Hallo zusammen,
ich habe mich bis vor kurzem relativ intensiv mit dem Import einer ELise MKII beschäftigt und ziemlich viele Erfahrungsberichte zum Thema gelesen und mit sehr vielen Leuten gesprochen. Da ich keinen wirklich umfassenden Bericht gefunden habe, würde ich mich gerne daran versuchen.
Ich arbeite beim KTM und hatte im Rahmen meiner Arbeit mehrfach die Möglichkeit den X-Bow zu bewegen. Dadurch wurde ich gewissermaßen angefixt von der Idee eines Autos mit wenig Masse und mittelviel Leistung. X-Bow war nicht leistbar und eine Elise R am nächsten dran. Zu Begin stand für mich die Wahl zwischen Speedster und der kleinen Elise (deutlich mehr als 12.000,- wollte ich nicht ausgeben). Prestige bzgl. Opel macht mir prinzipiell nichts. Der Opel hat jedoch 2 entscheidende Nachteile: Zum einen scheint der Umbau der Scheinwerfer (rechts auf Linkslenker) recht teuer. Man liest hier oftmal was von 1200,- pro Scheinwerfer. Bei der Elise lässt sich die Shutterblende einfach abklappen, dann strahlen die Scheinwerfer gerade ab, was nicht wirklich legal ist aber von manchen Prüfern geduldet wird. Falls nicht, kostet ein Scheinwerfer der Elise bis 2007 in England 250,- plus Steuer.
Der zweite Nachteil betrifft die Versicherung. Der Opel besitzt eine feste Einstufung, welche recht teuer ist. Bei meiner Versicherung und meiner Einstufung wäre ich bei jährlich 1200,- für Vollkasko gelandet. Die Elise ist nicht gelistet und damit verhandelbar beim Makler. Bei mir hat das Argument funktioniert, dass so ne Elise ja eigentlich so ne Art MX5 ist, allerdings mit viel billigerem Dach, wenn das mal mutwillig geschlitzt wird. Damit sind's 550,- Vollkasko pro Jahr.
Damit war die Entscheidung für die Elise im Prinzip schon gefallen. Je mehr ich suchte umso teurer wurden die Autos und umso höher die Leistung und besser der Zustand (ihr kennt das sicher alle). Nun musste es also ein R werden und dürfte nicht über 22.000,- liegen. Damit ist das Fahrzeug dann schon fast sicher rechtsgesteuert. Da ich vor 2 Jahren Gespannfahren (Familienmopped für 2 Kinder) gelernt habe, konnte Lenkrad auf der falschen Seite kein Hinderungsgrund werden.
Blieb also die Wahl des Kaufs eines rechtsgesteuerten bereits importierten oder der Eigenimport. Meiner Erfahrung nach liegen ca 3 - 4k€ zwischen beiden Möglichkeiten. Das war mir einen Eigenimport wert. Nun musste entschieden werden, ob man's über einen Mittelmann macht, oder sich selbst auf die Suche begibt. Als Mittelsmann kam bei mir nach Recherche über Verlässlichkeit und durch viele gute Erfahrungsberichte Herr Hauck aus Würzburg in Frage. Allerdings muss man sich dann von Deutschland aus für ein Fahrzeug entscheiden, welches mann dann mit ihm gemeinsam in England abholt.
Da ich null Erfahrungen mit der Elise hatte, wollte ich nicht nur 1 Fahrzeug anschauen und Probe fahren. So könnte ich nur schwer ein gutes von einem schlechten unterscheiden und differenzieren welche Geräusche "normal" sind. Für jemanden der möglichst wenig Zeit investieren will, sich nicht gut auskennt mit Fahrzeugen oder dessen Englisch suboptimal ist, ist dieser Service aber sicher ein gangbarer Weg. Ein weiterer kleiner Nachteil ist, dass man nicht mehr mit dem Händler handeln kann, sondern den Wagen zum ausgeschriebenen Preis kaufen muss. Von irgendwas muss der Herr Hauck ja auch leben.
Also entschied ich mich für den Eigenimport. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt eh schon zu viel darüber gelesen, als dass ein Kauf vor Ort oder ein fremdbestimmter Import die investierte Zeit hätte zu einer vergeudeten verkommen lassen. Außerdem hab ich sowas noch nie gemacht, also ausprobieren.
Das größte Problem ist die Versicherung. In England verbleiben die Kennzeichen immer am Fahrzeug. Ausfuhrkennzeichen gibt es also nicht. Eine Option waren österreichische Überführungskennzeichen, aber das ist nicht legal, da diese Kennzeichen (auch die deutschen) nur für den Export bestimmt sind. Einige fahren die Fahrzeuge ohne Versicherung über die Grenze, das war mir aber zu heiß. Beim ADAC gibt es eine sog. Grenzversicherung (dranbleiben die wimmeln erstmal ab und viele kennen die nicht). Diese ist für 4 Wochen ab Abschluss gültig und kostet etwas über 100,-. Der Nachteil ist, dass die Versicherung nur in Deutschland abgeschlossen werden kann und die Fahrgestellnummer des Autos bei Abschluss angegeben werden muss. Da ich aber noch nicht wussste welches Fahrzeug es werden sollte, habe ich mich auf 2 Reisen eingestellt. Wer bei privat kauft, kann mit dem Verkäufer u.U. aushandeln, dass das V5C-Dokument erst nach ein paar Tagen an die englische Zulassungsstelle geschickt wird, man demnach auf der Versicherung des Verkäufers das Auto überführt. Privat oder Händler war mir wurscht, da die Garantie eh nicht zur Geltung kommt und beide Varianten preislich recht nah beisammen sind.
Bei mir kamen im Netz insgesamt 6 Fahrzeuge in Frage, welche selbstverständliche quer über England verteilt waren. Suchen kann man die Fahrzeuge prima über folgende 2 Seiten: https://www.lotus-forum.de/www.autotrader.co.uk und https://www.lotus-forum.de/www.pistonheads.co.uk.
Also eine halbwegs passende Route rausgesucht, grobe Termine vereinbart und Flug sowie Mietwagen gebucht. Flug war nach Gatwick über Easy-jet (deutlich besser als z.B. Ryanair) und Mietwagen über rentalcars.com. Beim Mietwagen war ich mir unsicher, da ein Mittelklassefahrzeug nur 86,- für 4 Tage bei unbegrenzten Kilometern kosten sollte. Aber auch da alles gut. Alamo ist eine Untergruppe von Europcar und der Mietwagen war nen nagelneuer Astra mit 2l Dieselmaschine. Nur das Lenkrad war auf der falschen Seite. Hatten aber fast alle Wagen dort drüben.
VIelleicht auch ein Vorbehalt den ich nehmen kann. Nach ca. 15 Minuten hat man sich auf den rechtsgelenkten Teil eingestellt. Linksverkehr bedarf etwas mehr Gewöhnung. Rechtsgelenkt auf Rechtsverkehr hat 2 Nachteile: Rechts abbiegen, gerade bei sowas wie der Elise bedingt eine schlechte Übersicht auf das was von links kommt und Überholen auf Landstraßen ist nicht gerade von Vorteil. Aber alles nichts kaufentscheidendes.
Das erste Fahrzeug stand bei Will Blackham. Wer ein bisschen sucht kommt um den Namen wahrscheinlich nicht drum herum. Schaut nach einem Privathaushalt aus, aber der Mann lebt vorwiegend vom Lotusverkauf für den Export und verkauft nach eigener Aussage jährlich etwa hundert Fahrzeuge (ausschließlich Lotus). Fachkompetenz ist meiner Ansicht nach tatsächlich vorhanden, das Auto war sehr gut.
Probleme gab es als es um die Probefahrt ging. Er war der Meinung, dass da das Fahrzeug wenig gelaufen ist (2004er mit 6800mls; Reifen aus 2003) es sich fahren muss wie neu und daher nicht gefahren werden muss. Ich wollte mich auf Katze im Sack nicht einlassen und bestand auf eine Probefahrt. Wir einigten uns auf eine Probefahrt auf dem Beifahrersitz und bei ziemlich sicherer Kaufentscheidung auf eine eigene Fahrt. Seine Laune sank dennoch spürbar. Nach Probefahrt auf den Preis angesprochen kam dieser mir sehr hoch vor. Im Hotel abends geprüft, wurde klar, dass der angebotene Preis 500 Pfund über dem ursprünglichen Anzeigepreis lag. Darauf angesprochen teilete er mir mit, dass ein Konkurrenzhändler mitgeboten hätte und er deshalb den Wagen teurer eingekauft hat als ursprünglich geplant. Vor Ort wurde mir noch mitgeteilt, das extrem viele Interessenten an dem Wagen dran seien.
Meiner Meinung nach wurde aufgrund der Nachfrage der Preis nach oben korrigiert. Kaufen ist immer auch ein gutes Stück vertrauen und das wurde durch solches Geschäftsgebahren nicht aufgebaut und der Wagen war für mich damit gestorben, unabhängig vom Preis.
Die Zustände der anderen Fahrzeuge waren höchst unterscheidlich und reichten vom Seelenverkäufer bis hin zu extrem gut, wobei die gewünschten Preise dicht beeinander waren. Also auf alle Fälle genau schauen vor allem auch unter den Wagen, dort versuchten einige Vorbesitzer den Waren durch Salzbehandlung zu konservieren. Das funzt aber nur bei Pökelfleisch und nicht bei Autos.
Gekauft habe ich letztlich in Northwich bei Mc Neil. Guter Service aber zäher Verhandlungspartner. Handeln scheint in GB nicht sonderlich beliebt zu sein. Mit etwas Hartnäckigkeit geht aber doch was. Neben Rabatt, gab's noch die Besorgung der COC-Papiere (spart beim anmelden in Deutschland viel Zeit und Geld), einen Service, Umstellung der Scheinwerfer und noch ein paar Kleinigkeiten.
Viel Glück hatte ich bei dem Händler bzgl. Versicherung. Nach einigem hin- und her bot er mir an mich tageweise in seine Händlerversicherung mit aufzunehmen, was mir die Möglichkeit gab, den Wagen direkt mitzunehmen. Dadurch verfiel zwar ein Flug, ich musste den Mietwagen woanders als geplant abgeben (extra Aufpreise und früher abgeben als geplant gibt auch keinen Nachlass) und ich musste mit Kreditkarte zahlen (damit ich am nächsten Tag losfahren konnte). Zahlen per Kreditkarte kostet in GB 2% vom Kaufpreis. Alles immer noch billiger, als eine zweite Reise, aber Sparpotential läge dort noch. Zurück bin ich über Dover mittels Fähre gefahren. Zuvor hatte ich gelesen, dass man am besten vorher reserviert. Ein paar Euro zusätzlich sollten mich aber auch nicht umbringen. Weit gefehlt... Freitagabendzuschlag bei P&O kostet jenseits der 100 Pfund. Übers Netz wäre man bei ca. 40,- gelandet.
Nun zum Fahrzeug: Ich habe wie bereits erwähnt 2 klrinr Kinder. Ich habe für den Wagen meinen 2008er Passat Pampersbomber (ich fahre jetzt nen billigen Lancia) und eines meiner Moppeds verkauft (mit Freigabe der Freundin). Nach den ersten Metern kann ich euch sagen, dass es das Auto auf alle Fälle wert ist. Fährt sich sehr direkt, klingt für einen Reihenvierer gut, dreht ordentlich und ist sehr sehr geil!
Ich hoffe ich konnte mit dem Bericht dem ein oder anderen helfen. Wenn ihr Fragen haben solltet, meldet euch einfach bei mir, ich hätte die Hilfe gebrauchen können.