Am 14. April nahmen wir die lange Reise auf uns, um mit dem Lotus Club Italien bei einer Grillade am Lago Maggiore den Frühling zu zelebrieren. Bei dieser Gelegenheit wurden wir natürlich auch auf das baldige Lake Garda Meeting des LSOS angesprochen und wir haben versichert, dass wir teilnehmen werden und uns gewaltig auf das einzigartige Ereignis freuen würden.
Als wir ans Glaubenberg Frühstücks-Meeting fuhren regnete es stark und es war grau und nass - so dass die Freude am Lotus Fahren nur beschränkt aufkam. Einige Tage später begann es dann auch bereits stark zu schneien und auf dem Berninapass waren sogar Schneeketten obligatorisch. Auch im Tessin wurden die Berge weiss und der Frühling war gar nicht zu spüren. Somit kam die Ernüchterung schon bald darauf, als wir uns anmelden wollten und das Meeting abgesagt wurde. Die Italiener waren darüber auch sehr traurig und so stampfte Roberto Rizzo ein neues Meeting aus dem Boden mit einem neuen Titel und neuem Treffpunkt: "Raduno Prealpi Bergamasche". Damit wir nicht an einem Tag hin und zurück reisen müssten, offerierte uns Roberto einen Guestroom in "seiner" Factory, was wir dankend annahmen.
Am 4. Mai hiess es für mich bereits früh aufstehen, denn wenn man mehr als einen Lotus besitzt kann das Leben schnell kompliziert werden. Zuerst reiste ich von meinem Wohnort Buch am Irchel mit dem Bus nach Winterthur und erreichte schliesslich nach fast 40 Minuten Reisezeit die Destination: Ich holte meinen Jaguar XFR aus dem Service ab und fuhr damit zurück nach Hause. Ich montierte die Wechselnummer vom Auto ab und befestigte diese an meiner Elise um mit dieser zu meinen Eltern zu fahren, dort wäre der Exige eingestellt, welchen wir für das Meeting mitnehmen wollten.
Shayne (meine Frau) hatte alles fein säuberlich gepackt und natürlich musste wieder einmal Gepäck mitgenommen werden, welches wir sicherlich nie brauchen würden. In den Jahren hatte sie zum Glück gelernt ihren Makeup Koffer so zu miniaturisieren, dass neben dem Makeup auch noch Kleider im "Kofferraum" platz fanden. Nach einem hastigen Packen machten wir uns auf zu meinen Eltern, um den Exige aus der Garage zu holen und die Elise einzustellen. Mein Vater war der Ansicht, das Dach sollte auf dem Auto bleiben - doch da wir schon ohne Se7en zum Lotus Meeting reisen würden, war für mich klar, das mindeste wäre doch etwas Härte zu zeigen und ohne Dach vor zu fahren.
Pünktlich um 14.00 trafen wir Vanessa bei der Raststätte Glarnerland an der Tankstelle. Wir füllten unsere Tanks und ich war froh, dass es 100 Oktan Benzin gab, denn ohne das läuft der Exige Bemani nicht ganz so toll. Nachdem die zwei Damen die Toilette besucht hatten, alles im Auto verstaut war ging es los. Vanessa voraus fuhren wir dem Walensee entlang nach Chur und den San Bernardino hinauf. Das Wetter wechselte von bewölkt und kühl zu warm und sonnig. Wir wollten zuerst sogar über den Pass fahren, bis wir dann aber die Wolken über dem Berg erspähten und somit die Route durch den Tunnel wählten.
Auf der Tessiner Seite schien die Sonne und die Jacken, Schals und andere wärmenden Einheiten mussten weg. Es ging flüssig den San Bernardino hinunter, bis wir schliesslich nach Bellinzona und Lugano in Mendrisio die Ausfahrt nahmen um unsere Tanks zu füllen und Euros zu beziehen. Da ich ein Navi dabei hatte, übernahm der Exige die Führung und es ging nach der Grenze gleich hinunter an den Comersee und via kurvigen und nicht nachvollziehbaren Abkürzungenfolgten wir dem See bis wir schliesslich beim Fussballstadion von Como ankamen und unsere Autos abstellen konnten. Roberto erwartete uns schon und währendem wir damit beschäftigt waren mit ihm zu telefonieren setzte sich ein 100 Kilo Italiener ungefragt auf Vanessas Kotflügel. Was viele Leute nicht wissen, die hinteren Kotflügel / Schutzbleche sind aus Kunststoff oder Karbon und sollten somit das Gewicht halten, allerdings sind diese via Tubtara Nieten im Aluminium eingelassen und diese reissen aus, wenn man sich auf den Se7en setzt. Vanessa kratzte ihr bestes Italienisch zusammen um dem Herren klar zu machen, dass dies keine Parkbank sei, sondern ein Se7en.
Das Wetter sah nicht gut aus und so sagte uns Roberto betrübt, wir müssten unseren geplanten Flug mit dem Wasserflugzeug verschieben, da eine Sturmfront auf Como zu kommen würde. Wir waren traurig darüber und folgten Roberto durch die verschachtelten Gässchen von Como, als er sich anders entschied und umkehrte. Der Sturm hatte umgedreht. An Schlaglöchern vorbei und durch enge Strässchen fuhren wir zurück zum Stadion, parkierten die Fahrzeuge direkt bei einem netten Imbiss und die Damen machten sich bereit für den Flug. Roberto tankte und prüfte das Wasserflugzeug und schon bald hoben die Ladies mit Roberto ab. Wir konnten nicht alle zusammen fliegen, da die Pontons am Flugzeug bereits eine Menge wiegen und mit uns allen das Flugzeug nicht abgehoben hätte. Es war ein Vergnügen im Café zu sitzen und den vielen Schaulustigen zuzuschauen wie sie Fotos von den Autos machten oder auch darüber philosophierten was wohl die Höchstgeschwindigkeit wäre - eine Frage die sich für mich schon lange nicht mehr stellte, doch es scheint es gibt immer noch Leute denen es wichtig ist das schnellste Auto zu besitzen - auf der Geraden - versteht sich…
Nach vierzig Minuten war ich an der Reihe und musste eine Verzichtserklärung auf italienisch unterschreiben. Wer weiss, vielleicht hatte ich auch die reizende Dame im Administrationsbüro gerade geheiratet, doch bis heute sind keine Klagen oder Forderungen von ihr bei mir eingetroffen und da ich bereits verheiratet bin, müsste ich wohl zuerst noch meinen Glauben konvertieren, bevor so etwas möglich wäre. Nach der Unterschrift ging ich zum Pier, bestieg das Flugzeug und hatte schon ein wenig mulmiges Gefühl.
Das Flugzeug schaukelte stark und ich schnallte mich an. Zur Verständigung bekam ich ein Headset und ohne weitere Instruktionen gab Roberto Gas. Wir zischten durch die Gischt, doch das Flugzeug wollte nicht abheben, bis es auf der rechten Seite einhakte und sich drehte… Roberto funkte mit seinem Fluglehrer, was mir nicht gerade ein gutes Gefühl gab. Er fragte mich des weiteren ob ich irgendwas verstellt hätte. Jetzt war mir definitiv nicht mehr so wohl dabei, hatte ich doch im Flightsimulator 2010 regelmässig meine Cessna ungespitzt in den Boden gerammt.
Beim zweiten Versuch hob das Flugzeug ab und Roberto erklärte mir, dass man beim Wasserflugzeug nicht mit dem Höhenruder abheben würde, sondern einfach Gas gibt bis die Pontons obenauf schwimmen und das Flugzeug abhebt. Wenn man Druck aufs Ruder ausübt, sinken die Pontons ein und verlangsamen das Flugzeug.
Die Sonne stand schon tief und im Abendrot flogen wir über die zahlreichen Villen am Comersee, am Haus von George Clooney vorbei bis zum berühmten Hotel von Bellagio, an der Insel Comacino vorbei und wieder zurück um über der Stadt Como zu wenden und sanft auf dem Wasser zu landen. Roberto erzählte mir von der Insel und dass er da geheiratet hätte. Wir sprachen darüber das nächste Meeting dort zu veranstalten, obwohl wir eine Fähre nehmen müssten und die Autos am Festland zurücklassen müssten. Weiter sagte ich Roberto, ich möchte unbedingt einmal nach Bellagio und ich glaube, er hatte genau in diesem Moment bereits das nächste Meeting geplant.
Nach diesem wundervollen Flug setzten wir uns in die Fahrzeuge und folgten Roberto im Audi über die italienischen Strassen in Richtung Lecco. In der nähe von Annone Brianza war die Werft von Misa's Familie. Misa ist Robertos Frau und sie konstruieren Schiffe für die Marine und die Seepolizei, Freizeitboote und Speedboote. FB Design hält derzeit zahlreiche Rekorde für Überfahrten und ist weltbekannt für ihren Speed und die Zuverlässigkeit. Im Logo der Firma steht ein Papageienkopf, was nicht viel mit Schiffen zu tun hat. Wenn man allerdings die Büros betritt versteht man das Logo. Es wohnen zwei Papageien im Büro und sie haben sogar auf jedem Schreibtisch einen Landeplatz der gross mit einem H bezeichnet ist und es hängen Seile an der Decke, damit die Papageien rumwandern können. Leider waren die zwei Vögel bei Misa zu Hause, doch sie versprach mir bei meinem nächsten Besuch würde ich sie kennenlernen. Nach einer gut stündigen Führung durch die Werft waren schliesslich auch die Damen bereit und hatten ihr Makeup aufgefrischt, geduscht und die Haare schön gemacht.
Im Audi von Roberto, mit dem Mini von Misa und im Auto von Pietro fuhren wir nach Oggione in die Casa Bianca um dort zu später Stunde noch ein fantastisches Mahl zu geniessen. Das Essen war hervorragend und der Wein schmeckte auch, vor allem wenn man bedenkt, dass die Passagiere nicht mehr fahren mussten.
Nach dem opulenten Mahl fuhren wir zurück zur Werft und spielten einige Runden Billard auf dem Grossen Snooker Tisch und gingen dann erschöpft schlafen, um am nächsten Tag fit und bereit zu sein für unser grosses Meeting.