Ich hab auch noch zwei Zweiräder zu verkaufen.
1. Piaggio NRG 50 Roller mit 68cm³ Malossi Zylinder, 17.5mm Vergaser, Polini Variomatik und Kupplung, Sito Auspuff. Fährt etwa 80 km/h und man muß beim Beschleunigen bis ca. 30 km/h aufpassen, damit das Vorderrad am Boden bleibt
2. Gilera SMT 50 Schaltmopped, 6 Gänge, 17 Zoll San Remo Speichenräder, 78cm³ Malossi Zylinder, Metrakit Auspuff mit FMF Schalldämpfer, Dell'Orto PHBG21 mit bearbeitetem Luftfilterkasten und und und... 15 PS mit 95kg vollgetankt!
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Einspritzen ist so ne Sache. Dadurch, dass man den Zweitakter durch die Auspuffform aufläd... Durch den sich öffnenden Konus wird die Unterdruckwelle beim entladen des Zylinders unterstützt, bis die Druckwelle gegen den zulaufenden Konus läuft und reflektiert wird. Beim Entladen wird Frischgas mitgezogen, da der Auslass und die Überströmkanäle offen stehen. Dieses Frischgas wird nun durch die reflektierte Überdruckwelle zurück in den Zylinder geschoben, idealerweise genau dann, wenn die Überströmkanäle gerade geschlossen sind. Der Auslass macht idealerweise genau dann zu, wenn alles Frischgas wieder im Zylinder ist. Der Zylinder ist dabei überladen.
Das Gas entweicht mit Schallgeschwindigkeit aus dem Zylinder. Die ist pi mal daumen c=20,05 m/(s*K^0,5)* T^0,5
Also Wurzel der Temperatur in Kelvin mal 20,05.
Die zurückgelegte Strecke soll L sein und in der Zeit zwischen dem Öffnen des Auslasskanals und dem Schliessen der Überströmkanäle zurückgelegt werden.
Daraus ergibt sich die Zeitspanne
t=1/n * (ta - (ta - tü)/2)/360°
ta ist die Auslasszeit in ° Kurbelwellendrehung, tü deie Überströmzeitin ° Kurbelwinkel und n die Drehzahl in 1/s.
Aus der 9. Klasse weiß man noch, dass s=v*t ist.
Also ist die Strecke, die das Gas zurücklegen muß, damit die oben genannte Aufladung funktioniert
L= [1/n * (ta - (ta - tü)/2)/360°] * [20,05 * T^0,5]
Abgastemperaturen unserer Zweitakter bewegen sich bei schlanken 350°c bis 400°c (Kelvin sind °c + 273!).
Das nur als kleiner Hintergrund, warum Zweitakter so affengeil sind. In ein paar Jahren werden wir übrigens nur noch Zweitakter fahren, weil 60% weniger Verlustarbeit einfach für sich sprechen, man es sich bald nicht mehr leisten kann, einfach zwei Arbeitstakte völlig sinnlos mit dummer Rumpumperei zu verschenken und man die Effizienz- und Abgasprobleme des Zweitakters längst in den Griff bekommen hat. Dazu ist die Abgasreinigung bei einem MODERNEN Zweitakter viel weniger Aufwand, als etwa bei einem heutigen Viertakter oder gar Diesel.
Worauf ich eigentlich hinaus wollte: Die Zweitaktdirekteinspritzer von z.B. Orbital spritzen allesamt erst dann ein, wenn der Auslass bereits verschlossen ist. Die richtige Einspritzmenge zu finden in dem Zeitraum, der zwischen Schliessen des Auslasskanals und Zünden des Gemischs bleibt, wird einen vor unglaubliche Aufgaben stellen, wenn man mit Resonanzaufladung arbeitet, da die Resonanzaufladung grob gesehen nur ganz exakt bei einer einzigen Drehzahl perfekt funktioniert. Darüber und darunter gibt es Abweichungen, weil der Auslass zu spät oder zu früh geschlossen ist und so entweder Frischgas ungenutzt im Auspuff bleibt oder Abgase mit in den Zylinder gedrückt werden. Allein schon die Messung des Sauerstoffgehalts im heißen Zylinder, wenn der Sensor dazu noch mit Abgasen, Benzin und Öl überzogen wird, wird ne tolle Sache.
Zweitakter, die nicht direkt einspritzen, sondern statt dem Vergaser eine Drosselklappe mit Einspritzdüse auf dem Kurbelgehäuse sitzen haben, gabs schon in den 60ern (Hall Phillips Injector! War ein geiles Teil!). Das dumme ist nur, dass ein indirekt einspritzender Zweitakter keinen Vorteil gegenüber einem Vergaserzweitakter hat, da wieder unverbranntes Gemisch aus dem Auspuff verschwinden kann.
Zweitakteinspritzer sind ne heikle Sache, woran sich schon ganze Firmen das Genick gebrochen haben (Bimota! Googelt mal nach Bimota Vdue oder http://www.vdueusa.com). Bei Yamaha und Mercury läuft das ganze aber schon ganz gut, zum Beispiel im Yamaha Wave-Runner GP 1300 R. Das ist ein Dreizylinder Direkteinspritzer mit 170 PS bei ca. 5500 U/min, wenn ich nicht irre.
Für Viertaktfahrer klingen 170 PS aus 1.3l mit der kleinen Drehzahl nach richtig Dampf, aber für einen Zweitakter ist das noch zahm und langlebig! 450 PS pro Liter sind bei reinen Rennmotoren machbar! Meine Straßen-125er macht bereits knapp 300 PS / Liter und mein ehemaliges 125er Rennmofa war mit 48 PS dabei.
Von Mercury gabs sogar mal ein 2.5l V6 Zweitakter, ebenfalls für den maritimen Gebrauch.
Aus dem 1300er Yamaha Motor holen manche Tuner 300 PS und mehr, ich hab sogar schon Turbos darauf entdeckt und von Leistungsangaben jenseits der 500 PS gehört, alles noch mit brauchbarem Drehmoment im Drehzahlkeller.
Künftige Zweitakter für den automotiven Einsatz werden auf die Kurbelkastenpumpe und die Resonanzaufladung verzichten, dafür aber ähnlich wie Volkswagens TSI Kompressor (zur Befütterung aus dem Stand heraus) und Abgasturbolader (für den Druck etwas später) kombinieren. Daihatsu hat bereits einen Zweitaktdiesel mit beiden Aufladungen in der Entwicklung, soll toll viel Leistung und Drehmoment bei toll kleinem Gewicht und Verbrauch bieten.
So, genug über meine große technische Liebe, den Zweitakter...
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