ZitatDa ich ja gelegentlich mit den entsprechenden Materialien und Verfahren arbeite hier noch ein kleiner OT Nachsatz:
Guter Hinweis, machen wir doch einen Ableger draus... https://www.lotus-forum.de/phpForum/topic…7&page=6퉨
ZitatRI (Resin Infusion oder Infiltrieren): Eine einteilige oder mehrteilige Form wird entweder mittels Vakuumfolie abgedichtet und evakuiert, oder aber durch eine zweite Formhälfte geschlossen und evakuiert.
Zweiteilige Formen kenne ich nicht als Harzinfusion, sondern als VaRTM, auch dann, wenn auf der Hatzseite gar kein höherer als Umgebungsdruck anliegt. VaRI(M) scheint eher im englischsprachigen Raum gebräuchlich zu sein.
ZitatDurch das Vakuum wird das Harz/Härter Gemisch in das trocken eingebrachte Fasermaterial gesaugt. Ergibt die beste Bauteilgüte! Wo vorher keine Luft war ist danach auch keine.
Naja, wenn Du mir schon Unsinn unterstellst, kann ich den Ball gerne zurückspielen: Es gibt wesentlich bessere Verfahren, u.a. eben VaRTM, Gergs VPL und teilweise auch automatisierte Prepreg-Layer etc. RI ist nur unter den "Bastler-tauglichen" Verfahren das beste, auf die Aussage könnte ich mich runterhandeln lassen. Und richtig gut ist es eh nur für flächige Konstruktionen, hat man viele Sicken etc., wird der FVA auch mal ganz schön mies - Stichwort Harznester. Und logischerweise ist es nur für monolithische Laminate oder Sandwiches mit geschlossenen Schäumen geeignet.
ZitatRTM: günstigste und Großserientauglichste Variante, bedingt aber eine Druckfeste mehrteilige Form. Vereinfacht gesagt wird das Harz/Härter Gemisch mit niedrigem Druck in das bereits in der From vorhandene Fasermaterial gepresst.
Auch hier können extrem hochwertige Bauteile entstehen. An den Faservolumengehalt eines RI Bauteiles kommt man jedoch nicht ran.
So pauschal stimmt das nicht, es kommt bei beiden Verfahren auf die Details an. Ein RTM mit nachgesetzten Formhäften schafft gute Matrixverteilungen UND ziemlich hohe FVA, an die RI mit Vakuumsack nicht drankommt. Da die Fliessmuster des Harzes u.a. vom Druckgefälle abhängig sind, ist RTM dem RI da auch potentiell überlegen, was die Benetzung der Fasern angeht. Und SMC ist was "großserientauglich" angeht, wiederum besser als RTM - dass SMC meist mit Wirr- und Kurzfasern kombiniert wird, liegt am Anwendungsfall für die weitaus meisten Großserienprodukte. Es bleibt nunmal einfacher, den FVA in einem ebenen Halbzeug einzustellen als im fertigen Bauteil.
ZitatVARIM: Hier wird das harz nicht nur unter Druck in das gschlossene Formwerkzeug gepresst, sondern die vorhandene Luft wird auch noch via Vakuum abgesaugt.
s.o.
Und bei Vakuum kommt hinzu, dass da bei allen die Gefahr besteht, das sich schlicht Blasen aus der Matrix heraus bilden, quasi Kochen, das hat nix mit Luft zu tun. Stell mal frisch gerührtes Epoxid in den Exsikkator und schraub den Druck mal richtig runter, sehr beeindruckendes Schauspiel. Da haben Prepregs einen Vorteil.
ZitatPrepreg: Hier kommt es auf die Prepregs die verarbeitet werden an. Das kann von knapp unter der Qualität eines perfekten RI Bauteiles bis hin zur Qualität eines sehr gut gefertigten Handlaminates herunterreichen. Entgegen der landläufigen Meinung gibt es häufig Luftblasen Einschlüsse.
Nicht, wenn man das Verfahren beherrscht, und die Leute, die bei meinem Brötchengeber die Teile machen müssen, die ich mir so aus dem Hirn leiere, beherrschen es. Auf die Idee, das RI besser ist als ein korrekt kompaktiertes Prepreg, käme hier keiner - allein schon, weil bei komplexeren Teilen mit mehrteiligen Formen und Hinterschnitten gerne mal massive Harznester auftreten. Die sind mit Prepregs wesentlich besser zu beherrschen. Und teilweise hatten wir bei Prepregs eher das Problem, dass mit entsprechen "harzhungrigen" Peelplys etc. der FVA dann zu gering wurde. Mal ganz abgesehen davon, dass Prepregs fast schon Bedingung sind, wenn man Waben einsetzen will - von Taylor-Made-Halbzeugen mal abgesehen (wobei das auch Prepregs sind, nur eben mit komplexerer Faserkonstruktion vor dem Einformen).
ZitatHandlaminat: wenn der Verarbeiter weiß was er macht, viel besser als sein Ruf!
Es bleibt trotzdem blanker Humbug zu behaupten, dass "Handlaminat" ja ach sooo toll wäre wäre als der ach so langweilige okinaal VARI-Prozess. Sorry, das ist Wunschdenken und Verkaufsdampfgeplauder.
ZitatDies gilt auch für die Spielformen mit Vakuum etc.
Ich würde mal sagen, das gilt NUR für diese.... wobei ein Handlaminat mit Vakuum schon nah an einem Vacuum-Bag-RI sein kann.
ZitatDer obige Satz von wegen lieber ein Glasfaserbauteil in RI hergestellt als ein handlaminiertes Aramidbauteil, ist so gesehen absoluter Unsinn.
Wenn Du mir schon Unsinn unterstellen möchtest, lies doch bitte den Satz nochmal. Da stehen zwei Adjektive vor den jeweiligen Verfahren....
Aramid in einem Handlaminat zu verarbeiten (wobei ich unter einem Handlaminat eben erstmal keine Vakuum-Unterstützung verstehe, dazu ist der Verfahrensbegriff einfach viel zu schwammig und v.a. hat Kollege Kylie das ja auch in Gegensatz setzen wollen....) ist gerne auch mal Materialverschwendung, grade bei dem Fasertyp kommt es auf minimalen Harzeinsatz an - Stichworte ILS, Kerbwirkung durch die Faser selbst und die Problematik von fehlenden bzw. unzureichenden Aramid-Schlichten - und der ist nunmal nicht zu erreichen, so gut ist kein Handlaminierer auf diesem Planeten. Okay, wenn man gegen Beschuss laminieren will, hat ein hoher FVA vielleicht noch Sinn.... Ich vermute aber mal schwer, dass Lotus die Kevlarteile auch mit Vakuumsack verarbeitet hat. Wie gesagt, ich hab mich eher über die Vollmundigkeit trotz offensichtlicher Ahnungslosigkeit in dem Verkaufstext amüsiert.
Tim