Es ist ja bekannt, daß die elektronischen Medien ihre Sendezeiten irgendwie füllen müssen.
Nachvollziehbar ist ebenso, daß das stundenlange Abfilmen der Bergung eines verirrten Wals in der Themse nicht viel kostet und also ins Konzept passt.
Die durch gewisse Filme und PR-Arbeit der Umweltschutzorganisationen geleistete Anthropomorphisierung des Wals, der ja gleichsam als der bessere Mensch gezeichnet wird, ist mir auch präsent.
Aber erklärt all das Hysterie der Menschen bezüglich dieses dämlichen Wals in der Themse? Muss das sein? Diese vollkommene und rückhaltlose Infantilisierung?
Schade, daß Augenmaß und Urteilkraft so zügig schwinden. Und schade auch, daß immer weniger Menschen die Kraft aufbringen, ihre eigenen moralischen Impulse nüchtern darauf zu befragen, um wen es denn dabei wirklich geht: Um die Sache (hier: der Wal) oder vielmehr um sich selbst, nämlich um die moralische Gesinnung, die das Selbstwertgefühl preisgünstig stärkt und die eigene Bedeutung steigert. Sentimentalität ist immer nur zum Teil naiv; sie ist auch berechnend.
Irgendwann ist es soweit, daß die primitiven Maßstäbe der Sportberichterstattung alles bestimmen werden in den Medien: Sieg oder Niederlage. Tod oder Leben. Ja oder Nein. Natürlich verpackt in ein "Drama", an dem sich alle aufgeilen. Zusammenhänge, Hintergründe? Dafür müsste man ja nachdenken!
:kotz: