrat zu treten und darauf hinzuweisen, daß es im Sinne der Wirtschaftslage und der Zeit wichtiger sei zu konsolidieren, statt schnellen, aber kurzlebigen Erfolg aus dem Unternehmen zu ziehen.

    Erschwerend ist noch, daß die Aktionäre vielfach wahre Kleingeister sind, ja, oft auch Mitarbeiter der Betriebe. Sie fordern Gewinne, die allerdings - wenn's nicht anders geht - vom Vorstand dadurch erreicht werden, daß die Kleinaktionäre ihren Job verlieren, damit die Kosten gesenkt werden, um höhere Dividenden auch an die Kleinaktionäre zu bezahlen....

    Geiz ist geil - überhaupt, wenn man an dem Ast sägt, auf dem man sitzt!

    Den Rest der Diskussion möchte ich zusammenfassen:

    Der Mini war in der ersten Auflage auch kein wirklicher Erfolg; erst jetzt - vermutlich durch die BMW-Assoziation - gelingt es, den Namen (das Produkt hat ja mit dem einstigen Fahrzeug bloß noch den Namen gemeinsam) erfolgreich zu vermarkten. Hätte aber auch schief gehen können.

    Vielleicht schafft's Smart ja auch im zweiten Anlauf - unter besserem Management?

    Tand ist das Gebilde aus Menschenhand

  • Weshalb ich einen Widerspruch zwischen Produktchance und Dividende sehe, hab' ich leider verabsäumt, zu erwähnen: eine Chance ist nicht mehr als Hoffnung, die Dividende ist jedoch eine Erwartung.

    Beispiel: Politiker sehen oftmals Chancen, aber sie (die Politiker) erfüllen keineswegs die Erwartung...

    Tand ist das Gebilde aus Menschenhand

  • Kaeptn, so wie ich den Lord kenne, erlaube ich mir die Interpretation, daß dies keinesfalls Spott, sondern ernst gemeint war, und ich schließe mich an.

    Genau beobauchtet finde ich bei dir auch den Grundwiderspruch, den die sogenannten Kleinanleger übersehen: Sie reklamieren allesamt für ihr kleines Konto hohe Dividenden und übersehen dabei, daß es Ihnen als Folge dieser Erwartungshaltung im Prinzip an den eigenen Kragen geht - nämlich genau dann, wenn vielleicht ihr eigener Arbeitgeber sich die gleichen Maximierungsziele setzt und die Belegschaft reduziert.

    Um den smart roadster ist es übrigens in der Tat sehr schade, das ist ein famoser kleiner Wagen (ich spreche aus längerer Fahrerfahrung), der das Straßenbild bereichtert.

    Den normalen smart wird es sicher weiterhin geben, Daimler wäre sehr dumm, auch ihn fallen zu lassen.

    @ JürgenW: :prost:

    Einmal editiert, zuletzt von Tatzentier (8. April 2005 um 20:29)

  • Zitat

    Nun will ich ja nicht den Oberg'scheiten spielen, aber das Dilemma "Produktchance" und "Dividendengeilheit" sind leider zwei sich widersprechende Foki. Erst im Kontext mit "Missmanagement" bekommt dies eine gewisse Note.

    Zum Thema "Aktionäre": die Vorstandsetagen benehmen sich heutzutage wie die Büttel der Aktionäre. In vorauseilendem Gehorsam werden immer höhere Gewinne zu erreichen versucht. Was der Markt dank falscher Unternehmensstrategie (=u.a.Produktpolitik) nicht abwirft, wird durch Schnellschüsse ("Kostensenkungsprogramme" = Abbau von Arbeitsplätzen) kompensiert.

    Hinzukommt, daß die Vorstandsetage ihren eigenen Marktwert über Erfolgsmeldungen steigert.

    Und: Es fehlt den Vorständen oftmals das Rückgrat vor den Aufsichtsrat zu treten und darauf hinzuweisen, daß es im Sinne der Wirtschaftslage und der Zeit wichtiger sei zu konsolidieren, statt schnellen, aber kurzlebigen Erfolg aus dem Unternehmen zu ziehen.

    Erschwerend ist noch, daß die Aktionäre vielfach wahre Kleingeister sind, ja, oft auch Mitarbeiter der Betriebe. Sie fordern Gewinne, die allerdings - wenn's nicht anders geht - vom Vorstand dadurch erreicht werden, daß die Kleinaktionäre ihren Job verlieren, damit die Kosten gesenkt werden, um höhere Dividenden auch an die Kleinaktionäre zu bezahlen....

    Ja wo lebt Ihr denn???

    Es sind doch gerade die Vorstandsmitglieder, die darauf erpicht sind, die Dividende hoch zu halten, weil ihre eigene Bezahlung zum großen Teil aus der Tantieme besteht, die dividendenabhängig ist. Dito bei vielen AGs der Aufsichtsrat.

    Hohe Dividendenrendite ergibt auch häufig höhere Aktienkurse, die die der Führungsetage gewährten Optionsrechten wertvoller machen.

    Es geht als in erster Linie um das Geld in den Taschen des Vorstandes!

    Kleinaktionäre werden von Vorständen gar nicht wahrgenommen, das ist für Vorstände nur "Geschmeiss"!

  • Zitat

    Kleinaktionäre werden von Vorständen gar nicht wahrgenommen, das ist für Vorstände nur "Geschmeiss"!

    Ich würde in dem Zusammenhang ja eher von "Peanuts" sprechen ;)

    Im Rallye Sport wurde meine Vermutung bestätigt, dass ein Auto mit 2 angetriebenen Rädern nur eine Notlösung ist! (Walter Röhrl)

  • Zitat

    Ja wo lebt Ihr denn???

    Es sind doch gerade die Vorstandsmitglieder, die darauf erpicht sind, die Dividende hoch zu halten, weil ihre eigene Bezahlung zum großen Teil aus der Tantieme besteht, die dividendenabhängig ist. Dito bei vielen AGs der Aufsichtsrat.

    Hohe Dividendenrendite ergibt auch häufig höhere Aktienkurse, die die der Führungsetage gewährten Optionsrechten wertvoller machen.

    Es geht als in erster Linie um das Geld in den Taschen des Vorstandes!

    Kleinaktionäre werden von Vorständen gar nicht wahrgenommen, das ist für Vorstände nur "Geschmeiss"!

    Hintergrund war, daß gerade die Kleinaktionäre am lautesten nach der Einstellung von smart und nach Ende von Experimenten geschrieen haben. So verschieben sich die Zeichen...

  • Mal nur der Hinweis zum Stichwort Kleinaktionäre: Wen schon die Erbauer (Arbeiter, nicht Vorsichtsrat und Aufstand !) der Autos nicht ihr eigenes Produkt fahren glaube ich auch nicht, das sie direkt am Unternehmen beteiligt sind (Belegschaftsaktien). Hat auch was mit der berühmt-berüchtigten Corporate Identity zu tun. Schaut Euch mal die Fernsehbilder von den Streiks und Berichten aus Rüsselsheim und anderen Opel-Werken an und dann zählt mal, wieviele Opel-Fahrzeuge da durchs Bild fahren !
    (Wird gegen Null tendieren, hängt aber davon ab, wieviele Stunden Material zum Sichten bereitstehen).
    Bei anderen Marken weiß ischs nicht so genau, waren aktuell nicht so viele Berichte im Fernsehen.
    Nur mal so als Anmerkung.

  • Interessant ist, warum der Smart Roadster so selten gekauft wurde.
    Er ist:
    1. Viel zu teuer.
    2. Das Getriebe ist SCHEIßE ! Der größte Müll, den ich jeh in einem Auto gefunden habe.
    :kotz::kotz::kotz::kotz::kotz::kotz:
    3. Das Getriebe ist SCHEIßE !
    4. ...

    Wer das Teil mal gefahren hat, der kauft es nicht mehr. Es sei denn, er kann immer bis Weihnachten warten, bis der nächste Gang drin ist.

    Kurz: es wird eine Fehlproduktion eingestellt.
    Das Volk ist blöd, aber ALLES kann man trotzdem nicht in großen Mengen verkaufen.
    Mich wundert es nur, daß überhaupt noch Smart verkauft werden (mit dem Getriebe).