Hintergrund: Vor zwei Jahren habe ich mich entschlossen, meine MK1 über den Winter einzumotten. Ich bin beruflich einigermaßen viel unterwegs, und für Autobahn A nach B war mir der Lotus einfach zu schade. Von 2000 bis 2005 habe ich den Wagen ganzjährig bewegt. Zuerst habe ich einen 17 Jahre alten 964 Carrera 4 erstanden, der aber in 9 Monaten in meinem Besitz EUR 9.000,- außerplanmäßige Reperaturen verursachte und den ich außerplanmäßig wieder verkauft habe. Die Frage am / zum 1.10.2007 (Lotus Saison-Ende) war also: welches Auto?
Da ich überhaupt keine Präferenz habe und für keine Marken sonderliche Sympathien hege (nur Antipathien für Mercedes und Audi), kam eine Menge in Betracht. Vom X-Type über 350Z, E46-Cabrio, Coupé oder Kombi über Renault Clio V6, 1er BMW und Seat Leon FR oder Cupra war alles dabei. Einzige Bedingung war Kaufpreis unter 40.000 EUR + ein klein wenig Ökonomie in der Entscheidung (laufende Kosten) sowie Alter nicht über 2 Jahre. Da sind dann viele rausgefallen; z. B. M3 oder Evo mit an Albernheit grenzenden Versicherungsprämien, Z3 Coupé zu alt, Boxster oder MX-5 imagetechnisch indiskutabel.
Ich habe 4 Wochen gesucht und bin ca. 20 Fahrzeuge Probegefahren (u. a. 3er alt / neu in Kombi und Cabrio, Seat Leon Cupra und FR, X-Type, 350Z, Jeep Rubicon, Land Rover Defender, Ford Mustang 2007, Citroen C4, Peugeot 207 RC Cup), aber je mehr ich gesucht habe, desto beschissener fand ich das Thema und desto unwohler habe ich mich gefühlt. Fazit: Das einmal definierte Fenster zwischen subjektiv positiver Wahrnehmung in Bezug auf Fahrgefühl, Beschleunigung, "Eins-fühlen mit Auto" (Lotus) und Luxus, Kraft, Appeal, Sympathie und ungeschlagener Souveränität (Porsche) ist sehr klein. Am ehesten gefielen mir noch Impreza, Clio V6 Sport und X-Type, allerdings waren die mir letztlich im Auftritt too much bzw. zu stieselig.
Ein guter Freund hat sich in dieser Zeit ein neues 3er Coupé gekauft, also bin ich mal mitgefahren und Hände in den Taschen durch den Verkaufsraum bei BMW geschlendert. Ein gewiefter Verkäufer hat mir dann einen Works Mini schmackhaft gemacht und auf den ersten Blick fand ich den Wagen auch OK. Famos: Die Aufpreispolitik. Fahrzeugkosten sind ungefähr EUR 21.000,-, Sonderausstattung EUR 14.000,- (alles drin bis auf Park-Distance-Control und Schiebedach). Bestellt, 8 Wochen Lieferzeit.
Jetzt fahre ich so einen beinahe vollausgestatten Cooper S mit Works-Kit, dem auf dem Prüfstand 212 PS attestiert wurden. Leder, Navi, alles klasse, die Innenausstattung ist edel, die Bedienung von verspielt unsinnig (Tacho, Fensterheber) über völlig bescheuert (BMWs Bluetooth-Philosophie, Eingabe über Sprachbefehle) bis funky (Ambience-Lights, automatisches Fahrlicht, Regensensor). Ein wenig Unwohlsein verbreitet die Abwesenheit jeglicher Temperatur- oder Druck-Anzeigen, stattdessen warnt der Karren ohne Unterlass vor nicht angelegten Gurten, Kälte, offenen Türen usw. Trotz für meine Begriffe angemessener Fahrweise schluckt der Mini locker 10-11 Liter, was vor allem natürlich an meinen zeitweiligen Vollgas-Autobahnfahrten (Eile, Termine) liegen wird.
Wie man den Wagen in der Presse als "Kurvenfresser" und "Kleinwagenrakete" verkaufen kann, ist mir ein Rätsel, hat er doch alle Nachteile, die ein hochgebauter Fronttriebler mit sich bringt und die auch in der Theorie nicht wegzudiskutieren sind. In der Kurve fährt er beim Beschleunigen trotz Differential geradeaus, das Fahrwerk ist ein Albtraum und soll nur Härte (und dadurch wahrscheinlich Sportlichkeit) suggerieren. Die habe ich bei meiner Elise zwar auch, aber mein Koni-Gewindefahrwerk bietet noch Restkomfort und lässt mich nicht jede Zigarettenkippe spüren. Zudem neigt sich der Wagen in jeder Kurve spürbar, die Lenkung ist nicht ganz so gefühlsneutral wie im Boxster oder Cayman aber dennoch seltsam unkommunikativ und immer irgendwie künstlich. Man kommt zwar schon um jede Ecke, aber ich schaffe es einfach nicht, uneingeschränktes Vertrauen aufzubauen.
Durch die Turbo-Aufladung kommt der Mini bisweilen etwas zögerlich aus dem Keller, die Ansprache vom Gaspedal wirkt wie um Millisekunden verzögert. Die Sporttaste soll angeblich Lenkung und Gaspedal direkter ansprechen lassen, ganz ehrlich, ich erkenne da keinen Unterschied.
Zum Positiven: Die Works-Abgasanlage macht einen funky Sound, von dem man bei geschlossenen Fenstern aber nicht das Geringste mitbekommt. Die Sitze sind fantastisch, das Navi ist genau und pro-aktiv. Die Beschleunigung bei trockener Straße ist ordentlich aber nichts, was einen in den Sitz drücken würde, dennoch ist die Sechsgangschaltung direkt, kurz und fühlt sich gut an. Auf der Uhr schafft der Works locker 240 km/h auch ohne besondere Anstrengung, hat aber wiederum nichts zu tun mit der Beschleunigsungsorgie vom Boxer aus meinem Elfer, der bei jeder Drehzahl prinzipiell souveränen Druck machte. Landstrassenfahrten bei Tempo 80 bis 140 sind OK, das Schalten ist lustig und zwischen 4.000 und 6.000 U/min kommt fast so etwas wie Fahrspass auf.
Ich hab mich dran gewöhnt und finde auch teils Gefallen an dem Licht in den Türen, der Sitzheizung im Winter und der Tatsache, dass ich meinen iPod anschliessen kann. Stehe ich dann Samstags in meiner Scheune und putze meinen Lotus, weiss ich, dass ich den ganzen Mist aber eigentlich gar nicht haben will.
Kurzum: Der R56 JCW ist ein sehr bemühter Partner im täglichen Einsatz - aber einfach nichts fürs Herz.