Zugeschaut, Mitgebaut Teil 5 : Getriebe

  • Hallo Lotusfreunde,

    vielen warten sicher schon sehnsüchtig drauf, da der Winter ja uns Schraubern gehört :)
    Zunächst ein paar Randdaten: Das Citroen Getriebe gibt es in 2 Ausführungen. Die spätere C35 Variante, die auch im Transporter mit der gleichen Bezeichnung verbaut wurde, und die frühere Variante, die sich am hinteren Getriebedeckel erkennen lässt. Das Getriebe basiert ursprünglich auf dem Getriebe des DS, wurde dann für den Citroen SM / Maserati Merak / Lotus Esprit modifiziert. Die Besonderheit im Lotus ist, und so die schlechte Nachricht, dass das Getriebe in unseren Autos quasi falschrum läuft, die Crownwheel-Pinion Kombination demnach Belastungen aufweisst, die entgegen der ursprünglichen Konstruktion sind. Dazu kommt, dass damit die Ölförderung zum 5ten Gang bzw. dem oberen Doppelkugellager hin eher schlecht funktioniert. Für Demontage und Montage sind einige unabdingbare Spezialwerkzeuge nötig, die ich nach und nach bauen und vorstellen werde.
    Bald kommen auch die ersten Bilder.
    Weiter viel Spass beim Lesen meiner Beiträge.

    Viele Grüße.

    Martin, der dem S3 mal kräftig auf den Zahn fühlt ;):D

    http://www.tphystec.de

    Don't only dream about, feel it and do it!

  • Hi Martin,
    super, dass du dich dem Getriebe nun widmest, für mich echt interessant und wichtig. Weißt du, ab welchem Baujahr der Esprit's der Wechsel auf C35 war?
    Freue mich auf deine Beiträge inkl. Bilder. (...Geiles Forum einfach...)
    Grüße, Largo

    "Wie ich sehe, haben sie den Lotus wieder zusammengeklebt"
    007 zu Q ("For your eyes only")

  • Hallo Frank, an Dich erst mal ein herzliches Dankeschön und die Hoffnung, dass es anderen hilft bei Ihrer Restaurierung oder der ein oder anderen Reparatur. Das ist sehr schön, einen besonderen Platz eingeräumt zu bekommen :)
    Viele Grüße und eine schöne Vorweihnachtszeit.
    Martin

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  • Hallo Lotusfreunde, hallo Lars,

    genaues Datum des Wechsels war mir nicht bekannt. Werde mal Fotos vom alten und neuen rückseitigen Deckel machen und gleich posten. An den Getriebeseriennummer ist es leicht zu erkennen, weil vor der Seriennummer oben drauf ein "C" eingeschlagen ist.
    Doch nun zurück in den Prozess ;) Nach dem Ablassen des Öls und Begutachtung der (Gott sei dank) magnetischen Ablassschraube zeigt sich schon, dass die meisten Getriebe nicht unerheblichen Abrieb aufweisen. Nach Abtrennen der Bremsscheiben (Spezialschlüssel zum Gegenhalt sehr hilfreich) öffnen wir den oberen und den hinteren Deckel. Nach Lösen der Gabel des Rückwärtsgangs lässt sich dieser zusätzlich zum 1ten oder 2ten einlegen und so das Getriebe blockieren. Das ist nötig um die Befestigung des 5ten Gangrades und anschliessend die Mutter auf der Sekundärwelle zu lösen, die gleichzeitig als Schneckenrad die Tachowelle antreibt. Um die eingeschlagene Sicherung zu entfernen, sollte man einen kleinen Meissel so anschleifen, dass er genau in die Nut passt.
    Und so sieht das dann auf Bildern aus:

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  • An den Getriebeseriennummer ist es leicht zu erkennen, weil vor der Seriennummer oben drauf ein "C" eingeschlagen ist.

    Da muss ich dich leider enttäuschen, Martin. Auch bei Lotus ist die Ausnahme die Regel.
    Es gibt Getriebe ohne ´C´ und es handelt sich trotzdem um C35 Getriebe.

    MfG

    Lars

    Das Leben ist zu kurz um langweilige Autos zu fahren.

  • Martin, was mich an deinem Getriebe so stutzig macht, ist das du ein Pre-C35 hast, aber das
    Gehäuse den Blanking Plug eines C35 besitzt. Hast du mal die Nummern auf der Getriebeglocke
    und dem Getriebe miteinander verglichen ?

    MfG

    Lars

    Das Leben ist zu kurz um langweilige Autos zu fahren.

  • Hallo Lars,
    keine Sorge, Alles Gut :) Ich habe mehrere Getriebe nach und nach gekauft und zerlegt, um mir die besten Komponenten zusammenzusuchen. Das Getriebe für mein Auto wird ein echtes C35 sein.
    Viele Grüße.
    Martin

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  • Hallo Lotusfreunde,

    wo war ich stehengeblieben? Weiter geht's mit der Zerlegung des Getriebes. Sobald die Tachomutter gelöst ist, können wir das eigentliche Gehäuse von der Kupplungsglocke lösen, nachdem wir alle Schrauben der beiden Abtriebswellengehäuse gelöst haben. Um die Abtriebswellen auszubauen, bedarf es zweier Spezialwerkzeuge, die ich aus 16MnCr5 drahterodiert und dann mit einem Stahlrohr nebst 3/4Zoll Antrieb versehen habe. Aber genug erzählt, hier die Bilder:

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  • Hallo Lotusfreunde,

    nachdem alle Schaltgabeln inklusive den Führungsstangen (Vorsicht: Rastkugeln fliegen u.U. durch die Hütte, wenn man da keinen Finger draufhält ;) ) ausgebaut sind, kann man beide Wellen nebst Zahnrädern vorsichtig stückweise herausnehmen. Bevor es dann zum lackieren geht, empfiehlt sich, den Blindstopfen auf dem rückseitigen Deckel des Getriebes herauszudrücken und einen neuen mit Dichtungskleber einzusetzen, da die Kontaktfläche zwischen Deckel und Stopfen verrostet ist (elektrochemisch ungünstige Konstruktion Stahl/Alu). Nach Anfertigung entsprechender Blinddeckel wurden alle Getriebegehäuseteile glasperlgestrahlt und dann mit 2K Klarlack lackiert:

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  • Die ausgebaute Sekundärwelle lässt nun eine exakte Schadensanalyse zu (hier: Pitting) und erlaubt die Konstruktion und (nach-)Fertigung des Werkzeugs aus Werkzeugstahl 16MnCr5 zum späteren Anziehen der "Tachomutter" mit dem erforderlichen Drehmoment. In Citroen SM Foren ist mir inzwischen das Schadensbild "ausgeschlagene Innenverzahnung des 5ten Gang-Rades" begegnet, was die Bedeutung der Einhaltung des vorgeschriebenen Drehmomentes noch einmal unterstreicht! Hier wieder die entsprechenden Bilder:

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  • Hallo Lars,

    och, das ist noch harmlos. Bei einem kaputten Getriebe, was ich in England gekauft habe, war einer derart zu doof ein Getriebe zusammen zu bauen, dass das Zahntragbild nur auf der äusseren Kante lief und beim ersten Gasgeben hats das Kegelrad völlig zertrümmert. Das sieht dann so aus, wie auf dem Bild unten. Für mein Getriebe habe ich schon eine neue Crownwheel-Pinion-Kombination hier liegen. Werde ähnlich wie beim Motor soviele Neuteile verwenden, wie für mich verfügbar...

    Viele Grüße und ein frohes neues Jahr.

    Martin

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  • Nun mal wieder der Reihe nach: Zunächst sind die beiden Abtriebswellen zu überarbeiten. Um den äusseren Lagerring des aussen liegenden Doppelkugellagers abziehen zu können, muss der Axialdichtring vorsichtig mit der Flex aufgeschnitten und entfernt werden. Der Distanzring zur Anlaufscheibe lässt sich leider nur "verloren" auf der Drehbank entfernen. Danach die Funktionsflächen polieren, mit entsprechender Abdeckung die Teller glasperstrahlen und mit Zinkspray beschichten. Seht selber:

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  • Nächstes Problem: die original Anlaufscheiben für den aussen liegenden Dichtring sind leicht rostvernarbt. Ausserdem finde ich die Konstruktion nicht brilliant, weil das aufzupressende Distanzstück die Anlaufscheibe nicht zentriert. Daher habe ich Teile aus Edelstahl nachgefertigt, die aus beiden Teilen ein einziges machen. Dazu kann nun an der Dichtfläche kein Rost mehr entstehen, auch wenn das Auto mal etwas länger steht. Mit einem Distanzstück und der Original M30 Mutter habe ich die Anlaufscheiben mit etwas Schraubensicherung als Dichtmittel auf die Wellen aufgezogen. Doch seht selber:

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    Einmal editiert, zuletzt von Martin_S3 (16. Januar 2016 um 15:45)

  • Nun die 2 reihigen Kugellager in die beiden Gehäuse einpressen. Dafür sind ein Haltewerkzeug für das Gehäuse, ein entsprechender Dorn zum Eintreiben und der bereits angefertigte Schlüssel für die Lagerhalteschrauben nötig. Doch seht selber:

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  • Hallo Martin

    Habe an meinem C35 Getriebe noch einen kleinen Unterschied zu deinem gefunden.
    Ausserdem fehlt das "Fenster" unten in der Glocke

    Merkwürdigerweise trägt mein Getriebedeckel innen einen Stempel mit dem Herstellungsjahr 88. Dabei ist mein Auto von 86 und 88 wurde doch schon das Renault Getriebe verbaut, oder habe ich eins von einem Citroen C35 Lieferwagen?

    Verheimlicht mein Auto mir was?

  • leider nur auf französisch, aber trotzdem interessant:

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    zur Info: Die Bremsscheibe ist die Handbremse. Dies erklärt auch den Stopfen im hinteren Getriebedeckel und die Gewindebohrungen hinten rechts dienen der Befestigung des Bremssattels.

  • Hallo Claude,

    also... , die allerersten Stevens Esprit hatten teilweise auch noch das Citroen Getriebe, es könnte also von einem solchen stammen. Den Beitrag auf Youtube kannte ich auch und habe da auch etwas gelernt ;) . Der Blinddeckel hat im Citroen SM noch die Funktion, die Servopumpe mit anzutreiben. Da ist jedoch auch ein anderer Deckel verbaut...
    Das "Fenster" in der Glocke des PreC35 hat jemand eigenhändig da "reingemurkst", weil er sich wohl über den Zustand seiner Kupplung informieren wollte :-/
    Diese markierte "Blindbohrung" ohne passendes Gewinde auf der anderen Seite hat mein C35 auch, ist also normal :)

    Viele Grüße.

    Martin

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    Einmal editiert, zuletzt von Martin_S3 (16. Februar 2016 um 16:32)

  • Noch als Nachtrag: Der C35 Transporter hat bei den Abtriebswellen rechts und links noch ein Untersetzungsgetriebe angeflanscht, daher kann Dein Getriebe gar nicht von einem solchen stammen, es sei denn, jemand hätte 2 Getriebe gekreuzt...

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  • Jetzt aber mal weiter ;) Nach dem Sichern der Schraubringe mit den spitzen M7 Schrauben die Axialdichtungsringe aussen einsetzen. Dazu empfielt sich wieder das Anfertigen eines Spezialwerkzeugs (konischer "Trichter" aus Edelstahl nebst Druckstück). Doch seht selber:

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