Pferdeäpfel im Scheitelpunkt

  • Ein Vorteil des dieser Tage vorherrschenden penetranten Regenwetters: Das Auto sieht nach einem inspirierten Cross Country dash (Übersetzungsvorschläge willkommen) aus wie Sau. Ich durfte das heute an meinem Mini feststellen.

    Der vorher noch proper glänzende dunkelblaue Lack war nach 50 Kilometer zügiger Fahrt über nasse Nebenstrecken an den Flanken mit schlanken, länglichen Staubstrichen überzogen und dann am Heck großflächig mit sandfarbenem Dreck eingenebelt, und zwar von oben bis unten.
    Mit Bremsstaub bedeckte Räder hat jeder, der sein Auto nie wäscht, zerplatzte Fliegen an der Front kann auch der Kopiergeräte-Außendienstmitarbeiter an seinem Passat herumfahren. Der mit Lehm superfein besprühte Mini dagegen erzählt jetzt jedem, der in der Stadt hinter ihm steht, von späten Bremspunkten, tiefen Pfützen auf der Ideallinie und sauber angepeilten Scheitelpunkten die von Pferdeäpfeln markiert werden.
    Allerdings habe ich den Fehler begangen, die Heckklappe mit dem Daumen zuzudrücken, das perfekte Staubgemälde, das der Wind auf das Heck gemalt hatte, wird nun von einem Makel der Sauberkeit gestört.

    Übrigens ist Lehm und Sand den toten Insekten unbedingt vorzuziehen. Eine mit sinnlos zerstobenen Fliegen, Bienen und Mücken übersäte vordere Clam der Elise kann für einen Augenblick sexy sein, doch es überwiegt schnell das memento mori. Sand hat nie gelebt und ist schnell abgespült. Auch das Salz kann im Winter hübsche Ornamente zeichnen.

    Man sollte diese Details nicht unterschätzen! Oder hat je einer einen silbernen Mercedes SLK gesehen, der schmutzig gewesen wäre?

    Regards,
    mmz

  • Einer der schönsten Momente der Alpentour war dieser Einklang mit dem Wagen, als wir hoch oben auf Bergpässen standen und die Ohren dröhnten.

    Ich, sonnengebräuntes Gesicht und unrasiert, die gleichen Klamotten tagelang getragen, der Ar*** schmerzte, worn out und happy. Dort der Wagen: Insekten überseht, die Seiten komplett mit Schmelzwasser "verziert" die Felgen besonders vorn kaum noch als Silber zu deuten und - das weiß ich genau - ebenso happy !!

    Nur soviel zum Thema "Dreck"

    Grüße
    AR

  • Sirs,

    im Grunde sind wir da schon wieder bei den idealen automobilen Momenten - zumindest aber bei den Rahmenbedingungen.

    Jedenfalls stütze ich die These von Tatzentier mit vollem Herzen: Der richtige Dreck kann ein heroisches Ausrufezeichen sein, wenn es um temporäre Autokommunikation geht. Gut, daß es bei den meisten Fahrzeugen im Innenbereich einen Griff gibt, um die Heckklappe sauber zu schließen - damit ein Kunstwerk noch einen kleinen Moment weiter exisitieren kann, bevor der nächste Regenguß es ohnehin zerstören wird.


    Gruß, Lord