• Wir planen diesen Sommer vom 10.7 - 26.7 nach Norwegen zu fahren. Ich bin noch nicht so ganz sicher mit welchem Auto und suche noch Tipps von erfahrenen Nord-Touristen. Was ich gesehen habe, dass es fast gleich weit wäre, wie nach Teheran zu fahren...

    1. Wir möchten mit dem Autozug von Lörrach bis Hamburg fahren (habt Ihr Erfahrungen damit?)
    2. Tag 1: Hamburg -> Hirtshals -> Fähre
    3. Fähre - Stavanger am morgen Tag 2
    4. Stavanger: Lysebotn: http://raafayawan.files.wordpress.com/2011/04/lysebotn-road.jpg
    5. Lysebotn: Bergen
    6. Tag 3: Bergen -> Alesund
    7. Tag 4: Alesund nach Trondheim
    8. Tag 5: Trondheim -> Mosjoen
    9. Tag 6: Mosjoen -> Bodo
    10. Tag 7: Ferry Bodo -> Lofoten
    11. Tag 8: Lofoten
    12. Tag 9: Lofoten -> Narvik
    13. Tag 10: Besuch Stahlwerk Kiruna
    14. Tag 11: Kiruna - Lulea - Umea
    15. Tag 12: Umea - Stockholm
    16. Tag 13: Stockholm - Hamburg
    17: Tag 14: One Day in Stockholm - Abends mit dem Autozug nach Lörrach

    Colin Chapman:
    Any car which holds together for a whole race is too heavy.

    • Offizieller Beitrag

    Leider werde ich nicht viel zu Eurer Reise beitragen können, freue mich aber schon jetzt auf den Reisebericht! Ihr habt Euch eine Menge vorgenommen!

    Ich war vor Jahren mal von Schweden kommend in Südost-Norwegen unterwegs (nördlich Oslo) und kann Euch garantieren, dass Ihr sehr eindrucksvolle Landschaften kennenlernen werdet. Ihr werdet es genießen! Wissen solltet ihr allerdings, dass ein Schild mit der Aufschrift "ledig" an einsamen Häusern keineswegs bedeutet, dass dort jemand auf Partnersuche ist, sondern dass es dort freie Zimmer gibt... ;)

    Die schwedische Landschaft unterscheidet sich ganz massiv von Norwegen, hat aber auch ihren Reiz. Auf der Weiterreise nach Stockholm werdet Ihr es feststellen.

    • Offizieller Beitrag

    Schreib doch mal den User "Northbound" an, er lebt in Norwegen. Es muss sogar noch jemanden in Norwegen geben, der vor etwa einem Jahr mal Probleme hatte an den Kofferraum seiner neuen Elli zu kommen. - Wie hieß er doch gleich?

    Ich war ja nicht annähernd soweit nördlich wie Ihr es vorhabt. Die Straßen, die ich kennengelernt habe, waren aber selbst in den Bergen durchweg vorbildlich. Die Diebstahlgefahr schätze ich eher gering ein. Die Fahrweise der Skandinavier habe ich als sehr gesittet kennengelernt, gab nie Probleme. Ja, ich denke mit dem Lotus käme man dort gut klar. Probleme würde ich eher in der enormen Strecke sehen, denn ihr werdet sehr lange unterwegs sein und du wirst dafür natürlich auch Gepäck benötigen.

  • Hallo Mike,

    da habt Ihr Euch aber ne schöne Route vorgenommen :thumbup:
    Als Skandinavienfan war ich bisher erst in Dänemark und Schweden, Norwegen fehlt noch, und denke, dass der Norden straßenzustandstechnisch für Sportwagen gar kein Problem sein sollte. Eher schon im Schadensfall die Service-Abdeckung. In Norwegen gibt es in Bergen FERDINAND Motor, ein freier LOTUS-Händler. In Schweden ist LOTUS offiziell mit LOTUS Goteborg vertreten.
    Auf jedenfall wünsche ich Euch viel Vergnügen bei dieser tollen Reise. Ich selbst habe vor nächstes Jahr mal vor nach Norwegen zu fahren, allerdings nicht in dem Ausmaß wie Du. Mir schwebt eine Südnorwegen-Tour vor via Oslo, Trondheim, Kristiansund, Bergen, Oslo. Ich würde die Fähre Kiel-Oslo bevorzugen.

    Der von skizzy vorgeschlagene User war zuletzt 2011 online. Ob er noch aktiv ist, ist fraglich. Aber der Forumskollege rheobase aus Sandnessjøen/Norwegen ist vor einigen Tagen noch online gewesen!


    Gruß Martin

    Vernünftige Autos werden vom Antrieb geschoben, nicht gezogen !!!" (Walter Röhrl)

    • Offizieller Beitrag

    Aber der Forumskollege rheobase aus Sandnessjøen/Norwegen ist vor einigen Tagen noch online gewesen!


    Danke für die Erinnerung Martin! Rheobase ist der User mit dem damaligen Kofferraumproblem, auf dessen Namen ich nicht kam.

  • Aber Achtung!
    In Norwegen gelten ausgesprochen unsportliche Tempolimits, die ebenso humorlos überwacht werden!
    :kotz:

    Viele Grüße,
    Moritz

    Die Vernunft verfolgt mich, aber ich bin schneller ;)


    Ist der Ruf schon im Kompost, fährt der Lotus ohne Rost :D

  • Bislang war die Grösse des Kofferraumes nie ein Problem - selbst beim Se7en galt: was nicht Platz hat ist nicht wichtig und wir sind damit sehr gut "gefahren": 2012 war Schottland sehr hart und auch absolut wunderschön (war mit dem Se7en da). Für Norwegen bin ich mir noch nicht so ganz sicher ob Se7en, Evora oder Exige...

    In der Schweiz werden die Tempolimits nicht nur humorlos sondern auch rigoros und nicht mit "Punkten in Zürich" sondern mit Bussen verfolgt. Es ist absolut daneben was unser Land da bietet und alles mit einer in Schweden erfundenen "Vision Zero" unter welcher nun jeder ach so gute Parkplatz und jede breite Strasse dem Fahrradweg und dem Blitzkasten weichen muss...

    Colin Chapman:
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  • Hallo MiikeMorgan,

    - unbedingt einen extraTag auf den Lofoten ( Trollfjord ) einplanen, es ist dort wunderschön.
    - Über einen Besuch auf den Vesteralen ( Andenes ) nachdenken. Dort kann man Walewatching machen.
    - versuch einmal die Atlantikstrasse in deine Tour mit einzubauen, Du kommst ja fast da vorbei.
    http://www.visitmolde.com/de/Product/?TL…Atlantikstra-e=
    - Vieleicht den Preikestolen und den Kjeragbolten besteigen :))

    Strassen sind durchgängig geteert, soweit ich sie schon befahren habe.

    Viel Spass-----Norwegen ist wunderschön.

    Gruss Peter

  • Peter: Die Atlantic Road ist einer der Gründe warum wir dahin fahren - den Trollfjord hatte ich noch nicht auf der Planung, werde ihn nun aber aufnehmen. Für Klettern bleibt wohl wenig Zeit da wir an sich 10 Tage - nun zwei Wochen zur Verfügung haben.

    Colin Chapman:
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  • Hallo Mike,

    von Alesund nach Trondheim würde ich noch den Umweg via Valdall und Andalsnes einplanen wg. des Trollstigen, der Stelvio des Nordens!

    Das wäre meine Tour auf dieser Etappe, allerdings mit einer Nacht in Kristiansund:
    Alesund - Trondheim via Trollstigen
    Anmerkung: Manche Browser (Chrome) zoomen nicht auf die Route.

    Gruß Martin

    Vernünftige Autos werden vom Antrieb geschoben, nicht gezogen !!!" (Walter Röhrl)

    5 Mal editiert, zuletzt von whiskyracer (22. März 2014 um 20:26)

  • Hallo Mike,

    ich war vor 2 Jahren mit dem Jeep auf den Lofoten, es ist weit und mit Tempo 80 kommt man nicht wirklich vorwärts.

    Wir waren mit der Elise auch in Südspanien, daher kenne die Elise auch auf langen Strecken, aber die Lofoten würde ich mir mit der Elise wirklich nicht antun.

    viele Grüße

    Sancho

  • Vielen Dank für die zahlreichen Tipps - derzeit schwanke ich noch zwischen Evora, Exige oder Se7en... der Jaguar, der Esprit und die Elise sind definitiv ausgeschieden :)

    Colin Chapman:
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  • Wir haben es geschafft, wir waren in Norwegen / Schweden / Dänemark und deshalb möchte ich folgenden Reisebericht niemandem vorenthalten:

    Schon im 2013 kam die Idee auf mit dem Se7en nach Norwegen zu fahren. Wir entschieden uns letztendlich für die Westalpen, was definitiv kein Fehler war. Es stellte sich somit für 2014 die Frage, ob wir in den hohen Norden fahren möchten. Die Planungen begannen bereits im Februar bei einer Fahrt in den Tessin um mit Patrick und Roger bei etwas Rotwein und Fondue Chinoise, der Spezialität vom Hotel Morgana unsere Pläne Dingfest zu machen. Patrick sprach sich gegen das Zelten und auch das selbständige Kochen aus. Er war der Überzeugung die Übernachtung sollte in Hotels und das Essen in lokalen Restaurants mit lokalen Spezialitäten stattfinden. Norwegischer Lachs, Spezialitäten aus dem Meer direkt auf den Teller oder Schwedentorte in Schweden mit Graved Lachs direkt aus der Ostsee. Unsere Planungsabende verliefen immer gleich: Karten betrachten und besprechen, wie wir durch Deutschland kommen würden, wann die Autozüge genau fahren würden und Diskussionen ob Exiges und Se7ens denn auf den Zug passen würden. Karte wurden beiseitegelegt und das Essen serviert, mit sehr viel Rotwein und Schnaps, dass bis zum Dessert aus der Planung nur noch belangloses Geschwafel wurde, wie kurz auf die Lofoten zu fahren und danach über Kiruna und Schweden zurück nach Hause. Ein wesentlicher Punkt bei aller Planungsarbeit war am Ende, dass wir die Distanz sehr unterschätzt hatten.

    Patrick hatte genug von den endlosen Diskussionen und stellte eine Planung auf: Mit dem Autozug über Nacht ab Zürich bis nach Hamburg und von Hamburg auf die Fähre nach Hirtshals und von Kristansand nach Stavanger für die zweite Übernachtung. Wo Google Maps wie zum Beispiel Hamburg Hirtshals 5h 22min angab, korrigierte er auf 4h 30min, da wir schliesslich die Fähre noch erwischen müssten. Tankstopps, Essen oder Toilettenpausen wurden nicht einkalkuliert und der Zeitplan so angepasst, dass die Abwesenheit möglichst nur auf 4 Tage minimiert würde.

    Als Roger und ich im nüchternen Zustand die Karten studierten, stellten wir fest, dass die Reisepläne von Herrn Gerber wohl doch etwas ambitiös, wenn nicht unmöglich sein würden. Es stellte sich zudem die grosse Frage für mich, mit welchem Auto ich nach Norwegen fahren möchte. Der Se7en bot sich an, weil es das intensivste und schönste Auto ist, der Evora weil er auch bei Regen dicht war und genügen Stauraum bot oder der Exige, da man ihn ohne oder mit Dach und auch auf der Autobahn ohne grosse Qual bewegen konnte. Der Reiseplan von Roger und mir war am Schluss von vier Tagen auf zwei Wochen ausgebaut worden mit einigen Reserven und der Berücksichtigung der Lyesboten Road, der Atlantic Road und natürlich des Trollstigen. Thorghatten und andere Sehenswürdigkeiten wurden wegen des knappen Zeitplans zugunsten der Lofoten weggelassen.

    Einen Monat vor Abfahrt erklärte uns Patrick, er werde nur ein abgekürztes Programm belegen können und Roger war sich sicher, dass er über die Autobahn anreisen werde, da der Zug seine Bodenfreiheit nicht akzeptieren würde (oder umgekehrt). Christoph, unser Navigator und Passagier ohne Fahrausweis nahm die Sache gelassen. Er hatte Ferien eingegeben und sagte, es sei ihm egal wie und in welchem Rahmen wir reisen, Hauptsache Norden.

    Seit Dezember hatte ich keine Ferien genommen und keinen Tag frei gemacht. Mein Budget für diesen Trip war auch etwas beschränkt und so war es mir recht, dass wir als Notfall auch zwei Zelte, einen Notkocher und Schlafsäcke dabei hatten. Am 9. Juli am Morgen um 07.00 war der Treffpunkt bei mir in Buch vereinbart worden, als Roger mit rund 1.5h Verspätung eintraf, da er Schwierigkeiten beim Packen hatte. Sein "Koffer"-Raum war voll und der Beifahrersitz offerierte auch sehr wenig Platz, während mein Exige mit Notkocher, 2 Zelten, 2 Schlafsäcken und ein kleinwenig Kleidern belegt war hatte Roger sein ganzes Auto für seinen persönlichen Gerümpel beansprucht oder einfach nur schlecht gepackt. Christoph füllte die zwei Autos mit seinen Utensilien bis zum Rand und belegte auch den Beifahrersitz des Autos mit Einzelbesetzung.

    Rogers Navigationssystem war unbrauchbar wie wir dies schon früher festgestellt hatten, hatte er selbst es jetzt auch eingesehen und wollte vor der Abfahrt ein Tom Tom Navigationsgerät kaufen. Da er noch M-Electronics Gutscheine hatte nahmen wir die Route von Buch nach Winterthur um Rogers Auto auf den neusten Stand zu bringen. Nachdem wir ausgerüstet waren, besuchten wir den SportXX gleich neben dem Elektronikfachgeschäft und studierten die Kochutensilien, als uns ein geschäftiger Verkäufer fragte, ob er uns helfen könne.

    Nachdem wir ihm von unseren Norwegen Plänen erzählten machte er grosse Augen und verriet uns seine Abenteuer aus Skandinavien, als er zwei Nächte auf Bäumen schlief aus Angst vor Bären und zeigte uns den neusten Doppel-Gas Kocher, da schliesslich die Sauce und die Pasta warm sein müssten wenn es Essenszeit wäre. Er schien so traumatisiert von seinen Bären, dass er uns auch seine Bärenpfeife am Schlüsselbund zeigte und versicherte, das die Pfeife oder sich tot zu stellen helfen würden. Der Bär würde uns beschnuppern und umdrehen, aber wenn wir tot sein würden, wären wir danach nicht weiter Bärenfutter sondern uninteressant. Weiter sollten wir vor braunen Bären nicht auf Bäumen flüchten, da diese nachklettern… - als wir ihm erklärten wir seien keine Outdoor Touristen, sondern würden mit Englischen Autos reisen meinte er, dann hätten wir umso mehr Platz für den luxuriösen Doppelkocher und sollten unbedingt in Norwegen oder Schweden unser Gear einkaufen da es dort das richtige Zeug geben würde.

    Es war Zeit ins Auto zu steigen und um 12.00 endlich Richtung Norden zu tuckern. Wir hatten keinen genauen Zeitplan, so tankten wir in Andelfingen randvoll und nahmen die Autobahn mit Ziel Hirtshals. Autobahn fahren in einem Lotus Exige ist alles andere als spannend. Sinnvollerweise fährt man mit 100 - 120 km/h um den Benzinverbrauch bei rund 3000 rpm noch im Massen zu halten. Bei Regen ist das Auto anfällig auf Aquaplaning trotz den A048 Regenreifen und wegen des tiefen Cockpits voll in der Gischt der Vorausfahrer. Via Stuttgart und Würzburg verlief der Tag ausser einigen Tankstopps und 1EUR WC-Gutscheinen ereignislos. Um 22.00 beschlossen wir in der Nähe von Hannover eine Nachtstätte zu suchen und wurden dank Rogers neuem Navigationsgerät fündig. Als wir zum Hotel fahren wollten, fand er aber trotz mehrmaligem vorbeifahren das Hotel nicht und der weisse Exige musste zu Hilfe eilen und den Weg weisen. Bei einem Navigationsgerät geht es nicht nur um das mondernste Device, sondern auch der Benutzer wird vor Herausforderungen gestellt die Anweisungen richtig zu interpretieren.

    Das Dreibettzimmer war akzeptabel, da wir müde waren schliefen wir schnell ein und träumten von den Bären-Pfeifen Stories, dem hohen Norden, den Rentieren und dem Lachs auf dem Teller und im Fluss.
    Am nächsten Morgen ging es ohne Frühstück los in Richtung Hamburg, da dieses mehr als das Zimmer gekostet hätte und unter Tripadvisor nicht empfohlen wurde. Unter der Elbe durch folgten wir der Autobahn zu Sound von Kraftwerk dem endlosen Teerband bei schönerem Wetter Richtung Norden. An der letzten Raststätte vor Dänemark kehrten wir ein und "genossen" den letzten verzehrbaren deutschen Autobahn-Frass für einen vernünftigen Preis. Die Sonne schien, doch auf der Autobahn macht "oben ohne" nicht so viel Spass, weshalb das Dach auf dem Auto blieb. Der letzte ganze Tag und auch dieser Tag waren ein einziger Leidensweg, der die folgenden Tage umso interessanter machen musste.

    Colin Chapman:
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  • Um rund 16.00 trafen wir nach wirklich einschläfernden 8 Stunden auf der Autobahn in Hirtshals am Fährhafen ein. Der Checkin-Offizier teilte uns mit, es hätte keinen Platz mehr, aber er könnte uns auf die Warteliste setzen. Für rund 300 EUR bekamen wir einen Platz auf dem Kahn und konnten auch unsere Plastikgurken ohne anzukratzen hinter einem Tesla versorgen. Die Fähre bot schlechten aber teuren Fastfood, welchen wir wegen des steigenden Hungers schliesslich erstanden. Nach weniger als 3 Stunden erreichten wir das Festland von Norwegen. Bevor wir in die Botanik stachen kehrten wir an einer Tankstelle ein um Getränke zu kaufen, die Tanks zu füllen und etwas Zeit in die Planung zu investieren. Wir waren in Kristiansand und wollten nach Lysebotn. Ein 5 dl Cola kostete 6 CHF an der Tankstelle. Man merke sich: Shell Tankstellen in Norwegen sind sündhaft teuer… Am nächsten Bankomaten bezogen wir Norwegische Kronor und waren bereit für das nordische Abenteuer.

    Über eine wunderschöne Strasse fuhren wir im Abendrot in Richtung Lysebotn. Seen entlang durch Wälder über Brücken und entlang von Klippen wand sich eine Strasse durch eine atemberaubend schöne Landschaft. Es fühlte sich an wie das Engadin, nur viel grösser. Wir vergassen die Zeit und fuhren der Strasse entlang staunten und gaben uns der Landschaft hin während unsere Auspuffrohre endlich verschiedene Geräusche als das monotone Autobahngedröhne von sich gaben. Der Asphalt war fein, die Strassen waren breit und die Aussicht perfekt. Langsam bewegten sich die Mundwinkel nach oben und ein Glücksgefühl breitete sich aus.

    Um 22.00 stoppten wir an einem wunderschönen See und konnten es kaum fassen an welchem Ort wir gelandet waren. Die Sonne stand tief, aber das Abendrot liess das ganze wie auf einer kitschigen Postkarte aussehen. Im Navigationssystem suchten wir das nächste Hotel, welches uns in 600km nördlich angezeigt wurde. Somit war Rogers Navi wohl doch ein Fehlkauf gewesen, doch meines gab keine bessere Auskunft. Tom Tom hatte somit für Norwegen noch keine Daten erfasst und wir müssten uns anderweitig umsehen. Wir folgten der Strasse für eine weitere Stunde, passierten einen Zeltplatz nach dem anderen, fanden aber keine Unterkunft oder ein Hotel. Bei einer Brücke am Kilefijorden hielten wir schliesslich um 22.30 und beschlossen als Notlösung auf dem Zeltplatz zu übernachten. Als Abendessen hatte ich eine Notration Penne mit Tomatensauce von Barilla oder Quick Noodles von Soba dabei. Wir entschieden uns für die Quick-Noodles, was bedeutete Wasser zu kochen. Roger bediente sich dem Notkocher-Set und währendem das Wasser vor sich hinblubberte bauten wir die Zwei Zelte auf. Es war der erste Aufbau draussen und so benötigen wir etwas Zeit, zu erfassen wie diese Behausungen genau aufgestellt würden. Nach rund einer halben Stunde standen zwei Zelte mitten auf der Wiese weit weg vom Toilettenhäuschen. Nachts würde uns sowieso niemand sehen und man könnte ja für "small Business" auch einfach einen Baum oder Strauch benützen war der Gedanke.

    Das Wasser begann auch nach 40 Minuten nicht zu kochen und so schaute sich Roger beim Camping Shop nach Pizza um, doch diese wurde nur tiefgefroren verkauft und wir besassen keinen Ofen. Nach rund einer Stunde benützten wir das warme Wasser für unsere Asia-Nudeln, welche natürlich nicht ausreichend gegart waren und deshalb nicht wirklich gut schmeckten, aber uns einigermassen ernährten. Der Ardbeg Alligator Singlemalt Whisky war der Dessert und Tabakpfeife und AVO Zigarren der Mückenschutz. Wir stellten schnell fest, dass das schweizerische Antibrumm Mücken aus dem Norden kaum beeindruckte. Nach dem Essen und dem Abwasch im weit entfernten Waschhäuschen begaben wir uns bei schönstem Abendrot zur Brücke und machten Fotos, genossen die Atmosphäre und saugten das Glücksgefühl in uns auf. Es war eine gute Entscheidung gewesen nach Norwegen zu fahren, auch wenn es weit weg war.

    Nach einer Online Session im Internet und dem Posten einiger Fotos schliefen wir ein. Roger und ich teilten sich das blaue Tunnelzelt mit zwei Kojen, während der Architekt sein grünes Igluzelt ohne Einhaltung des Bauabstandes direkt neben unseres gepflanzt hatte, was deutlich zu hören war durch seine Schnarchgeräusche. Wegen seiner Säge und der immerwährenden Helligkeit fiel es mir trotz Müdigkeit schwer einzuschlafen, doch irgendwann fielen auch mir die Augen zu.

    Ich wachte auf und es war schon hell draussen. Es musste mindestens 09.00 Uhr sein, denn die Sonne stand schon am Himmel. Mein Mobiltelefon sagte mir, es sei 06.00 und so versuchte ich meine Augen nochmals zu schliessen, aber im Zelt wurde es immer wärmer und draussen immer heller, bis ich dann um 07.30 zur Dusche pilgerte, die nur mit 10 Kronen Stücke funktionierte, welche ich nicht hatte. Roger hatte zum Glück einige übrig und so konnte ich eine entspannende Dusche nehmen, damit mein Tag richtig beginnen konnte. Roger hatte seine Badegaloschen vergessen, was ihn bei den Hygiene-Verhältnissen der Dusche motivierte meine auszuleihen. Der Shop verkaufte nur tiefgefrorene Brötchen und kein Frühstück, was uns bewog loszufahren, nachdem wir eine Gruppe Schweizer Rentner auf E-Bikes kennengelernt hatten. Diese hatten eine Bus und Velotour gebucht und waren unterwegs in den Norden mit dem Fahrrad oder Bus. Nach einigen Witzen und Glückwünschen für schöne Ferien fuhren wir los. Roger wählte den Weg über die Brücke und fuhr schnurstracks in die hintere Botanik von Norwegen, während Christoph und ich protestierten und schliesslich auch Roger bemerkte, dass er gegen Osten und nicht nach Norden unterwegs war. Die Strasse war traumhaft. Es war glatter Asphalt, weitgeschwungene Kurven und eine Aussicht die einem den Atem verschlug. Die blauen Seen, die Nadelwälder und das Grün am Strassenrand liess uns immer wieder den Blick über die Landschaft schweifen und einfach nur geniessen, was da an uns vorbeizog. Bei einem Zeltplatz hielten wir. Daneben war ein riesiger Wasserfall, welchen wir natürlich fotografierten aber wohl nichts spektakuläres für die Norweger oder andere Touristen darstellte. Eine Vikingerbraut erklärte uns, sie würde kein Frühstück verkaufen, aber ihre Mutter hätte ein Restaurant im nächsten gelben Haus auf der Seite - welches wir nach der Weiterfahrt nicht fanden. Alle Häuser waren rot…

    Die Reise ging weiter und nach zwei Stunden Fahrt mit knurrendem Magen fanden wir ein wunderschönes Restaurant mit Souvenir-Shop und schöner Terrasse. Die Tische waren weiss gedeckt und das Interieur mit viel Liebe aufgemacht. Wir studierten die Karte und mussten uns zwischen einem 60 Franken Fisch oder einem 50 Franken Burger entscheiden. Der Burger gewann bei allen dreien und so kann ich kein Statement zum Lachs abgeben. Der Hamburger war köstlich und sicherlich der teuerste den ich je hatte. Es hatte weder Gold noch Filet im Burger, sondern ein normales Hackfleisch-Stück, das mich begeisterte, aber nicht aus den Socken schlug.

    Nach dem Mahl und dem Schock der Rechnung setzten wir uns in unsere Karossen. Das Ziel war die Lysebotnstrasse, welche bei einer Abzweigung in Rysstad links weg einige Kilometer im Hinterland lag. Es schmales Strässchen führte uns über einen Pass mit 938m über Meer. Es fühlte sich aber wie eine Hochgebirgsroute an. Beim Stausee nach der Passhöhe hielten wir an und überraschten ein Norwegisches Pärchen beim FKK Baden, was uns nicht störte, aber anscheinend die Zwei Touristen aus Oslo. Nach einigen Fotos fuhren wir einen Teil der Kies-Strasse zurück und folgten dem Strässchen Richtung Lysebotn. Beim Kjerag Restaurant lädt ein wundervoller Ausblick über den Fjord zum Verweilen ein. Ein Coca Cola ruinierte uns mit 12 Franken, doch die Aussicht war schön. Wir waren bereits etwas Kurven-Faul geworden und überlegten, ob wir nun die Sackgasse nach Lysebotn nehmen wollten, oder gleich hier umkehren möchten, eine der Fähren in Lysebotn buchen möchten oder zurück und nach Norden abzweigen wollten. Wir entschieden uns den Pass zu fahren, was zu einem grossen Event wurde. Das ganz grosse Kino ist auf einem Drittel Höhe ein Tunnel der direkt in den Berg führt und nach einem Kilometer eine Spitzkehre macht und wieder hinaus geht. Natürlich mussten Roger und ich unser pubertäres Spiel treiben und den Sound des Auspuffs an den Tunnelwänden widerhallen lassen, um ein breites Lachen auf unsere Gesichter zu zaubern: boys and their toys…

    Wir zauderten nicht lange, kehrten um und fuhren zurück die Strasse hoch. Ich investierte einiges an Gummi an dem Pass, aber jeder Drift war es Wert und der Sound, das Kurvenfeeling sowie die Aussicht waren unbezahlbar. Wir folgten dem Weg zurück bis nach Nomeland, um links abzubiegen und bei der nächsten Gelegenheit in Valle Proviant einzukaufen und die Vehikel zu tanken. Wir entschlossen uns dazu in einem kleinen Laden kochbares Essen, zu Trinken und Wasser zu kaufen, damit wir irgendwo ein Abendessen zubereiten könnten. Die Spezialitätenrestaurants waren nur alle 500km vorhanden und nicht finanzierbar. Zudem kauften wir sehr gute Choco Kekse, die aus platztechnischen sowie politischen Gründen in meinem Exige verstaut wurden und nicht bei Roger mitfuhren.

    Colin Chapman:
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  • Wir verliessen die Telemark Region und folgten der Strasse weiter nach Norden. Über einen fantastischen Pass mit vielen Rundhöckern (vom Gletscher abgeschliffene Felsen) und entlang von Seen mit Eisblöcken darin erreichten wir einen gesperrten Tunnel. Wir mussten rund eine Viertelstunde warten, da ein "Follow me" Fahrzeug den Konvoi über die Umleitung führte. Norwegen musste wirklich zu viel Geld haben, um solche Konvois anzubieten. In Skare bogen wir rechts ab und folgten einer gut ausgebauten Strasse bis nach Odda. Roger hatte wie wir in seinem brandneuen Tom Tom Navigationssytem Voss als Ziel programmiert. Wir folgten der süssen Stimme aus dem Gerät und nahmen die Route dem Fjord entlang auf der rechten Seite. Roger war hinter uns, da er nicht überholt hatte, während dem er auf der linken Seite des Fjords entlang fuhr. Nach etwa 30 Kilometer hielten wir an und als Roger auch nach 20 Minuten nicht auftauchte musste eine Strafe her, so assen wir die Chocolat Cookies währendem wir auf ihn warteten. Nach einiger Zeit griff ich zum Telefon und er meldete sich. Er vermisste uns bereits und wollte wissen wo wir warteten. Nach einiger Beschreibung stellten wir schliesslich fest, dass Roger auf der anderen Seite des Fijords runtergekommen war. Er bestand drauf, dass er richtig wäre und wir taten dasselbe. Somit hiess es "wer ist zuerst in Voss". Wir fuhren der verkehrslosen Fjordseite entlang und holten aus der Strasse heraus was möglich war. In Kinsarvik war eine Bootstation, welche aber nicht bedient schien und das Navigationssystem lotste uns unbeirrt weiter. Während wir sahen, wie die Fähre übersetzte auf der anderen Seite, wussten wir, dass Roger wohl vor uns am Ziel sein würde, da er mit der Fähre sicher schneller am anderen Ufer ankommen würde. Nach einer Biegung sahen wir vor uns eine wunderschone und sehr neue Hängebrücke, welche wir benützten, um dann gleich 4km in einen Tunnel zu fahren, der mitten im Berg drin einen blau beleuchteten Kreisverkehr hatte. Das Navigationssystem war ohne GPS-Empfang und so entschlossen wir uns für links und folgten der Strasse. In Granvin folgten wir der Strasse weiter dem See entlang und waren sicher, Roger war vor uns. In Flatlandsmo Camping hielten wir an. Wir wollten noch nicht einchecken, da Roger nicht nur zwei Zelte bei sich hatte, sondern auch das Kochgeschirr. Somit hätten wir wohl umkehren müssen, wäre er auf der Gegenseite gestrandet gewesen. Nach rund 30 Minuten traf er mit dröhnendem Motor ein. Wir stellten fest, dass Rogers Tom Tom Brückenscheu und meines Fährenscheu war, obwohl wir die identische Konfiguration eingestellt hatten. Mein Gerät konnte jeweils maximal eine Fähre Berücksichtigen und plante deshalb stets Wege den Fjords entlang, während Roger die Wasserstrassen berücksichtigte. Es geht eben nichts über eine gute alte Karte.

    Wir fanden einen wundervollen Platz und weil wir Anfänger waren auch diesmal weit weg von Dusche und Waschhäuschen. Nach einiges besseren Aufbauarbeiten standen unsere Zelte und die Kochkünste begannen. Da wir am Vortag die Schüssel aus Raumfahrts-Aluminium benutzt hatten, wurde diese nicht heiss. Heute benützten wir die Pfanne statt des Topfes und unser Wasser kochte nach bereits 10 Minuten. Zum Abendessen kochten wir Spaghetti mit Tomatensauce. Wir waren sehr stolz auf unser Futter und freuten uns, dass wir es geschafft hatten bis nach Voss zu kommen und selber Futter zu suchen und dieses auch zu kochen. Wir sprachen über Patrick's ursprüngliche Pläne für Norwegen. Die Illusion, dass es hier Restaurants mit lokalen Spezialtäten oder Hotels gab. Wir unterhielten uns auch intensiv über die Route der vergangenen Tage und der rund 10 Tage die noch vor uns liegen würden. Wir genossen das sonnige Wetter und die Tatsache, dass je weiter wir gegen Norden kamen die Sonne noch länger schien. Es war Mitternacht und immer noch hell mit wunderschönem Abendrot. Der Zeltplatz war noch sehr belebt und wir stellten fest, dass die meisten Norweger bis 2 oder 3 Uhr wach waren und dafür am Morgen einiges länger schliefen. Unser Ziel für den Folgetag wäre der berühmte Trollstigen. Der Stelvio des Nordens - der atemberaubendste Pass nördlich der Schweiz. Wir schliefen bald ein…

    Wir duschten, brachen die Zelte ab und Kochten Frühstück. Roger und Christoph hatten sich mit einem Filterkaffe-Kocher ausgerüstet. Ich versuchte immer noch unter grösster Anstrengung eine Möglichkeit zu finden Schokoladenmilch zum Frühstück zu finden, doch die Norweger waren eher auf Sojamilch getrimmt und verstanden mein Frühstücksritual nicht. Bei einer Tankstelle in Voss kaufte ich schliesslich zwei Schoko-Milch-Tüten für Kinder, trank diese aus und so konnte auch mein Tag positiv beginnen.

    Die Strasse führte uns über einen weiteren Pass. Den Vikafjellsvegen - eine Passtrasse mit mehreren Serpentinen und vielen Wohnmobilen, Wohnwagen und Motorradfahrern. Wir waren auf einer Hauptstrasse mit viel Verkehr unterwegs. Ich hoffte, dies würde sich für die nächsten 10 Tage nicht weiter so verhalten. Nach dem Pass erreichten wir Vik. Eine wunderschöne norwegische Blumen-Expertin schmückte gerade ihr Geschäft. Wir fielen alle fast aus dem Auto - aber die Lofoten warteten auf uns und so konnten wir nicht verweilen, sondern folgten der Küstenstrasse nach Vangsnes um rund eine halbe Stunde auf die Fähre über den Songefjord zu warten. Der Songefjord gilt als einer der schönsten, ist einer der längsten und wird von einer Katamaran - Passagier-Fähre aus Bergen bedient. Vor rund 20 Jahren war ich mit meinen Eltern in Norwegen und erinnere mich noch heute an die tolle Schiffahrt mit dem Speedboat durch die Fjords.

    Wir sahen sehr viele Tesla's - nicht den Roadster aber die Limousine. Auf der Fähre sprachen wir einen Norweger an, der uns erklärte, dass die Telsa's in Norwegen steuerbefreit seien und jeder der einen hätte, automatisch mit dem Kauf auch allen anderen Besitzern eine Ladestation zur Verfügung stelle. So sei das Tankstellen Netz für Stromfahrzeuge sehr hoch und bei den hohen Steuern und Kosten der Tesla das einzig vernünftige Auto.

    Es war wunderschön auf dem Oberdeck der Fähre das makellose Wetter zu geniessen. Die Sonne schien und es war warm und ein leichtes Windchen blies. In Balestrand gingen wir an Land und folgten der Route 13 in Richtung Vassenden. Eine wunderschöne Strasse durch Wälder und über Serpentinen zeigte uns die Natur Norwegens. Auf der Passhöhe beim See hielten wir an um die Ziegen auf der Strasse zu betrachten und die Aussicht zu geniessen. Wir waren hungrig, aber Restaurants gab es weit und breit keine. Auch als wir weiter fuhren und ein Bauernhof zum Essen einlud, war niemand zu Hause. Wir überquerten zahlreiche "Cattlegrids" und Christoph stellte eine Theorie auf, das diese jeweils das Bären vom Ziegen und vom Kuh-Land trennen würden. Da es "Achtung Bären" Tafeln am Strassenrand hatte, wussten wir, dass wir jetzt im Bärenland waren. Nach dem nächsten Grid wies ein "Achtung Elch" auf weitere Gefahren durch Huftiere hin. Die Strasse war eng und anspruchsvoll, aber glatt ohne Schlaglöcher und mit gutem Einblick in die Natur.

    Beim nächsten Dorf das auch Vik hiess hielten wir an und kauften Mittagessen und Abendessen ein. Roger fand heraus wie die Brotschneidmaschine funktionierte. Man schnappte sich einen Brotlaib und legte diesen auf die Maschine, welches alle Brotstücke gleichmässig zerschnitt. Wir kauften Risotto, einen Salami, Bouillon, Brot, Schinken, Oliven, getrocknete Tomaten und Eistee.

    Wir setzten uns vor dem Laden auf eine Bank und assen unser Mittagessen. Einige Norwegische Töfffahrer taten dasselbe, somit konnte unsere Food-Strategie nicht so schlecht gewesen sein. Wir folgten der Strasse über einen weiteren Pass nach Vassenden um dem See entlang bei Skei in die Hauptstrasse einzubiegen und via E39 nach Stryn zu gelangen. Wir bogen auf die 15er Strasse ab und folgten der Passtrasse, bis wir die Wahl für einen Tunnel oder die Route über den Pass hatten. Wir entschlossen uns die Platzsteinstrasse über den Hügel zu nehmen und wurden mit einer schroffen, felsigen Schnee und Gletscherlandschaft belohnt. Nach einem Fotohalt beim Snuplass war die Strasse nicht mehr befestigt, doch dieses Abenteuer liessen wir uns nicht nehmen. Am See trafen wir zwei Norwegische Touristen mit kurzen Hosen bei 5°C und einer kurzen Unterhaltung, dass sie hier oben campieren würden. Der Himmel war zunehmend grau, was uns dazu bewog der Strasse zu folgen. In Grotli bei Hoyfjellshotell, einem der ersten Hotels die wir fanden bogen wir links ab um der Hauptstrasse nach Richtung Geiranger zu fahren. Die Passstrasse nach Geiranger war grosses Kino. Wir fühlten uns wie auf dem Stelvio, in Schottland oder auf dem Gotthardpass. Die Landschaft hatte alle Eigenschaften und auch das Wetter war nicht mehr ganz so einladend wie zuvor. Die Meeresluft musste wohl in diesen Bergen hängengeblieben sein und für schlechte Stimmung sorgen.

    Colin Chapman:
    Any car which holds together for a whole race is too heavy.

  • Geiranger war ein Tourismusmagnet sondergleichen. Zahlreiche Reisecars und Kreuzfahrtschiffe legten hier an. Es hatte frisch geregnet und der Zeltplatz machte uns wegen des schlechten Wetters nicht an. An der Tankstelle füllten wir unsere Autos und Roger kaufte sich eine Norwegen-Kappe mit Elch drauf und Norweger-Flip-Flops, damit er zukünftig auf dem Zeltplatz ausgerüstet war auch anspruchsvolle Duschen zu nutzen.

    Mit knurrendem Magen nahmen wir den Pass nach Geiranger in Angriff und liessen Gummi auf der Strasse zurück. Der Pass war wunderschon, verkehrslos und führte steil hinauf mit grossartiger Sicht auf den Fjord, der steil hinabfiel. Nach dem Erreichen der Passhöhe veränderte sich die Landschaft in ein grünes U-Tal mit Auen und schöner Aussicht. Wir beschlossen in Nordal ein Hotel zu prüfen. Es war ein alter englischer Landsitz mit britischem Baustil und auch deren Gentlemans-Gepflogenheiten. Ein Zimmer für 240 EUR war uns die Übernachtung in einem Termitenverseuchten alten Haus aber nicht Wert. Wir fuhren zurück nach Eisdal und nahmen die Fähre nach Linge. Auf der Fähre trafen wir einen Holländer mit seiner Familie. Ihr Jeep Cherokee war liegengeblieben und so wurde dieser auf einem Autotransporter überführt. Er erzählte uns von seiner Panne, der Reise und den Plänen, welche sie jetzt wohl ändern mussten. In Linge fanden wir einen schönen Zeltplatz. Ein sehr betrunkener Camping Wart kam vorbei. Wir hatten ihn gerade am Halbfinal-Fussballmatch der Weltmeisterschaft gestört, so war die Einführung kurz. Seine Eltern waren zudem gerade aus den Lofoten angereist, so war er begeistert, dass wir uns eine solche Reise antun wollten.

    Der Zeltplatz war voll mit Residential Campern mit ihren kleinen Häuschen, dem Wohnwagen und einigen Bikers mit Zelten. Diese erholten sich wohl gerade von den Strapazen einer langen Töffreise, da sie nicht sehr frisch aussahen und auch die harten Kerle einen etwas lädierten Eindruck machten. Wir kochten an diesem Abend erneut Pasta, was diesmal sogar mit frischer Sauce und Teigwaren gelang. Das essen war vorzüglich und auch unser Lagerplatz. Wir hatten Zugang zu einer Steckdose, konnten Kameras, Ipads und Mobiltelefone aufladen. Für den Fussballmatch interessierten wir uns wenig, man hörte ab und an ein gejohle aus einem Wohnwagen, sonst war es aber verhältnismässig still auf dem Zeltplatz.

    Nachdem wir die Videos des Tages und unsere Fotos angeschaut hatten, besorgte Roger den Abwasch während Christoph und ich die Küche abräumten. Morgen würde der Trollstigen anstehen und uns sicherlich fordern.

    Am nächsten Morgen blieb es lange kühl, da die Sonne erst um 08.30 über den Berg stieg und es im Zelt unerträglich heiss machte. Nach einer kurzen Dusche mit Spezialjeton und einem Frühstück ohne Schokoladenmilch aber mit Brömbläär Konfitüre und trockenem Weissbrot ging es um 10.00 los. Der Trollstigen erwartete uns. Die Reise führte über eine schmale aber langgezogene Strasse. Wir waren mitten im Touristengebiet mit Höhlenabenteuer-Angeboten, Kanu Möglichkeiten und anderen Touristenfallen. Die Landschaft war karg aber schön. Die Berge ragten schroff und kantig über den abgeschliffenen runden Felsen auf. Nach rund einer Stunde fahrt erreichten wir ein Architektonisches Wunder in Kubismus inmitten einer Berglandschaft. Sogar der Bergbach war in kubistischen Formen gezähmt worden. Laufstege führten die Touristen zur Aussichtsplattform und man konnte die 11 Kurven des Trollstigen sehen. Souvenirshops verkauften Felle, Mützen, Schuhe, Handschuhe, Lappen-Kappen und Rentierkleber. Es war ein Graus zwischen allen Touristen durchzupflügen und neben vielen Norwegern auch zahlreiche Deutsche Bustouristen und sogar Schweizer zu treffen. Nach einigen Fotos stiegen wir in unsere Autos und fuhren im Schrittempo den Trollstigen hinunter. Vor mir fuhren ängstliche Camper-Fahrer, welche hupten als ich diese überholte. Der Gegenverkehr winkte aus dem Fenster als wäre es lebensgefährlich auf dieser Strasse. Die Geschwindigkeit war mit 60 km/h erlaubt und ich fuhr mit 50 km/h an den Autos vorbei. Die 11 Kurven waren nicht mit dem Stelvio zu vergleichen. Allenfalls konnte man behaupten, es wäre ähnlich wie die Schöllenen Schlucht oder die Südseite des Julier Passes.

    Nachdem wir einige Aufnahmen auch von der Nordseite der Passes gemacht hatten, fuhren wir nach Isfjorden um die Fähre in Richtung Molde zu nehmen. Es hatte zunehmend Verkehr und die Bevölkerungsdichte war höher. Molde bot die ersten wirklich fantastischen Tunnels, welche die Strasse in einem Felsen vor dem Meer verschluckten und dann steil in die Tiefe führten um nach einigen hundert Metern wieder steil in die Höhe zu führen. Die Gegend um Molde war sehr grün und dicht bepflanzt. Die Einfamilienhausdichte war hoch und so auch die Touristenangebote. Die Atlantic Road mit der Nummer 64 war der Weg nach Norden. In Moen bogen wir nach einigen Kehrtwenden rechts ab nach Bud ab, da dort der Beginn der Atlantic Road ist. Wir waren wirklich gespannt auf die berühmte Verbindung. Der Trollstigen hatte uns nicht umgehauen, also musste es die Atlantic Road sein, welche die Reise unbedingt nötig macht.

    Nach einigen Kilometern erreichten wir eine Radarstation aus dem 2. Weltkrieg. Die Wehrmacht hatte diese Station eingerichtet um Alliierten Schiffsverkehr ausfindig zu machen und mit ihren Ubooten zu zerstören. Die Aussicht war so schön, dass wir einige Selfies und Portraits erstellten und die Landschaft genossen. Es hatte auch hier kein Fischrestaurant, in welchem Patrick wie angekündigt die lokalen Köstlichkeiten hätte geniessen können. Die Norweger sind keine Gastronomen und auch keine Restaurantbesucher, damit musste man sich auch auf der Atlantic Road abfinden. Der Norweger hat ein Wohnmobil oder kocht auf seinem Notkocher sein Essen. Er kauft sein Essen in den lokalen Shops ein und trinkt viel teures Bier.

    Die Strasse führte der Küste nach mit einem wundervollen Blick auf schroffe Felsen im Atlantik. In Vevang war der schöne Teil der Reise vorbei, da vermehrt Wohnmobile und andere Strassenblockaden ein flüssiges vorwärts kommen verhinderten. Wir passten uns dem Touristenverkehr an und hielten an der berühmten gebogenen Brücke der Atlantic Road um Fotos zu machen. Das Wetter war traumhaft, so konnten wir auch die mühsamen Vehikel auf der Strasse vergessen. Wir waren weder in Eile noch unter Zeitdruck, da wir keine Übernachtungen an Fixpunkten geplant hatten. Wir fuhren jeden Tag soweit wie uns die Strasse führte, genossen die Landschaft und hielten da an, wo es uns gefiel.

    Die Atlantic Road ist sehenswert - aber es ist es nicht Wert 3000km zu fahren um diese zu sehen. Es ist eine atemberaubende Strasse und die Sicht auf den Atlantik, speziell bei diesem schönen Wetter ist wunderschön. Bei Sonnenuntergang oder im Abendrot könnte man sich sicher nicht nur in die Strasse oder das Auto verlieben, aber mehr als ein paar Brücken und Tunnels bietet das Bauwerk auch nicht. Es ist die Landschaft im generellen, welche Norwegen ausmacht und nicht die Touristenattraktionen. Es sind die langen Tage, die Aussicht und das Meer mit den schroffen Felsen und der Vegetation, welche das Land so paradiesisch machen.

    Um 16.00 erreichten wir Kristiansund. Wir stoppten in der Nähe des Eiskunststadions und studierten die Karte. Die Strasse führte uns über einen Umweg zurück auf das Festland und dort durch eine Auen und Wälder-Landschaft zur nächsten Fähre bei Kanestraumen. Wir waren langsam müde geworden und die Sonne begann tiefer zu stehen und der Verkehr nahm ab. Bevor wir auf die Fähre fuhren riefen wir Patrick an, um ihm von unseren Erlebnissen zu erzählen und ihn zu fragen, ob er nun doch noch in seinen deutschen Autobahnwagen sitzen möchte und uns kurz besuchen würde. Er war durch sein Hotelbusiness blockiert und wir bestätigtem ihm, es würde sehr weit sein.

    Die Fähre war eine Erholung die wir brauchten. Auf dem Oberdeck atmeten wir die frische Meeresbrise ein und genossen die tief stehende Sonne. Bei einem passenden Zeltplatz würden wir anhalten, unsere Zelte aufbauen und unser Risotto kochen.

    Von Halsnaustan folgten wir der Route E39 durch eine idyllische Seenlandschaft mit vielen Brücken, Seeufern und Dämmen. Zahlreiche Häuschen standen alleine an einem kleinen See oder Waldrand. Es war so schön, dass es umso schrecklicher sein musste wenn hier meterdick Schnee lag und es den ganzen Tag dunkel ist.

    Nach flüssiger Fahrdynamik passierten wir Vinjefjord auf der Südseite und tankten schliesslich unsere Exiges in Vinje an der einzigen Tankstelle seit Kilometern und für weitere Kilometer. An den Benzinpreis von CHF 2.50 pro Liter hatten wir uns langsam gewöhnt, schliesslich blieb uns keine Wahl als die Autos zu füllen. Im Hogkjolen Fjellcamp wollten wir unsere Zelte aufschlagen, es war aber ein Geister-Campingplatz ohne irgendwelche Leute. Der Shop war geschlossen und alle Wohnhütten und Wohnwagen waren verlassen, leer oder zugenagelt. Über eine Schotterpiste und müde, trotz hoch stehender Sonne folgten wir der Strasse ins Tal. In Fannrem fanden wir schliesslich um 22.00 Uhr einen Campingplatz mit offenem Büro den üblich unvernünftigen Preisen und Platz für unsere Autos und Zelte. Wir schlugen unser Lager direkt neben dem Kinderspielplatz - einem Holzboot - auf. Das Oberdeck diente uns als Küche, die Grünfläche davor als Park- und Zeltplatz. Die Nachbarn waren zwei ältere Pärchen aus Norwegen, welche sich ziemlich übel mit Weisswein zuschütteten, während wir ein Risotto mit Ardbeg Whisky kochten. Natürlich wurden unsere Kochkünste ausführlich mit Video dokumentiert.

    Die Nacht war erneut heller als alle anderen, so fiel uns das einschlafen trotz grosser Müdigkeit schwer. Der Ardbeg half ein wenig nach und auch die Aussicht auf mehr Kilometer Richtung Trondheim würden uns motivieren weiter zu fahren und früher einzuschlafen.

    Colin Chapman:
    Any car which holds together for a whole race is too heavy.

  • Nach einer ausgiebigen Dusche brachen wir die Zelte ab. Heute fuhr Christoph mit Roger im Auto mit, was hiess, sie würden navigieren, ich könnte sorglos hinterher tuckern. Wie üblich würde die Navigation meiner zwei Reisekumpane uns in Sackgassen, ins Nirvana oder anderweitig ins Verderben führen, doch mehr dazu später im Text.

    Es dauerte nicht lange und wir erreichten Trondheim. Meine zwei Reisegefährten wollten die Perle des Nordens, die absolut einzigartige und wunderschöne - die wirklich bezaubernde und ein Meisterwerk der Architektur - die Kirche der Krönung des Norwegischen Königs nicht anschauen. Sie bogen sehr ignorant rechts ab, um dem Morgenverkehr in Trondheim aus dem Weg zu gehen. Es war manchmal nicht einfach mit solchen Reisegefährten ohne jeglichen Sinn für Kultur eine Übereinkunft der Reiseroute zu finden.

    Etwas säuerlich folgte ich den zweien auf der E6 - der langweiligsten Strasse der Welt. Bei einer Tankstelle machte ich meinem Ärger Luft, schliesslich hatte ich an diesem Morgen auch noch keine Schokoladenmilch bekommen. Danach fühlte ich mich besser und wir folgten der sehr mühsamen und langweiligen Route. Mein Reisekollegen hatten Verständnis für meinen Unmut, eine grosse Wahl gab es allerdings nicht. Die Tage zuvor hatten uns so schöne Strassen geboten, dass diese Zumutung nach Trondheim wirklich keine Freude aufkommen liess. Nach endlos scheinenden Meilen bogen wir bei Malm Richtung Namsos ab. Die Strasse machte bereits einiges mehr Freude, da keine Lastwagen mehr die Strasse lahmlegten und die Touristen ihre Wohnvehikel wohl doch eher am Trollstigen und auf der Atlantic Road parkierten als im Norden Trondheims.

    Die Fv17 führte uns von Namsos in den Norden. Eine unbeschreiblich schöne Strasse mit harmonischen Kurven den Flussläufen entlang oder neben Fjorden und durch Wälder geführt. Roger begann mächtig auf die Tube zu drücken, während mir die Ermahnungen von Touristen im Ohr widerhallten, dass die Strassengesetze in Norwegen humorloser wären als jene in der Schweiz. Schliesslich erreichte ich die Abzweigung auf die Fähre, bog links ab und stand nach einem ziemlichen Höllenritt auf einem leeren Pier. Roger und Christoph hatten mich zurückgelassen und waren ohne mich übergesetzt - oder ich war am falschen Ort. Wie ich dann mit Hilfe von iPad und Navigationssystem herausfand, war ich am falschen Fährhafen. In Holmsvagen erreichte ich meine Reisegefährten in der Reihe am Warten auf die Fähre.

    Nach längerer Wartezeit erreichte uns der Kahn und wir setzten über nach Vennesund. Der Campingplatz am Hafen war verregnet und es windete stark. Wir waren vorbereitet auf etwas schlechteres Wetter, da wir bis jetzt wirklich grosses Glück hatten, doch Wind und Regen motivierten uns noch etwas weiter zu fahren.

    Schliesslich bogen wir in einem weitern Vik links ab Richtung Bjornvika - einem Fischer-Zeltplatz. Es waren tatsächlich nur Angler, Fischer, Fischersprofis und Fischergruppen dort. Man schaute uns ziemlich schief an mit unseren Autos und doch lernten wir während des Kochens einen Schweizer kennen, der Norwegen Ferien machte "bis er die Winterpneus montieren müsste". Er erzählte uns von einer Seilbahn in Schweden, warnte uns vor einem Bahnübergang und den Bären und erzählte uns vom wertlosen Bergbaumuseum in Kiruna und dem absoluten Highlight in Gällivare. Die Duschen waren "Fischers-Like" und die Hygiene auf den Toiletten ebenso. Dennoch genossen wir einen wunderschönen Abend an der steinigen Bucht und ruhten uns auf der Decke vor dem Zelt aus. Als um 01.00 der Himmel noch immer nicht dunkler werden wollte, krochen wir in unsere Schlafsäcke. Der Ardbeg hatte uns geholfen den Abend gut ausklingen zu lassen und fit für den folgenden Tag zu sein.

    Wir hatten ein volles Programm für das Frühstück. Nicht nur Sojamilch, sondern auch Milchpulver und Schoko-Pulver waren gefunden und wurden ausgiebig getestet. Das Rennen machte am Ende die Schokoladenmilch mit Instant Milchpulver, was an sich Kaffeerahm bildete mit Schokopowder. Die Instant Lösung fürs Wasser passte nicht und die Sojamilch war viel zu bitter für eine gute Schokolade.

    Der Himmel war nicht mehr ganz so blau wie tags zuvor, doch es war immer noch relativ warm und angenehm im Vergleich zur Schweiz. Dort regnete es seit vier Wochen in Strömen.

    Wir konnten nicht sehr weit fahren, da kam bereits der erste Fährhafen des Tages. Wir setzten von Andelsvagen nach Horn über und folgten der Strasse über die Insel, bis wir nach rund 5 Kilometern erneute die Tjotta Fornik Fähre nahmen. In Tjotta war die Strasse durchgehend und führte über fantastische Brücken über eine wilde Flora und Fauna. Unberührte Natur verzauberte uns. Die Strassen waren leer. Auf den Brücken standen Fischer mit der Rute, Lastwagen sahen wir wenige und Tunnels gab es viele. Manchmal führte ein Tunnel in einen Berg, ging sehr steil unter den Meerespiegel und kam erst nach 10km wieder an die Oberfläche. Es war schon erstaunlich, wie die Norweger einen halben Gotthardtunnel ohne Beleuchtung und Fluchtstollen unter dem Meer durchgebohrt hatten und wir jetzt unbekümmert unsere Auspuffrohre widerhallen liessen. Nach Sandesjoen beschlossen wir nicht nach Mo i Rana zu fahren, sondern weiter der Strasse dem Atlantik entlang zu folgen. Diese bedeutete viel Fähren-fahren und weitere Naturwunder. Schliesslich erreichten wir die längste Fähre der Firma Torghatten. Sie brachte uns von Kilboghamn nach Jektvik. Irgendwann wurde in Norwegisch eine Ankündigung gemacht, die alle Touristen in Staunen und eine wilde Fotoflut tauchte. Nach einiger Zeit sah Roger eine kleine Weltkugel auf einem Felsen stehen, was bei uns auf Unverständnis stiess, bis wir schliesslich auch begriffen, dass wir jetzt ein Foto machen mussten, denn wir hatten soeben den Polarkreis überfahren. Die Leistung machte uns stolz auf unsere Autos, unsere Route und vor allem auf uns selber.
    In Jektvik war das Wetter schlechter. Graue Wolken trübten den Himmel und es schien als würden wir jetzt das Norwegen kennenlernen, vor dem uns alle gewarnt hatten. Die Foroy Agskardet Fähre brachte uns schliesslich nach Foroy. Das Fähren-fahren hatte uns sehr viel Zeit gekostet. Es war bereits 19.30 und wir waren müde, es blies ein unangenehmer Wind und Regen war im Anzug. In Foroy fanden wir gleich neben dem Fährhafen einen modernen Zeltplatz. Wir bauten unsere Zelte auf der relativ feuchten Wiese auf, schafften einen Holztisch herbei und begannen zu kochen. Der Tisch war sehr wacklig und stand schief, dass wir aufpassen mussten, dass nicht unsere gesamte Küche auf den Boden fiel. Es hatte zahlreiche Moskitos, welche uns das Leben erschwerten. Andere Touristen machten es sich in ihren Wohnmobilen und Wohnwagen gemütlich, spielten Karten und schauten TV, während wir im kühlen feuchten Nass unser Abendessen assen. Nach einigen Runden Whisky war Zeit für den Schlafsack.

    Es war eine sehr kalte Nacht und es regnete ununterbrochen. Ich musste dringend auf die Toilette, doch jetzt aufstehen und durch die Eiseskälte zum Toilettenhäuschen zu pilgern machte mich gar nicht an. Schliesslich um 08.00 raffte ich mich auf, ging zum Toilettenhaus und gleich zurück in den Schlafsack. Erst um 09.00 standen wir auf, packten die nassen Zelte zusammen bei einem kurzen Regenstopp und assen ein kleines Frühstück. Wegen des schlechten Wetters wollten wir im nächsten Restaurant oder Café etwas trinken und essen.

    An Halsa vorbei erkundeten wir die Insel, bis wir bei Svartisen anhielten, um zu sehen wie ein knallblauer Gletscher ins Meer abfiel und von der Sonne beleuchtet durch die Wolken stach. Es sah dermassen intensiv aus, das unsere Kameras die Farben und Stimmung nicht erfassen konnten. Es ging durch den endlos langen Svartistunnelen der nicht enden wollte, bis schliesslich der Glomfjord erschien. Die Gegend schien dünner besiedelt und auch wegen des Wetters wenig interessant.

    Bei Frivika fanden wir schliesslich ein Restarant. Sehr schön ausgebaut und doch mit einer Speisekarte wie eine Kebab Küche war das Konzept nicht ganz verständlich für uns. Wir bestellten drei Pizzas und je ein Getränk. Die Preise in Norwegen waren deutlich höher als in der Schweiz, wir hatten uns aber anscheinend langsam daran gewöhnt für eine Tiefkühlpizza aus der Packung CHF 20 zu bezahlen.

    Bodø war nicht mehr weit entfernt. Nach dem Essen schwangen wir uns hinter die Lenkräder und steuerten durch die trübe Wolkensuppe nach Norden. Nach einer weiteren Fahrstunde erreichten wir Bodø. Am Hafen lagen einige Schiffe bereit und da wir nicht reserviert hatten, konnten wir nicht die 12.30 Fähre nehmen, sondern mussten bis um 16.00 warten. Der Hafen war voller Hippies welche zu einem Festival auf die Insel Vaerøy unterwegs waren. Es war ein Sonnen und Tanzfestival, das drei Tage durchgehend die Insel zum Partymekka verwandeln würde. Wir zogen unsere GoreTex Jacken an und fühlten den kühlen Wind an den Ohren, während die Hippies barfuss, in kurzen Hosen oder im Tank Top am Pier sassen.

    Weiter legte die Hurtigruten im Hafen an um Vorräte ein zu laden. Ein riesiges modernes Kreuzfahrtschiff lag vor Anker. Passagiere kamen per Zug in Bodø an, während andere die nicht sehenswerte Stadt anschauten. Im Shop am Pier studierten wir einen Fotoband über Norwegen, als uns die Fastfood Mitarbeiterin anschnauzte, ob wir denn das Buch auch kaufen würden. Wir beschlossen bei solch tollem Service auf den Hotdog für 14 CHF zu verzichten und machten uns auf zu den Autos.

    Colin Chapman:
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  • Wir wurden auf dem Unterdeck untergebracht, was Rogers Unterboden nicht sehr gut bekam. Hinter uns stellte eine Töffgruppe ihre Motorräder ab und benahm sich sehr daneben. Wir wurden nicht nur angerempelt, sondern sie spuckten auf den Boden und zeigten, dass Motorradpublikum eben doch die Unterschicht der Reisenden darstellt. Es war schade zu sehen, dass einige Rowdys eine grosse Szene so in Verruf brachten durch ihr Individualverhalten, das absolut nicht angebracht war.

    In der Kabine sicherten wir uns einen Vierertisch und warteten auf das Öffnen der Kombüse. Christoph und ich bestellten einen Fiskeburger während Roger sich an einem Lokalgericht aus eingekochtem Rindfleisch mit Gemüse und Kartoffeln versuchte. Das Essen schmeckte sehr schlecht, so dass am Ende ein Mars und eine Notration Farmer die Nahrungsergänzung darstellten.

    Die Überfahrt dauerte 3.5 Stunden, welche wir mit einigen Fotos und später mit dösen verbrachten. Das Wetter war grauslich, trüb und es regnete. Entsprechend war die Stimmung als wir in Moskenes ankamen. Bei diesem Wetter wollten wir am liebsten ein Hotel buchen, doch das war bei der Hoteldichte und dem Touristenandrang eine Mission Impossible. Von Moskenes folgten wir in der Dämmerung und bei wolkenverhangenen Lofoten der Strasse. Bei einer Stockfisch-Trocknung hielten wir kurz für einige Fotos. Der Wind war stark, salzig und das Wetter trübte die Stimmung. Ich war zum zweiten Mal in meinem Leben auf den Lofoten und es war beide Male wirklich miserables Wetter gewesen. Ich habe wohl keine Wahl als dahin zurückzukehren um beim nächsten Besuch gutes Wetter zu haben.

    Roger hatte im Zuge der Vorbereitungen Informationen über die Lofoten und Norwegen gesichtet. Unter anderem wurde ihm der Zeltplatz Fedvang empfohlen. Ich hatte vor der Abreise den Zeltplatz recherchiert und wusste, dass wir vor Ramberg eine eindrückliche Brücke nehmen mussten. Beim Wegweiser konnte ich meine Freude kaum zügeln - wir hatten den Zeltplatz den wir lange angeschaut und davon begeistert waren tatsächlich gefunden.

    Nach einem interessanten Check-in Prozedere fuhren wir zum Zeltplatz. Alle Zelte und Wohnwagen waren gleich bei der Sanddüne aufgebaut. Wir wollten etwas Privatsphäre wahren, so bauten wir die Zelte und die Autos in der Mitte des Sandfeldes auf. Ein kurzer Spaziergang ans Meer liess uns die Schönheit der Lofoten einsaugen, auch wenn das Wetter sehr schottisch war. Wir hatten einen der schönsten Sandstrände des Nordens gefunden. Man hätte vermutet, es könnte eine Karibikinsel sein bei kaltem Wetter.

    Der Ardbeg half uns über den kühlen Abend hinweg zu kommen. Wir waren am Ziel angelangt. Wir hatten 4650km zurück gelegt und alles hatte besser funktioniert, als wir es hätten planen können. Die Mitternachtssonne wäre auf diesem Breitengrad und an diesem Strand in genau dieser Nacht das letzte Mal sichtbar gewesen. Wegen Wolken, Nebel und Regen setzten wir uns auf ein Treibholz und stellten uns vor, wie die Sonne jetzt knapp über dem Wasser wieder steigen würde.

    Der Wind riss am Zelt und es blies heftig. Der Regen hämmerte gegen die Zeltblachen und die Temperatur war wie im Spätherbst. Ich fühlte mich wie im November und war demotiviert. Dies hatte einerseits sicher einen Grund im Wetter, andererseits waren wir am Ziel angekommen. Wo und wie sollte es weiter gehen? Würde das Wetter wieder bessern? Wir waren 4600km von zu Hause entfernt, das wäre ein sehr langer Heimweg.

    Am nächsten Morgen standen wir spät auf, kochten unser Frühstück und assen Blöbäär mit Brot, tranken Kaffee und warme Schokolade und waren gar nicht in Eile die nassen Zelte zu verstauen. Ein deutscher Mitarbeiter von Volkswagen hatte in einem winzig kleinen Wohnwagen übernachtet. Er erzählte uns, wie dumm Rentiere sind, dass diese vor einem herlaufen und wenn man überholen möchte, rennen sie direkt ins Fahrzeug. Er erzählte uns vom Bahnübergang bei dem er alle 6 Räder in der Luft hatte und von den Mückenplagen in Schweden. Er erzählte was ein Elch oder ein Bär dem Auto antun und was eine Kupplung eines VW Touareg durchhält oder eben auch nicht. Nach rund 2 Stunden Smalltalk und Reisetipps verstauten wir unsere mittlerweile einiges trockenere Zelte und folgten der Route über die Lofoten.

    Die Strasse war kein Highlight. Sicherlich hatte dies auch damit zu tun, dass wir unsere Dächer montiert hatten und es immer wieder tröpfelte. In Svolvaer fanden wir endlich eine Tankstelle. Wir füllten unsere Autos randvoll, kauften einige Getränke unter anderem auch mit Koffein. Die Strasse langweilte mich und so benötigte ich etwas das mich wach hielt. Der Regen, die Kälte und die bereits lang andauernde Reise machte sich langsam spürbar. Die Fahrt verlief eher ereignislos, da das Wetter noch immer trüb war und so auch auf die Stimmung drückte.

    An einer weiteren Tankstelle hielten wir für etwas essbares. Die Exxon Tankstelle hatte einen King-Burger im Angebot. Es standen Holzbänke neben der Tankstelle. Wir bestellten drei Burger, die ein wirkliches Highlight waren, abgesehen vom Einzelpreis von CHF 30.- pro Burger inkl. Getränk und Fritten. Ein Aargauer mit einem Wohnmobil füllte gerade seinen Dieselvorrat auf, als er uns ansprach. Er hatte den Camper nur gemietet und sich zum Ziel gesetzt für die CHF 5000 auch so viele Kilometer auf das Fahrzeug zu spulen. Er war mit seinem Vater, der in besuchte und seinem Hund unterwegs. Er war auf dem Rückweg vom Nordkap und erzählte uns wie es in Hammerfest oder noch weiter nördlich aussah, dass die Reise eine weitere Woche in Anspruch nehme und nicht wirklich das grösste sei aber durchaus schön.

    Colin Chapman:
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  • Nach dem verspäteten Mittagessen setzten wir uns in die Autos und fuhren mit dem Ziel Narvik los. In Evenskjer hielten wir um nicht nur die Karte zu studieren, sondern auch einen Grundsatzentscheid zu treffen über unseren weiteren Weg. Hotels gab es in Narvik nicht viele, so wäre ein Zeltplatz in Frage gekommen. Wir entschieden uns für Kiruna und auf dem Weg dahin einen passenden Zeltplatz oder besser ein Hotel zu finden. Wir würden jetzt ins Bären- und Elch-Land vordringen und mussten sicherstellen, dass unsere Vorräte ausreichend waren.

    Die Strasse führte den Hügel hoch in weiten Bögen und anfangs noch an Seen vorbei mit kleinen Häuschen oder durch kleine Wälder mit Rastplätzen und schönen Tannenhainen. Nach und nach wurde die Gegend karger und die Bäume halbhoch und die Felsen zerklüftet. Nach einer guten Stunde Fahrt erreichten wir die Schwedisch Norwegische Grenze mitten im absoluten Nirgendwo. Es war jetzt bereits deprimierend, wie schlimm wäre diese Gegend wohl zu ertragen im Winter? Die Erzbahn von Kiruna nach Narvik war sichtbar auf der Seite der Strasse. Der Strassengraben war ca. 20m tief, somit wäre ein Abkommen von der Strasse gar nicht ratsam gewesen. Roger fuhr relativ schnell voraus, während ich ab 60 km/h bereits Aquaplaning verspürte. Es hatte fast keinen Verkehr und die Strasse war sehr langweilig, dafür die Gegend neben der Strasse wild und herausfordernd.

    Nach rund 100km durch die Wildnis erreichten wir einen ersten Aussenposten der Zivilisation. Abisko hatte eine Bahnstation, ein Hostel und einen Zeltplatz, den man zu Fuss betreten durfte, aber mit dem Auto keinen Zugang bekam. Das Hotel hatte keine Lodges mehr frei, während der Zeltplatz zu unkomfortabel schien. Wir tankten unsere Exiges nochmals randvoll, da wir nicht wussten wie die Wildnis vor uns aussehen würde.

    Der Verkehr war mittlerweile ganz verschwunden. Es war bereits 21.00 Uhr und zum Glück nicht dunkel, sondern nur kühl und grau. Nach einer weiteren Stunde Fahrzeit erreichten wir Kiruna. Zwei der drei vorgeschlagenen Hotels existierten nicht mehr. Schliesslich fanden wir die alte Bahnstation ohne Geleise. Kiruna ist eine Stadt, welche auf Kosten des Erzwerkes 1:1 an einen neuen Ort umgezogen wird, weil unter der Stadt Erzvorkommen liegen. In den nächsten 5 Jahren würde die ganze Stadt inkl. Kirche, Bahnstation und Einkaufszentrum 20km weiter zu residieren kommen. Der Hotelier kam nach einem Anruf mit seiner sudanesischen Familie vorbei um uns ein Dreierzimmer zu geben. Mit dem Gepäck stiegen wir vier Stockwerke über knarrende und wackelnde enge Treppen ins Obergeschoss um am Ende des Flures schliesslich die Nummer 17 zu finden. Das ganze Haus wurde wohl früher von Angestellten der Bahn verwendet und war jetzt ein sehr schlecht in Schuss gehaltenes Hotel. Wenn das Ende absehbar ist, überlegt man sich wohl bei jeder Reparatur ob man sie noch ausführen soll, oder es keine Rolle mehr spielt. Wir spürten dies an der Anzahl funktionierender Glühlampen, am besorgniserregenden Zustand der Feuerleiter oder der Funktion des Badezimmers.

    Zum Abendessen gab es an diesem Tag einen Rinds-Salami mit Oliven, getrockneten Tomate, Olivenbrot, normalem Brot, Aufschnitt, Konfitüre und Adbeg Alligator. Wir öffneten das Fenster um den muffigen Gestank aus dem Zimmer zu bekommen, doch schlossen es schnell wieder, da Moskitos in Elefantengrösse ins Zimmer flogen.

    Nach dem Studium einiger Videos und dem Austausch unserer Reisepläne beschlossen wir am nächsten Morgen nach Gällivare zu fahren um zu sehen, ob wir dort ein Bergwerk besichtigen könnten. Danach wollten wir nach Lulea weiter reisen und uns dort entscheiden über Finnland oder Schweden nach Hause zu kommen. Kiruna bot einen schönen Anblick, da das Bergwerk wohl alles finanzierte. Die Strasse war nicht ganz so toll, da diese Totalsaniert wurde. Wir folgten der Kies-Strasse Richtung Südosten und schonten unsere Fahrzeuge mit gemächlichem Tempo. Nach der Baustelle fuhren wir durch den Wald. Es hatte Bäume auf der linken Strassenseite und Bäume auf der rechten Strassenseite. Am Horizont hatte es auch Bäume und hinter uns standen zahlreiche Bäume. Zusammengefasst stellte man fest, dass es überall Bäume hatte.

    In Gällivare schien die Sonne und es war 25°C - wir hatten den Sommer zurück und damit auch alle Moskitos. Eine Führung im Bergwerk wäre um 16.00 möglich gewesen, doch den ganzen Tag darauf zu warten war uns zu lange. Wir entschieden uns, statt via Lulea und dann der Küste nach weiter zu kommen, das Land weiter zu erkunden und über Jokkmokk und einigen kleineren Strassen nach Pitea zu fahren um dort der Küste zu folgen.

    Colin Chapman:
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  • Auf den endlos langen Geraden und in den Weiten der Schwedischen Wäldern nutzten wir die Zeit mit Videoaufnahmen mit Drive-by Sequenzen. Es war nur sehr mühsam, wenn man lange auf das andere Auto warten musste, da die Moskitos inzwischen ihren Hunger stillten. Zudem war ich etwas ängstlich, da vielleicht plötzlich ein Bär aus dem Gebüsch kommen würde. Schliesslich hatte ich noch den Rest des Rindfleischsalamis im Kofferraum vom Abendessen von gestern. Auf dem Weg sahen wir mehrere Rentiere aber keine Elche. Als ich am Rentier vorbeifahren wollte, passierte genau das, was uns der Deutsche prophezeit hatte. Das Rentier lief mir direkt vor den Kühler. Nach einigem hin und her kam ich dann am Viech vorbei und konnte wieder mächtig Gas geben. Ich erinnerte mich zudem an die Story vom Zeltplatz, dass die Rentiere radioaktiv verseucht wären, da diese die Flechten von den Bäumen essen würden, welche beim Unfall von Chernobyl verstrahlt worden seien.

    Nach rund zwei Stunden Fahrt durch das absolute Niemandsland erreichten wir Jokkmokk um unsere Tanks zu füllen. Es hatte zahlreiche Schweden, welche sich an diesem Wochenend zum Amerikaner-Treffen in Jokkmokk trafen. Es gab höhergesetzte Hummer-Strechlimousinen und Ford GTO's und ander Ami-Schiffe. Die rund 25 jährigen Herren am Steuer waren texanisch gekleidet und alle schon schwer betrunken. Wegen der sehr hohen Moskitodichte verzichteten wir auf die Einladung zum Festival am Abend und fuhren weiter Richtung Südosten an die Küste Schwedens.

    Die Küstenstrasse war eine einzige Enttäuschung. Die Schweden hatten die Küste nicht erschlossen, sondern alle Dörfer rund 1km im Landesinneren gebaut. Die Strasse war monoton und führte ca. 2km von der Küste entfernt durch die Wälder Schwedens.

    Da wir nicht mehr in Norwegen waren, war Essen, Benzin und Proviant erschwinglich. Wir kehrten in Umea in einem sehr guten Steakhouse ein und assen ein tolles Entrecôte. Umea beeindruckte uns. Es war eine wirklich schöne, sehr saubere und lebendige Stadt. Viele Studenten verbrachten Zeit an der Flusspromenade oder assen Eis in einem der zahlreichen Cafés.

    Nach dem vorzüglichen Abendessen fanden wir eine Fahrstunde südlich von Umea einen passenden Zeltplatz. Die Zelte standen beide sehr schnell, da wir mittlerweile sehr viel Routine hatten. Zudem konnten die Zelte so trocknen vom Regen, den wir auf den Lofoten und südlich von Bodø eingesammelt hatten. Ich ging früh schlafen, da mich die Reise geschafft hatte.

    Am nächsten Morgen war es bereits um 08.00 unerträglich warm im Zelt. Ich ging duschen und legte mich nach einiger Zeit draussen mit meiner Tagesdecke unter einen Baum und rasierte mir einen "Porno-Schnauz", wie es Harley Fahrer und eben Pornodarsteller üblicherweise trugen. Wann und wo sonst, konnte man sich so rasieren wie man wollte als in den Ferien in einem weit entfernten Land. Roger und ich räumten unsere Autos ganz aus, um neu zu packen. Es waren Gabeln verschwunden, wir vermissten Teigwaren oder andere Dinge, die bei mir oder Roger irgendwo im Kofferraum liegen müssten und welche wir schliesslich auf fanden. Die Gaffler welche Christoph gekauft hatte waren überall im Kofferraum verstreut und die Packung Barilla Penne hatte den Transport nicht überlegt und lagen benzingetränkt am Boden.

    Um 11.00 fuhren wir los nach Stockholm. Es würde eine lange und vor allem langweilige Reise werden. Die Autostrassen wurden nicht interessanter, dafür nahm der Verkehr zu. Bei Gävle als wir unsere Tanks füllten sahen wir wie ein Haus brannte und zwei junge Schwedinnen im Cocktaildress Lippenstift kauften an der Tankstelle. Nach weiteren rund 4 Stunden Fahrt hielten wir nördlich von Uppsala für einen späten Lunch. Roger versuchte bei dieser Gelegenheit den Gaskocher zu reparieren, da dieser einen Schaden erlitten hatte bei der letzten Reinigung auf dem Zeltplatz. Er verlor dabei eine kleine Dichtung aus dem Gasventil, was Christoph und mich etwas Sicherheitsabstand nehmen liess, als Roger die Funktion des Gaskochers ohne Sicherheitsdichtung prüfte.

    Wir gingen nach dem Reparaturversuch in der Autostrassenraststätte essen. Die Qualität war nicht wirklich toll, dafür stimmte der Preis. Nach dem Essen ging es weiter der langweiligen Strasse nach. Christoph reservierte in der Zwischenzeit über eine Website das billigste Hotel in Stockholm. Wir erreichten Stockholm schliesslich um 19.30, checkten im Hotel ein und parkten die Autos fünf Querstrassen entfernt in einem Parkhaus.

    Das Zimmer war etwa dieselbe Grösse wie ein Eisenbahnabteil im Schlafwagen. Die Toilette war nicht angeschraubt und man musste sicherstellen, dass man nicht schwankte während dem Enterprise Business.

    Nachdem jeder geduscht und seine zweitletzten oder letzten sauberen Kleider montiert hatte war Zeit für Stockholm. Es war schon etwas spät für ein Abendessen und viele Restaurants wollten uns nichts mehr servieren. Schliesslich fanden wir einen Mongolen, der à-discrétion Fleisch und andere Dinge auf dem Tepanyaki anbot. Bis um 23.00 füllten wir einen Teller nach dem anderen, schliesslich hatten wir in Norwegen nie Fleisch gegessen und einen anstrengenden Tag hinter uns. Zum Nachtisch folgten wir den Damen die hübsch angezogen waren und fanden so die richtigen Bars und Clubs in einer Seitenstrasse. Die Türsteher waren bei allen Bars staatlich organisiert. Schliesslich kauften wir für 10 EUR ein Bier ohne "Starköl" und tranken zwei Runden. In unserem Schlafwagenabteil legten wir uns schlafen, mit dem Unterschied, dass wir morgen noch immer in Stockholm aufwachen würden.

    Nach einer weiteren ausgiebigen Dusche holten wir die Autos vor das Hotel und packten unsere Güter in wohlbekannter Tetris Manier ein. Ein Brite kam auf mich zu und wir unterhielten uns über die Autos. Er lachte schliesslich über meinen Porno Schnauz und sagte mir, ich würde wohl meine Ferien in vollen Zügen geniessen. Er schien zu realisieren, dass ich wohl diesen Schnauz nur ausnahmsweise trug.

    Colin Chapman:
    Any car which holds together for a whole race is too heavy.

  • Nachdem alle Seniorinnen und Senioren genügend Selfies und Gruppenfotos vor unseren Autos, mit uns und ohne uns gemacht hatten fuhr der Car los. Wir checkten aus und nahmen die Autobahn in Richtung Dänemark. Wir wollten die Öresund Brücke erleben, auch wenn das wohl am Ende auch nur eine Brücke sein würde. Die Fahrt auf der Autobahn war bereits nach zwei Stunden ermüdend, dass wir Kaffee trinken, volltanken und uns unterhalten mussten. Die nächsten drei Tage würden wohl nicht mehr viele Highlights bieten können, da vor uns nur noch endlose Meilen von Autobahnen lagen.

    Meiner Ansicht nach sollten wir von Stockholm direkt nach Hamburg durch fahren um danach schnellstmöglich nach Hause zu kommen, während Christoph und Roger in Dänemark noch einmal eine Nacht im Zelt schlafen wollten um am Strand der Ostsee baden zu gehen. Wir folgten der Autobahn bis Malmö um schliesslich bei bereits tief stehender Sonne die Öresund Brücke zu nehmen. Die Kosten für eine Überfahrt sind ruinös.

    Wir folgten der Autobahn, bis wir schliesslich auch die zweite und etwa gleich teure Brücke bei Nyborg überquerten. Etwas südlich von Nyborg checkten wir um 20.00 im Taryp Camping ein. Ein sehr strikt und äusserst gut organisierter Zeltplatz mit Badges für die Duschen, nummerierten Plätzen und elektronischen Barrieren. Die Nachbaren mit ihrem Wohnwagen staunten sehr, als wir aus zwei "Loti" so viel Gepäck ausluden, zwei Zelte aufbauten und mit Kochen begannen. Zum Abschluss gab es nochmals ein Whisky Risotto.

    Es windete sehr stark, dafür war die Sicht umso besser und es war nicht kalt. Nach einigen Fotos am Strand und einer Online Session gingen wir früh schlafen. Morgen erwartete uns eine lange grosse langweilige Fläche von Autobahn.

    Nach der Frühstücks und Dusch-Routine packten wir ein letztes Mal unsere Zelte zusammen. Es war Zeit abzureisen und Hamburg unsicher zu machen. Vorher aber wollten wir noch in Elmshorn bei Emi und Renate vorbeigehen um den jungen Thiagu zu besuchen. Die Reise durch Dänemark war ereignislos und eher langweilig. Wir kamen gut voran, dass wir bereits um 16.00 in Elmshorn ankamen. Es war warmes Wetter und die Sonne schien. In der Schweiz regnete es in Strömen, was unser Wetter noch viel schöner machte.

    Renata stellte uns köstlichen Policefood (Donuts) auf und fütterte uns mit Keksen und Getränken im Überfluss. Es war schön nach so langer Zeit Freunde wieder zu treffen, von unserer Reise zu erzählen und von Emi's Reise ans Meer zu hören, die nicht durchwegs gut, aber dennoch schön gewesen war. Nachdem Emi eine Runde mit meinem Exige gedreht hatte, machten wir uns auf nach Hamburg Downtown.

    Das Hotel, welches uns Christoph gebucht hatte war mitten im kriminellen Viertel hinter dem Bahnhof. Es lungerten mutmassliche Drogendealer und Waffenhändler in der Strasse herum, was uns dazu anhielt unsere Autos in der bewachten Tiefgarage einzustellen und jeweils zu dritt das Hotel zu verlassen. Mein Nokia Windows Mobiltelefon gab bei Ankunft im Hotel seinen Geist auf. Ich hatte zwar Ferien, doch ab und an waren doch einige wichtige Anrufe aus dem Geschäft mit dabei, so demontierten wir die Simkarte in ein iPhone4, welches ich als Ersatztelefon mit dabei hatte. Immerhin konnte ich wieder telefonieren und meine Mails abrufen nach der Operation.

    Wie von Emis Freund empfohlen kehrten wir im Blockhaus ein. Ein Restaurant mit schlechtem Service, guten Steaks und Entrecôtes und vernünftigen Preisen. Nach dem Abendessen wollte Christoph die Speicherstadt besuchen, da diese ein architektonisches Wunder darstellt. Er zeigte uns die verschiedenen Stile und Häuser, welche tatsächlich sehr beeindruckend waren. In einer trendigen Lounge tranken wir ein Bier, als es bereits kühl zu werden begann. An der nächsten Schnellbahn Station stiegen wir in die Bahn, um nach St. Pauli zu kommen. Es wurde dunkel draussen, das war eine deprimierende und neue Erfahrung. Der "Kiez" war schön einmal gesehen zu haben, aber am Ende ein Loch mit Touristenfallen und zwielichtigen Angeboten. Ein älterer Herr lotste uns mit einem kostenlosen Bier in ein Bordell mit Rumänischen Mitarbeiterinnen, bei denen Zweifel aufkamen wie freiwillig sie dort arbeiten würden. Wir verliessen den Laden schnell wieder, bekamen aber im "Beach Club" kein Getränk, da der Barkeeper mit seinen Mietzen beschäftigt war. Schliesslich liessen wir uns von einigen deutschen Freudendamen ansprechen und verhandelten intensiv. Der Trick dabei war, dem Freier für 30 EUR "eine schöne Zeit" zu verkaufen. Natürlich stellt sich der Mann darunter etwas anderes vor, als die Dame anbietet. Am Ende willigten wir ein, als wir für 20 EUR 6 Bier verhandelt hatten.

    Colin Chapman:
    Any car which holds together for a whole race is too heavy.

  • Die gewünschte Dame war zuerst am Salat machen, danach am Auto um parken und schliesslich gar nicht verfügbar. Wir wollten an sich sowieso nur die Bier trinken, verhandelten demnach noch eine Massage und verliessen das Lokal. Die Hermannstrasse schlug uns nicht aus den Socken, wir konnten aber unter Reeperbahn / Kiez und St. Pauli einen Strich ziehen - wir hatten es gesehen, wie wir auch den Trollstigen besucht hatten. Zum Ausklang des Abends besuchten wir das Dollhouse, das immerhin einen guten Service, ein gutes Bier und auch etwas Unterhaltung bot.

    Nach einer kurzen Nacht bepackten wir die Exiges zum letzten Mal, programmierten die Heimadresse als Ziel und fuhren mit vernünftigem Tempo Richtung Süden.

    Norwegen ist definitiv eine Reise wert. Mit dem Se7en wäre ich nicht in dieser Qualität und im Norden / auf den Lofoten sicherlich gar nicht gereist. Es gehört viel dazu mit zwei Sportwagen eine solche Tour zu machen und die Nächte zudem im Zelt zu verbringen. Für uns war es nie eine Eile irgendwo hin zu kommen, und doch waren die 13 Tage eine sehr kurze Zeit für 8230km. Der Weg war das Ziel und es war jeden Meter wert. Das ideale Konstrukt wäre ein Wohnmobil mit genügend Betten als Begleitfahrzeug, während der lustige Sportwagen ab Kristiansund bis Lulea bewegt wird und sonst auf dem Trailer verweilt. Ich kann eine Reise nach Norwegen nur empfehlen und dies mit dem Lotus zu machen ist nicht verrückt, sondern das einzig vernünftige das man tun kann, wenn man einen Lotus besitzt. Ob ich die Reise auch mit dem Se7en machen würde weiss ich nicht, denn so tolles Wetter wie wir es hatten gibt es nur alle 100 Jahre in Skandinavien. Der Norden ist so unbeschreiblich schön, dass ich nur empfehlen kann ihn zu besuchen.

    Colin Chapman:
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  • Hi Mike,

    Danke für diesen genialen Reisebericht!

    Habe an einigen Stellen laut gelacht. Wußte gar nicht, dass die Schweizer Ihre Reisen ins ferne Ausland sooo generalsstabmäßig vorbereiten! Hut ab und bitte mehr davon :thumbup:

    Gruß Martin

    Vernünftige Autos werden vom Antrieb geschoben, nicht gezogen !!!" (Walter Röhrl)