Die Reibfläche geht proportional in die Gleichung für das Bremsmoment ein, genau wie der Wirkradius der Bremsscheibe.
Wenn man bei einer Auslegung zunächst mal von gleichen hydraulischen Verhältnissen an der Vorderachse und Hinterachse ausgeht, macht die Fläche der Beläge also durchaus einen Unterschied. Ich habe diesen Faktor nicht mit einbezogen, weil ich den logischen Fehlschluss zog, dass die vordere Belagfläche größer wäre als die hintere. Das trifft bei meinen beiden Bremsen schlicht nicht zu, da die hintere eigentlich von der Vorderachse eines anderen Fahrzeuges stammt. Dementsprechend war ich an dieser Stelle sehr dumm und kann froh sein, dass die Konsequenzen so minimal waren.
Nun ist der hintere Belag ca. 10 % größer als der vordere. Dem entgegen wirkt, dass der Wirkradius vorne ca. 5 % größer ist. Bei weiterhin gleichen hydraulischen Verhältnissen, würde trotzdem die hintere Bremse ein größeres Moment erzeugen. Dem habe ich zum Glück dadurch vorgebeugt, dass der HBZ für die Vorderachse einen kleineren Zylinderdurchmesser hat. Weil die Bremszangen vorne und hinten gleich viele gleich große Kolben haben, können die hydraulischen Verhältnisse allein über das HBZ-Verhältnis geregelt werden.
Nun ist in meiner bisherigen Konfiguration die vordere Bremse aber offensichtlich noch nicht stark genug bevorzugt. Sonst würde ein solcher Dreher nicht passieren. Deswegen ist mein erster Schritt, die Bremsbalance zu Gunsten der Vorderachse zu justieren. Ob ich das vorerst nur über den Waagebalken tue, oder gleich über einen größeren HBZ an der Hinterachse, muss ich noch entscheiden.
s d r hat Recht. Das Vorgehen sollte normalerweise so sein, dass man stets nur einen Partameter verstellt, und dann evaluiert, ob es einen Fortschritt brachte. Meine Schwierigkeit ist, dass ich die Bremsbalance nicht während der Fahrt verstellen kann. Bei insgesamt nur 30 Minuten Training am gesamten Rennwochenende, ist jede Runde kostbar. Wenn man das An- und Abschnallen mit dazu rechnet, kostet das Verstellen des Waagebalkens ca. 2 - 3 Runden des Qualifyings. Da im Quali ca. 50 Autos auf der Bahn sind, ist es ganz wichtig, eine freie Runde zu erwischen. Davon hängt schließlich der Startplatz im Rennen ab. Deswegen würde ich diese Einstellungsarbeit gern zwischen den Läufen machen. Das Fahrwerk geht da schon schneller. Die Dämpfer können im Training kurz um ein paar Klicks verstellt werden, wenn man eh Luftdruck ablässt.
Wegen der knappen Test-Möglichkeiten, werde ich in diesem Fall Bremsbalance und Fahrwerk gleichzeitig verstellen, bevor ich das nächste Mal fahre. Ich bin mir nämlich bei beiden Sachen sicher, dass dort Spielraum besteht. Die Bremse hat offensichtlich handlungsbedarf und auch die Vorderachse ist offensichtlich (siehe Foto) sehr weich. Das habe ich damals so eingestellt, weil die Vorderachse mit serienmäßiger Bremse beim Verzögern möglichst schnell viel Last bekommen sollte.