Wir hatten uns für ein Juli Wochenende einen Trip mit dem neuen Super Se7en und als Begleitung einem Speedster vorgenommen.
Ja, der Speedster ist kein Lotus - es ist ein Opel - aber wer sich auskennt der weiss, dass der Motor in der Elise MK1 ein Rover war und in der MK2 ein Toyota. Im Speedster ist es ein Opel Motor - eine Entwicklung von Lotus wie sie bereits im Opel Astra Cabrio verbaut wurde. Ein robustes Aggregat mit hohen Drehzahlen und gutem Hubraum / Leistungsverhältnis. Auch alle anderen Teile des Speedsters sind mehr Lotus als viele wissen; denn das Auto wurde im Auftrag bei Lotus gebaut.
Um 06.00 morgens klingelte der Wecker und es war kalt draussen - gar kein Se7en Wetter: Um 07.00 trafen der Speedster Pilot und seine Beifahrerin ein, als gerade Nieselregen einsetzte. Statt wie geplant bereits los zu fahren beschlossen wir zuerst noch ausgiebig zu Frühstücken und fuhren nach zwei Stunden los. Die Strassen waren fast trocken, doch der Himmel war grau und das Wetter nicht so freundlich wie es hätte sein können. Eigentlich nichts neues, denn immer wenn ich mit Roger (dem Speedster Pilot) irgendwo hin fahre, ist das Wetter am ersten Tag garstig…
Von Winterthur furhren wir ohne Dach nach Pfungen, Lufingen und dann nach Kloten um dort atypischerweise die Autobahn zu nehmen. Wir hatten ein hoch gestecktes Tagesziel welches ohne Autobahn nicht machbar wäre. Via A1 fuhren wir über den Zürcher Nordring in Richtung Bern und dann Richtung Lausanne. In Estavayer - le - lac hielten wir zum ersten Mal an, da ein stetes Tröpfeln einsetzte und sich auch eine Pinkelpause für angebracht zeigte. Als das Tröpfeln einem echten Regenschauer wich, kapitulierten wir und montierten das Dach. Am Speedster war das schnell gemacht - am Se7en hiess das, Kofferraum ausräumen, Verdeck rausnehmen, Dachstangen aufstellen, Türen rausnehmen und alles montieren. Wir wurden bereits zum ersten Mal nass und waren noch nicht einmal ausserhalb der Schweiz. Nach einigen Geduldspielen war der "Kofferraum" wieder geladen, das Dach montiert und die Türen am Auto und so wurde der Tank noch gefüllt. Wer den Se7en mit Dach kennt: Tür aufmachen, Füsse zuerst reinstellen, reinbalancieren, reinschlüpfen, angurten, feststellen, dass der Schlüssel noch in der Tasche ist - abschnallen - probieren an den Schlüssel zu kommen - leise fluchen - aussteigen (lauter fluchen) - Schlüssel aus der Tasche fischen - Füsse zuerst rein - reinschlüpfen, Schweisstropfe abputzen, Schlüssel stecken, Zündung einschalten und 100 Meter zur Tankstelle fahren - da das ganze Spiel von neuem…
Nach 30 Minuten Halt und vier mal ein- und aussteigen waren wir soweit und fuhren weiter Richtung Westen. Es ging via Lausanne nach Genf. Da unser Navigator (die Speedster Fraktion) "Genf" als Ziel im Navigationssystem eingegeben hatte, führte uns das Navigations-System von der Autbahn herunter quer in die Stadt Genf. Nachdem wir das selbe Quartier dreimal umrundet hatten, übernahm ich die Führung und führte uns über die Grenze nach Frankreich, um dort wieder auf die Autobahn nach Bonneville zu kommen.
In Bonneville bogen wir ab und nahmen die Nebenstrasse nach La Clusaz. Eine wirklich empfehlenswerte Route durch eine fantastische Schlucht mit guten Überholmöglichkeiten und toller Akkustik. Mit Dach auf dem Se7en war das nicht ganz so lustig, aber die Sonne guckte hinter den Wolken hervor - so waren wir umso mehr motiviert schnell nach La Clusaz zu kommen.
Da angekommen hielten wir auf dem Parkplatz an und demontierten das Dach und die Türen. Der Sommer war zurück und der Tag war gerettet. Es war zwar noch etwas kühl - aber es gibt ja keinen Wind der einem Se7en Fahrer zu hart oder zu kalt sein könnte (dachten wir).
Nach einigem Austausch über den Streckenverlauf nahmen wir den Col des Arravis in Angriff . Die Strasse war trocken und die Luft war rein. Die Strassen waren fast leer - so konnten wir die Autos die schöne Strasse hinauf jagen und unsere Reise in vollen Zügen geniessen. Oben angekommen setzte ein kleiner Nieselregen ein - kein Problem - denn Steigungsregen sind ja üblich in den Bergen - somit ging es runter nach Flumet. Auf dem Weg dahin begann starker Regen eizusetzen. Als dann meine Brille so stark beschlug, dass die Sicht nicht mehr gegeben war, hielten wir in einer Gallerie um kapitulierend das Dach zu montieren. In Flumet angekommen, musste man einmal ums ganze Dorf fahren, um nach Les Saises abbiegen zu können - die spinnen die Franzosen…
Eine wunderschöne Strasse führte uns durch Wälder und Auen nach Les Saises. Es war bereits 14.00 und die Franzosen scheinen wohl keine grosse Begeisterung für warme Küche am Nachmittag aufbringen zu wollen. Nach einigem Suchen fanden wir ein Restaurant mit durchgehend warmer Küche. Wir stellten die Autos unweit vom Restaurant ab, verschlossen die Türen und Fenster und stellten sicher, dass das Dach dicht war (resp. so dicht wie ein Lotus Dach eben ist).
Zu Essen gab es zwei Menüs. Ein komische Raclette mit Kartoffeln oder ein Stück Fleisch mit Spaghetti. Das Spaghetti Menü war ein Reinfall - die Spaghetti waren nicht gerade "al dente" und das Fleisch war zäh… (ungeniessbar). Das Raclette war aus speziell widerstandsfähigem Käse produziert worden. Wir waren uns sicher, mit diesem Käse könnte man Polyurethan Klebstoffe ersetzen. Nach dem Essen machten wir uns mit Dach auf den Autos auf nach Beaufort um von da den "Cormet de Roslends" zu erfahren. Ein wunderschöner Pass, der zuerst durch das Städtchen Beaufort danach durch ein Tal führt und dann über eine imposante Strasse in die Höhe führt. Auf halber Strecke kommt man an einen wunderschönen See der je nach Wetter grün, blau oder auch rabenschwarz zu sein scheint. Die Strasse führt danach an steilen Felswänden vorbei und durch Alpweiden schliesslich zur Passhöhe. Von da geht es steil hinunter, zuerst über felsiges Gelände, danach durch ein enges Waldsträsschen in Serpentinen bis hinunter nach Bourg de Saint Maurice. Die Strecke ist traumhaft ohne Verkehr. Bei langsamen Wohnmobilen kann es schon zur Geduldsprobe werden, da überholen nicht wirklich möglich ist.
Nach Bourg de Saint Maurice führte uns die Strasse in Richung Val d'Isère - doch vorher hielten wir kurz an um Rast zu halten und dem Aufzug des Gewitters zuzusehen. Zuerst begann ein Böen artiger Wind zu wehen, danach schoben sich Wolken über die Berge und schliesslich verdunkelte sich der Himmel. Wir packten unsere Sachen zusammen und machten uns auf nach Val d'Isère zu kommen. Das Dorf ist wohl das beste Beispiel für Bausünden und eine Verschandelung der Landschaft. Im Zentrum fanden wir ein vier Sterne Hotel (Christina), das auch Spa und einen vernüftigen Preis anbot. Wir checkten ein und trafen uns im Whirlpool und der Sauna, um uns von den Strapazen des ersten Reisetages zu erholen. Fazit: Die Landschaft ist wundervoll, die Strassen sind wie für unsere Autos gemacht - einzig das Wetter war nicht ganz perfekt, doch ein gutes Spa konnte über all das hinwegtrösten. Nach ausgiebigem Spa-ing machten wir uns auf die Suche nach einem Abendessen. In einem kleinen niedlichen Restaurant fanden wir ein "Fondue Savoyen" - für alle die ein Schweizer Fondue zu schätzen wissen - das Fondue Savoyen ist nicht zu vergleichen. Der Käse scheidet sich vom Öl und zieht elend lange Fäden. Es schmeckt nach verbranntem rauchigem Käse und nach Öl. Nach einer zweiten Flasche Wein machten wir uns auf zur Hotelbar um dort bei einigen Cocktails den Abend ausklingen zu lassen. Wir hofften auf besseres Wetter für den nächsten Tag.