Heel and Toe / Zwischengas

  • Kürzlich entsponn sich eine Debatte darüber, ob das Fahren mit Zwischengas beim Runterschalten sinnvoll und angezeigt oder affig und maniriert sei.
    Mein Gegenüber vertrat die These, dass es heute überflüssig sei, mit Zwischengas zu arbeiten. In der Tat ist das Double Declutch, also das doppelte Treten der Kupplung, nicht mehr unbedingt nötig, um die Synchronisierung zu unterstützen. Eine angenehme feinmotorische Übung ist es dennoch, und bei älteren Autos ist der Effekt auch deutlich spürbar.

    Aber auch das einfache Zwischengas halte ich für unverzichtbar, um Lastwechsel beim schnellen Fahren zu reduzieren. Die Gesetze der Fahrphysik ändern sich nicht.

    Any Opinions?

    Einmal editiert, zuletzt von Tatzentier (4. Juni 2004 um 13:36)

  • Prinzipiell habe ich das Zwischengas in meinen Reflexen eingebaut (liegt an den alten Autos, die ich zum Teil fahre). Ich tue dies als Synchronisationshilfe, wenngleich dies - bei Vergasermodellen - aus Sicht der Beschleunigerpumpe nicht unbedingt sinnvoll ist.

    Bei den heutigen Saugermotor/Getriebekonstellationen glaube ich, daß das Zwischengas technisch verzichtbar ist, vielleicht aber im Turbobereich nicht schlecht ist. Aber nix Genaues weiß ich nicht...

    Tand ist das Gebilde aus Menschenhand

  • Im Straßenverkehr völliger Mumpitz, auf der Rennstrecke beim Feilen um Zehntelsekunden unverzichtbar...

    Ich mache es aber auch nicht, will mir keinen Bänderriss im Knie zuziehen :D

  • Das Argument "schnellere Zeit" nimmt mich wunder: kostet denn das Zwischengas dem Amateurfahrer nicht die alles entscheidenden Zehntel-/Hunderstel-/Tausendstelsekunden?

    Was den Lastwechsel anbelangt: wieso soll das Auto mit Zwischengas ruhiger liegen, als ohne? Das kann ich nicht nachvollziehen bzw. fehlt mir die Phantasie.

    Tand ist das Gebilde aus Menschenhand

  • Wenn man die unterschiedliche Drehzahl von Motor und Getriebe beim Herunterschalten sozusagen über die Kupplung sich angleichen lässt, geht auf Grund der Bremswirkung (vom Motor) ein Ruck durch das ganze Auto. Das kann so weit gehen, das bei einem heckgetriebenen Auto die Hinterräder beim Anbremsen blockieren.
    Wenn Zwischengas so ein Mumpitz ist, dann frage ich mich, warum fast jedes Buch zum Thema Fahren Zwischengas empfiehlt und warum die Selespeed-Getriebe bei Alfa/Ferrari mit Zwischengas arbeiten.

    Einmal editiert, zuletzt von Tatzentier (4. Juni 2004 um 13:33)

  • Tatzentier - du scheinst keine andersartigen Meinungen zu akzeptieren, wie ??? :arsch:


    Wenn ich keinen Wert auf schnelle Rundenzeiten lege, dann brauche ich auch kein Zwischengas geben denn:

    dann fahre ich herkömmlich um eine Kurve, mit anfahren, runterbremsen, runterschalten, Bremse lösen UND DANN ERST einlenken.

    Und solange ich mich noch nicht in einer Kurve befinde und solange ich nicht wild runterschalte, sondern sachte und normal einkuppel bei entsprechender Drehzahl stört mich die Lastwechselreaktion überhaupt nicht.

    Entscheidend wirds nur, wenn ich auf der Rennstrecke IN die Kurve reinbremse und auch erst IN der Kurve runterschalte - dann kann mich der unsachgemäße Gebrauch der Kupplung aus der Kurve drehen.


    Ich habe mich dazu lange mit Joost und Joachim Westermann aus dem Seven-Mania-Forum unterhalten und beide empfinden das zumindest bei einem Caterham als Mumpitz - und Jo ist mehrfacher Challenge-Sieger, der sollte wissen was gut und schnell ist und was nicht.


    Alles andere auf der Landstraße ist Stammtisch-Geprotze oder willst du mir wirklich erzählen, das du mit normalen Straßenwagen aufgrund der Lastwechselreaktionen auf der Landstraße Angst vor´m Abfliegen hast ??? :cool:


    PS: es gibt natürlich noch einen Grund für Zwischengas: man will bei einem Turbo den Ladedruck aufrecht erhalten, um beim Rausbeschleunigen gleich wieder volle Leistung zu haben - aber auch das brauche ich bei einer gemütlich-zügigen Landstraßenhatz nicht wirklich...

  • Sirs,

    das geübte Fahren mit Zwischengas gehört ohne wenn und aber zu den elementaren Fähigkeiten, die man beherrschen sollte. Der technische Aspekt ist im Grunde einfach nachzuvollziehen: Die antriebsseitige Getriebewelle gibt eine *geschwindigkeitsabhänge* Drehzahl vor, zu der es ein ja nach gewähltem Gang ein motorseitiges und damit *drehzalabhängiges* Pendant gibt. Jede Differenz dieser beiden Drehzahlen bedeutet beim Einkuppeln nicht nur, daß die Kupplung Drehmoment verkraften (und angleichen) muß - was dann Rückwirkungen auf die Antriebsräder hat -, sondern auch, daß die Synchronringe ihrer Aufgabe nachkommen; ansonsten würde der Schaltvorgang sehr geräuschvoll, weil zwei verschieden schnell drehende Zahnräder nur ungern ineinander greifen.

    Will man also harmonisch (und, wenn man Fahrer wie Jim Clark als Vorbild nimmt, damit auch schnell) unterwegs sein, kommt man um doppelkuppeln nicht herum. Betrachten wir exemplarisch das Herunterschalten vor einer Kurve, von, let´s say, 4 nach 3: Mit der linken Hälfte des rechten Fußes wird gebremst, *während* der linke Fuß die Kupplung betätigt und die rechte Hand den Schaltknüppel in die Position "neutral" bringt. In dieser Position verharrend wird nun die Kupplung wieder los gelassen und genau so viel Gas gegeben, daß die motorseitige Getriebewelle in etwa jene Drehzahl erreicht, die bei der gewünschten Geschwindigkeit (wir bremsen ja noch) zu erwarten ist. Unmittelbar nach diesem Vorgang wird die Kupplung erneut betätigt, der 3. Gang gewählt und eingekuppelt - wer es richtig macht, wird feststellen, wie ungekannt sanft und leicht sich das Getriebe plötzlich schalten läßt, denn wir haben den Synchronringen viel Arbeit abgenommen und nebenbei die schon erwähnte Unruhe des Autos vermieden. Selbstverständlich verlieren wir durch diesen Vorgang keine Zeit, denn Bremsen müssen wir ja ohnehin - und das ganze geht, wenn man übt, unglaublich schnell.

    Schließlich ist es neben den technischen Vorteilen auch eine Frage der Eleganz, mit der ein Auto bewegt wird; und auch eine des persönlichen Anspruchs, denn es geht um die möglichst perfekte Beherrschung der Technik, die einem im Zweifel auch neue Horizonte eröffnen kann: Mir jedenfalls tut jeder leid, der eine Probefahrt z.B. in einem Maserati 250F angeboten bekommt und sie deshalb ablehnen muß, weil er ihn schlichtweg nicht fahren kann.


    L.

  • Und was bitteschön bringt das auf einer Landstraßenfahrt ??? :confused:

    Der Sinn ist mir noch nicht aufgegangen - ausser ich fahre einen LKW, da geht´s nunmal nicht anders...

  • Zitat

    PS: es gibt natürlich noch einen Grund für Zwischengas: man will bei einem Turbo den Ladedruck aufrecht erhalten, um beim Rausbeschleunigen gleich wieder volle Leistung zu haben - aber auch das brauche ich bei einer gemütlich-zügigen Landstraßenhatz nicht wirklich...

    Mit Verlaub, aber das ist nun wirklich Unfug, denn selbst Turbos der ersten Stunde bauen ihren Ladedruck schneller ab, als das Zwischengas dies je vermeiden könnte. Das ist auch zwingend notwendig, sonst würde nämlich die kinetische Restenergie des Turbos den Motor weiter *antreiben*, obwohl wir längst runter sind vom Gas - das Auto würde unfahrbar.


    L.

  • Zitat

    Und was bitteschön bringt das auf einer Landstraßenfahrt ??? :confused:

    Der Sinn ist mir noch nicht aufgegangen - ausser ich fahre einen LKW, da geht´s nunmal nicht anders...

    Smooth driving ist auch auf der Landstraße sehr erfüllend und zumindest in keiner Form ein Nachteil. Deshalb Gegenfrage: Warum nicht, und sei es, um zu üben?


    L.

  • Aber nicht, wenn ich erst garnicht vom Gas gehe, sondern den Gasfuß nur lupfe aber den Motor weiter auf Drehzahl halte - trotz getretener Kupplung.

    Das unterscheidet es natürlich den von dir bilderbuchmäßig beschriebenen Heel&Toe-Fahrstil. :w:

  • Ich sehe nicht warum man beim Landstraßen-Cruising so einen Stil üben sollte, wenn ich ihn nicht auch mal irgendwann im harten Einsatz einer Rennstrecke ausprobieren will.

    Und das der Stil heutzutage in modernen Straßenautos nunmal nur noch wenn überhaupt dann auf der Rennstrecke seinen Sinn erfüllt steht wohl ausser Frage, oder ?

  • Zitat

    Tatzentier - du scheinst keine andersartigen Meinungen zu akzeptieren, wie ??? :arsch:

    (...)


    GÄÄÄÄÄÄHN.

    Zitat


    Alles andere auf der Landstraße ist Stammtisch-Geprotze oder willst du mir wirklich erzählen, das du mit normalen Straßenwagen aufgrund der Lastwechselreaktionen auf der Landstraße Angst vor´m Abfliegen hast ??? :cool:

    Wer redet von Angst vorm Abfliegen? Es geht nur darum, unnötige Bewegung aus dem Auto zu nehmen, egal wie schnell man gerade fährt. hat nix mit Rundenzeiten zu tun, sondern mit Ästhetik.

    P.S: Ich sehe gerade Nevers Einverständnis - na, wie war das nochmal mit dem Stammtisch?

    Einmal editiert, zuletzt von Tatzentier (4. Juni 2004 um 15:04)

  • Wenn ich normal auskuppel, dann runterbremse und dann mit gefühlvollem Gasfuß (ist das jetzt Zwischengas oder ist das einfach normales Autofahren oder ist das Heel&Toe ?) wieder einkuppel und danach dann einlenke dann habe ich so gut wie keine Lastwechselreaktionen - weder im Auto, noch beim Beifahrer noch im Hirn. Da wippt nix, das ist normaler Autofahrer-Alltag - und das bei 60.000 KM Fahrleistung jedes Jahr.

    Genau so fuhr ich auch früher mit meinen Fun-Auto´s auf der Landstraße mit Beifahrerin - schön smooth und sachte - relaxed gecruised.


    Wo also bitte schön kommen dann eure Lastwechselreaktionen vor ? Ich verstehs nicht...


    Ist aber eh eine müssige Diskussion mit Theoretikern, aus der ich mich lieber wieder ausklinke.
    Während ihr Theorie übt fahre ich lieber mit meinem Kanu und meiner Holzhacker-Methode auf der Rennstrecke rum und hol mir abends einen runter, weil ich mal wieder der schnellste war...

    :D

  • Zitat

    Wo also bitte schön kommen dann eure Lastwechselreaktionen vor ? Ich verstehs nicht...

    Ist aber eh eine müssige Diskussion mit Theoretikern, aus der ich mich lieber wieder ausklinke.
    Während ihr Theorie übt fahre ich lieber mit meinem Kanu und meiner Holzhacker-Methode auf der Rennstrecke rum und hol mir abends einen runter, weil ich mal wieder der schnellste war...

    :D

    Dem kann ich mich doch etwas anschliessen. Einige Dinge scheinen schnell im Verbalbrei unter die Räder zu kommen.

  • Zitat

    Dem kann ich mich doch etwas anschliessen. Einige Dinge scheinen schnell im Verbalbrei unter die Räder zu kommen.

    ...und dabei sind es Deine Hinterräder, die vor den Kurven aus genannten Gründen auch schon mal blockieren - selbst schon gesehen. Es spricht also der Richtige.

    Soviel zum Thema Verbalbrei.


    L.

  • Zitat

    ...und dabei sind es Deine Hinterräder, die vor den Kurven aus genannten Gründen auch schon mal blockieren - selbst schon gesehen. Es spricht also der Richtige.

    Soviel zum Thema Verbalbrei.

    L.

    Als Zuschauer! :jump:


    PS:
    Ich beantrage den Smiley in die Sammlung aufzunehmen.

    Einmal editiert, zuletzt von kurvenräuber (5. Juni 2004 um 09:18)

  • Hallo Karuna,

    warum fragst du ?

    Willst mal mitmachen ? :xxx:

    Soll ich dich groß herausbringen in der Szene ?


    Lohnt sich, dann brauchst dir wie andere hier auch keine Gedanken mehr über Honda-Motor oder nicht machen :D


  • Endlich mal was konstruktives in diesem Forum, nicht immer diese gegenseitige Anmache.

    Und Geld für kleine Investitionen scheint auch noch drin zu sein. Einfach suuuuper.

    Jawohl seid doch beide ganz lieb :love: zueinander, am besten im Rahmen eines cineastischen Gesamtkunstwerkes.

    Werden wir uns dann auch gerne ansehen um mal wieder die Lachmuskulatur zu trainieren. :lach:

    Mann oh Mann seid ihr drauf.


    uglykraut

  • Zitat

    Ich finde, das schon die Vermeidung ewigen Kopfnickens der Beifahrer die Technik rechtfertigt - Stichwort Eleganz (hat auch was mit Belastung zu tun...)

    Da kann ich nur mit dem Kopf nicken, sprich: dir zustimmen. Es ist wirklich immer wieder ein Genuss, bei dir mitzufahren und ich bin stets voller Bewunderung für deine Schaltkünste nach dem von dir beschriebenen Ablauf. Der ist übrigens sehr anschaulich und ich habe schon während des Lesen sozusagen als Trockenübung alle Handlungen nachvollzogen.

    Mich haben die Argumente von Lord und Tatzentier absolut überzeugt und ich kann vom beifahren her nur bestätigen, dass es sich genau so smooth anfühlt, wie die beiden es beschreiben. Und ich bin (endlich) überzeugt, dass ich das unbedingt auch lernen muss.

    Emma

  • Der feine Herr möchte an dieser Stelle doch mal um eine Mitfahrgelegenheit bei den Filigrantechnikern bitten. Es scheint ja nicht nur ein philosophischer Ansatz hinter der Theorie des feinen Füßchens zu stecken, sondern auch ein fühlbares Phänomen - wie uns die geschätzte Emma Peel berichtete.
    Meinen ersten Ansatz, den Leerlauf im Rennbetrieb auf 3.000 Umdrehungen zu heben, werde ich wohl an anderer Stelle anbieten...

  • Zitat


    Da kann ich nur mit dem Kopf nicken, sprich: dir zustimmen. Es ist wirklich immer wieder ein Genuss, bei dir mitzufahren und ich bin stets voller Bewunderung für deine Schaltkünste nach dem von dir beschriebenen Ablauf. Der ist übrigens sehr anschaulich und ich habe schon während des Lesen sozusagen als Trockenübung alle Handlungen nachvollzogen.

    Mich haben die Argumente von Lord und Tatzentier absolut überzeugt und ich kann vom beifahren her nur bestätigen, dass es sich genau so smooth anfühlt, wie die beiden es beschreiben. Und ich bin (endlich) überzeugt, dass ich das unbedingt auch lernen muss.

    Emma

    Ersetzt man die Wörter fahren durch schlafen und schalten durch bumsen, ergibt sich folgende Aussage, die in die 68er Zeit paßt, als die Männer lange Haare trugen und softies waren. Heute sind das nur noch Lord und Tatzentier, und das auch nur noch beim schlafen, äh ... fahren. Hier also der wirkliche Beitrag von Emma Peel:

    Da kann ich nur mit dem Kopf nicken, sprich: dir zustimmen. Es ist wirklich immer wieder ein Genuss, bei dir mitzuschlafen und ich bin stets voller Bewunderung für deine Bumskünste nach dem von dir beschriebenen Ablauf. Der ist übrigens sehr anschaulich und ich habe schon während des Lesen sozusagen als Trockenübung alle Handlungen nachvollzogen.

    Mich haben die Argumente von Lord und Tatzentier absolut überzeugt und ich kann vom beischlafen her nur bestätigen, dass es sich genau so smooth anfühlt, wie die beiden es beschreiben. Und ich bin (endlich) überzeugt, dass ich das unbedingt auch lernen muss. Ende Text.

    DEM ist nichts mehr hinzuzufügen! :xxx:

  • Zitat

    [quote]

    DEM ist nichts mehr hinzuzufügen! :xxx:


    Ah, ein neuer Gast.

    Grundsätzlich ist dem Obengesagten nichts mehr hinzuzufügen, außer dass der andere Gast wohl gesprochen hat und wir uns auf´s köstlichste delektiert haben.

    Uglykraut

  • Diese Lesart eröffnet ja völlig neue Perspektiven. Danke für die Entschlüsselung! Ich glaube, ich muß auch mal bei soner Ausfahrt *mitfahren*.

    Der Gast und never können sich von mir aus derweil selbst ins Knie ficken.

    Karuna

  • Zitat


    Der Gast und never können sich von mir aus derweil selbst ins Knie ficken.

    Karuna

    Diese Ausdrucksweise zeigt dem zivilisierten Menschen, dass Karuna offensichtlich tief in den Sumpf der "Szene" abgeglitten ist und sich die Ausdrucksweise entsprechend auf diesem Niveau bewegt. :kiss:

    Dennoch müssen wir feststellen, dass es ja durchaus als erfreulich zu werten ist, wenn jemand in seinen Arbeitspausen auch anderen etwas Freude gönnt.

    Uglykraut