Ist es nicht komisch? Urlaub geht immer viel zu schnell um…
Da Monika der Meinung war, der Weg nach Malaucène sei für einen Tag zu weit, habe ich die Anreise von rd. 600 KM auf ca. 900 KM gestreckt. Wenn schon 2 Tage, dann auch richtig.
Los ging’s am 20.07. Die ersten Kilometer bis Martigny knatterten wir über die Autobahn. Danach kurz angehalten und das Dach verstaut. Die Sonne lachte uns an, die Straße über Valette und Champex war leer und kurvenreich. Ruckzuck waren wir am Gr. St. Bernhard. Auf der Passhöhe das obligatorische Foto gemacht und weiter ging‘s. Allerdings hatten wir den Pass in etwas anderer Erinnerung. Leitplanken, durchgezogenen Mittellinien und Überholverbotsschilder gab’s dort 1987 nicht. Waren wir wirklich in Italien? Die Anzeigen an den Tankstellen kletterten bis auf 2,01 €/Ltr. Das konnte nicht mehr die Schweiz sein…
Gespannt waren wir auf den kleinen St. Bernhard: auf der Italienischen Seite eine herbe Enttäuschung: auch hier Überholverbot, durchgezogenen Mittellinien und vor sich hindümpelnde Automobilisten, die besser das Velo genommen hätten, also Ruhe bewahren! Man hat ja schließlich Urlaub. Wir erreichten die Passhöhe, nahmen auf der französischen Seite eine kleine Auszeit und waren gespannt auf die folgende Abfahrt. Was folgte, hätten wir nie zu träumen gewagt: eine völlig leere Straße, keinerlei Markierungen und Warnschilder schienen die Franzosen nicht zu kennen.
Wir erreichten Val d’Isere, staunten über die Bausünden (hier wollten wir keinen Urlaub verbringen) und hatten den nächsten Pass vor der Nase: Col de l’Iseran, 2770 M.ü.N.N.
Über Lanslebourg und St.-Julien-Mont-Denis ging‘s zum nächsten Highlight: Montvernier, nicht hoch, dafür umso spektakulärer schlängelt sich die kleine Straße in kurz aufeinanderfolgenden Spitzkehren den Hang hinauf. Sensationell!
Die ersten Km unserer Anreise waren hinter dem Col du Glandon geschafft, wir suchten uns bei Grenoble eine Bleibe für die Nacht und ließen es uns beim „Italiener“ schmecken.
Der Samstag begann wie der Freitag endete: mit Kurven! Wir gewannen schnell an Höhe, ließen dem Lieschen freien Lauf und freuten uns über die kleinen Landstraßen mit wenig Verkehr. Die D76 brachte uns nach Combe Laval und dem Col de la Machine. Combe Laval war der Hammer! Die GoPro blieb an und wir sind sofort zurückgefahren – das kann man mit einem Mal nicht begreifen!!
Nach einer kurzen Kaffeepause kam der Col de Carri unter die Räder. Es folgten der Col de Proncel sowie der Col de Rousset. Irgendwann am Nachmittag erreichten wir unseren Urlaubsort Malaucène. Ein nettes Städtchen, das hauptsächlich vom Tourismus lebt. Der „Hausberg“ Mont Ventoux (1912 ü.N.N.) ist beliebt bei Radfahrern und entsprechend belagert. Aber auch auf den Märkten der Umgebung ist ordentlich was los. Obst, Gemüse, Sommertrüffel, Würste, frische Fische und allerlei Meeresgetier, aber auch Gewürze und Nougat verführten Nase und Magen…
Mittwoch:
Malaucène - Col de la Bonette - Malaucène
Um nicht ganz auf Elise - Entzug zu gelangen, entschlossen wir uns zu einem kleinen Ausflug: Col de Perty sei nur am Rande erwähnt, Col de la Bonette hieß unser Ziel. Mit 2805 Metern über NN die angebl. höchste geteerte Straße in Europa! Bei herrlichstem Wetter spazierten wir dort mit kurzen Hosen und T-Shirt umher…
Und wenn man schon in Isola ist, was hält dich von einem Abstecher nach Isola 2000 ab? Nichts. Aber Holla, die Waldfee. Da hatte man aber zugeschlagen! Eine Bettenburg neben der anderen, Skipisten, die mit dem Bulldozer dem Berg entrissen wurden, kurz: nichts für uns…
Es folgten Col deLa Couillole, ein ordentlicher Regenschauer und der Col de Champs.
Samstag:
Es hieß Abschied nehmen von der Provence, duftenden Lavendelfeldern und netten Menschen, die uns mit Rat und Tat behilflich waren und uns so manch gutes Restaurant empfahlen. Die Liese brachte uns über den Col d’Izoard, Col du Lautaret, Col de Galibier, und Col de la Madeleine bis kurz hinter Chamonix.
Sonntag: Von Chamonix über Martigny nach Ulrichen, ab auf den Nufenen, der uns zum 2. Mal mit schlechtem Wetter empfing, rüber zum Gotthard, weiter nach Andermatt und Wassen. Dort links über den Susten. Was in Wassen mit leichtem Nieselregen begann entpuppte sich kurz vor der Passhöhe als wahrer Wasserfall. Ich hab’s dann vorgezogen weiter offen zu fahren. Möglicherweise hätte ich mich nach der Dachmontage in eine Badewanne gesetzt…Hinter dem Tunnel auf der Passhöhe empfing uns dichter Nebel, anschließend eine heiße Ovo in Meiringen, die hatten wir uns verdient. Noch schnell über den Brünig, (es war Schwingfest und entsprechend voll, also doch nicht so schnell) weiter nach Luzern und von da über die Autobahn nach Hause.
Jetzt ist das Lieschen dreckig wie sonst was, unser Urlaub ist rum und jetzt muss ich Fotos und Filme sortieren…
Hoffentlich habe ich die ganzen Pässe nicht durcheinander gewirbelt, ich bitte um Nachsicht.
PS: Fotos und Filme in Kurzversion folgen