Die Wahrheit über Chiptuning

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe gerade einen äußerst interessanten Artikel zum Thema Chiptuning - hier am Beispiel von BMW-Motoren - entdeckt, den ich Euch nicht vorenthalten möchte. Ich denke bei anderen Herstellern wird die Grundsituation nicht viel anders aussehen...

    Die Wahrheit über Chiptuning (LINK)

  • Ja klar, "Aussagen eines BMW Motorenentwicklers aus Foreneinträgen ." Da kann ich auch den papst nach dem Zöllibat fragen.

    Klar, dein Motor wird mit Chiptuning nicht länger halten, vielleicht sogar kürzer. ABER, was will man im Leben? Wer jedes Risiko scheut kann gleich auf dem Sofa sitzen bleiben und warten bis er stirbt.

    Lotus Komotec Exige Ex460 JPS #1

  • Cooler Artikel! :thumbup:
    Bin zufällig letzte Woche mit einen 3L-Diesel-BMW rumgefahren (hatte früher selber mal einen) … einfach irre, die Bayerischen Motoren Werkler wissen (oder wussten …), was sie tun.
    Bin trotzdem kein Diesel-Freund ;)

    _________________________________________________________________________________


    "Auto racing began 5 minutes after the second car was built." H. Ford

  • Ganz interessant, aber auch nicht überraschend,das beim PKW Bau, wie überall, an die Grenzen gegangen wird ist nicht neu. Die Berechnung über die Auswirkung von ein paar Euro Kostenersparnis pro Kolben macht es deutlich.
    Also : der Evora hatte 2009 280 PS, dann wurden es 350 PS und nun sind es 400 PS, der Motor ist immer der Gleiche geblieben.
    Was geht noch problemlos? Aber Toyota weiss ja was Lotus mit den Motörchen macht, da sind dann bestimmt die gutem Kolben und die
    nachgearbeitet Knorpelwelle drin, oder?

    tbd: Krieg ich die Photos noch? Es wird langsam kühl bei uns und am Mittwoch hat es ein paar, wenn auch zaghafte, Schneeflöckchen gegeben.

    • Offizieller Beitrag

    Aber Toyota weiss ja was Lotus mit den Motörchen macht, da sind dann bestimmt die gutem Kolben und die
    nachgearbeitet Knorpelwelle drin, oder?


    Der Autor schreibt ja ganz klar:

    Es gibt einige Hersteller, die davon ausgehen, dass ihre Motoren bei den Besitzern noch ordentlich frisiert werden. Gehört vor allem bei japanischen Produkten zum guten Ton.

  • Billig produzieren, teuer verkaufen, Gewinne optimieren.
    So ist die schöne neue Welt. Und dann kommt noch raus, das im großen Stil beschissen wird, was wenig wundert. Was dann allerdings auch wenig wundert, wenn ich keinen Bock mehr auf 'Volumenmodelle' habe. Ich kaufe auch keinen Neuwagen mehr. Ausnahmen mache ich für Manufakturen wie Lotus oder Morgan. Die haben noch ein bisschen Benzin im Blut und nicht nur Champus von der letzten Aktionärsversammlung.
    Sorry für den OT.

    Grüße,
    Christian.

    Einmal editiert, zuletzt von lotuswilly (17. Oktober 2015 um 21:49)

  • Ich habe gerade einen äußerst interessanten Artikel zum Thema Chiptuning - hier am Beispiel von BMW-Motoren - entdeckt, den ich Euch nicht vorenthalten möchte. Ich denke bei anderen Herstellern wird die Grundsituation nicht viel anders aussehen...

    Die Wahrheit über Chiptuning (LINK)

    Ein feiner Artikel für Chiptuning :thumbup: ...ich kann das weitesgehend bestätigen (arbeite selber bei einem Motorhersteller in der Entwicklung).

    Was geht noch problemlos? Aber Toyota weiss ja was Lotus mit den Motörchen macht, da sind dann bestimmt die gutem Kolben und die
    nachgearbeitet Knorpelwelle drin, oder?

    Kommt darauf an ob Toyota bei den von Lotus verbauten Motoren solche Geschäfte und Baumusterunterscheidungen macht bzw. eingeht. Einen Motor zu kaufen heißt nicht automatisch das der konstruktiv angepasst wird, Lotus wird wohl nehmen was Toyota eh im Regal hat.

    Was Lotus wahrscheinlich macht, ist die Motorsteuerung anzupassen, das sind minimale Eingriffe in den Kennfeldern (Zündzeitpunkt, Liefergrad und Phasenverstellung sowie Nockenumschaltung) um die durch das andere Chassis hervorgerufene konstruktive Verschiedenheiten auszugleichen (z.B. Abgasanlage), da auch Lotus eine Emissions-Zertifizierung für das Fahrzeug abliefern muss. Auch wird Lotus, wissend seine Kunden fahren keine z.B. 250.000 km, die Abstimmung etwas aggressiver vornehmen, speziell dort wo nicht Lambda-geregelt sondern nur gesteuert wird (> 80 % Last etwa), sprich das Material wird etwas mehr und früher ausgelutscht :D

    Der Begriff Chiptuning ist mir nicht ganz klar. Da gibt es jene, die das Drucksignal der Dieselleitung verringern und der Motorsteuerung einen geringeren Druck vorgauckeln, weshalb die Einspritzdüsen kontinuierlich höheren Dieseldruck erhalten. Dadurch ändert sich das Verhältnis aus Luft und Diesel, wodurch die Verbrennung heißer, schneller und "rußiger" wird. An den Einspritzzeitpunkten wird aber nichts geändert und das kann schon mal in die Hose gehen.

    Aber es gibt auch jene, die einen Motor am Prüfstand abstimmen und diese rausgefahrene Kennfeldbedatung in viele andere verkaufen (= ECU flashen), da besteht eher die Möglichkeit sinnvolles zu bekommen (Emissionszertifizierung (resultiert in einer ABE) erneut notwendig, ohne diese hat die Rennleitung in Grün leichtes Spiel), ist aber immer noch nicht optimal.

    Optimal wäre wenn der Hersteller selbst oder jemand der die Maschine sehr gut kennt (z.B. Rennbetrieb und Schadensanalysen) und diese dann individuell auf das Belastbarkeitsmaß und die Anwendung abstimmt. Den Motor der nur für den Weg zur Arbeit eingesetzt wird kann ich anders abstimmen, z.B. höhere Drehzahlgrenze, geringeren Verbrauch bei höherer Leistung, als den Motor der für Langstreckenrennen benutzt wird (geringere Drehzahlgrenze oder drehzahlfestere Bauteile, höchstmögliche Leistung und Ansprechverhalten am Anschlag).

    Ganz nebenbei, der BMW-Techniker scheint aus der Konstruktion zu sein, auch die Abstimmung der Motorsteuerung kann je nach Baumuster verschieden sein, d.h. gleiche Leistung, jedoch verbrauchs- oder drehmomentoptimiert oder beides :D ).

    Seine abschließende Bemerkung geht bei mir in die Welt der Weisheiten ein :thumbup: :

    Mit dem Chiptuning ist es wie mit dem Rauchen. ... Die Raucher argumentieren, dass sie Leute kennen, die haben
    ein Leben lang geraucht und sind 80 Jahre alt geworden. Ist das der
    Beweis, das Rauchen nicht ungesund ist?

    Wo mehr als ein Faktoren bestimmend ist, kann keine einparametrige Statistik taugen.

  • Beim 1er BMW mit 1.6l Motor kannst du die Leistung quasi verdoppeln. Der Grund: Motor ist einfach nur "detuned" für die billigere Ausführung.
    Dank Baukastenprinzip ging so etwas auch beim Mini One bzw. Cooper., obwohl dies ein Saugmotor war (auch gedrosselt).
    Seriöse Tuner wissen wo die Grenzen sind und ab wann man diverse Teile wie Turbo, LLK oder Kolben austauschen sollte.

  • bestes Beispiel für 'knappe Entwicklung' und Kostensparen ist doch der werkseigene Lotus 918 .. Kurbelwelle ist noch gut und vom Werk aus für zwei zusätzliche Untermaßstufen freigegeben, die Zulieferliste (im Werkstattbuch enthalten) verweist jedoch bei anderen Komponenten auf günstige Massenteile ..die Goetze Kolben mit den zwei Toleranzgruppen sind da ein schönes Beispiel.

    Immerhin ist nie einer zerschmolzen (was ja einige befürchteten, bei meinen 'Magermix-Experimenten') - nur mechanische Einschläge von geschredderten Ventilen vertragen die halt nicht :D

    "..eine alte else riecht meist nach frostschutz, wenn die nach totem hund riecht solltest du den marder ausbauen....."- 'C' by Guido Schuchert

    "selber essen macht satt" -'C' by me

  • Beim 1er BMW mit 1.6l Motor kannst du die Leistung quasi verdoppeln. Der Grund: Motor ist einfach nur "detuned" für die billigere Ausführung.
    Dank Baukastenprinzip ging so etwas auch beim Mini One bzw. Cooper., obwohl dies ein Saugmotor war (auch gedrosselt).
    Seriöse Tuner wissen wo die Grenzen sind und ab wann man diverse Teile wie Turbo, LLK oder Kolben austauschen sollte.

    In dem Artikel geht es aber eben genau um solche Aussagen wie jetzt von dir. Ja, BMW (und wohl viele andere auch) drosselt bewußt augenscheinlich "baugleiche" Motoren, aber nicht um den Kunden der billigeren Modelle zu ärgern, sondern weil eben auch einfach billigere Materialien verbaut werden und die Motoren zumindest von der Materialgüte eben nicht baugleich sind und diese Leistung längerfristig gar nicht vertragen. Was oft nichtmal die Chiptuner wissen, oft genug sowieso einfach nur Laptop Schwachmaden.

  • Frage an DrMinig:
    Stimmt es denn, dass billige Pleuel gesintert sind? Ich kann mir das aus Festigkeitsgründen gar nicht vostsellen.

    Ich bin dafür vielleicht nicht der Richtige mit Spezialwissen, nur für die Motoren die ich mit entwickelt habe, werden keinesfalls Sintertechnologien eingesetzt. Durch sintern erfährt das Material eine enorme Verfestigung (Feinsteinzeug-Fliesen sind gesintert und brauchen deshalb keine Glasur mehr). Pleuel werden üblicherweise geschmiedet oder spanend hergestellt.

    Es gab mal in den 80'iger Sinter-Pleuel...Mercedes...VW hatte/oder hat das beim EA111, Ford hat glaube ich noch welche, bei BMW-Motorad war das glaube so...Honda K-Serie wohl eher nicht. Toyota weiß ich nicht.

  • SO etwsa läßst sich i.d.R. leicht prüfen - dafür haben die Hersteller ja Ersatzteillisten. Gleiche Nummer = gleiche Teile!

    Genau das steht doch auch in dem Artikel: Die Ersatzteile sind aus Organisationsgründen immer die gleichen (nämlich die der höchsten Qualität). Aber die Materialgüte ab Werk ist unterschiedlich. In dem Motor mit geringer Leistung sind Teile geringerer Qualität, die ich bei Bedarf natürlich durch Ersatzteile der höchsten Qualität austauschen kann...

  • Dr. Minig .. im Lotus918 sind die Ventilführungen Sintermaterial, welches ja auf metallurgischer Ebene nicht nur Materialmix, sondern auch Einschlüsse und Speicherreserven ermöglicht "im Gitter" ..da denke ich der Nutzen liegt bei so einem Bauteil dann in der Fähigkeit den Schmierfilm besser zu halten bzw. eine gewisse Restschmierfähigkeit durch Öleintrag in die Struktur zu realisieren .oder sehe ich das völlig falsch ?

    Bin ja kein direkter MotorkomponentenEntwickler - zumindest stellt sich mir die Frage warum Lotus bei den beiden eigenen Werks-Serienmotoren nicht eine gewisse Konstante in den Materialien eingehalten hat. Der 910/920 hatte doch Bronze-Führungen, falls ich mich recht entsinne ..und derartige Führungen werden doch aus thermischen Gründen ohnehin gern bei höher beanspruchten Sportmotoren nachgerüstet - warum also der andere Weg beim 918 .. hmmm `?

    "..eine alte else riecht meist nach frostschutz, wenn die nach totem hund riecht solltest du den marder ausbauen....."- 'C' by Guido Schuchert

    "selber essen macht satt" -'C' by me

  • Offtopic Videos zum Tuning:

    https://www.youtube.com/watch?v=V1hEQbGRJ_Q

    Zu viel Leistung geht halt auf Kosten der Zuberlässigkeit... :D

    Noch mal zu viele Hamster:
    https://www.youtube.com/watch?v=xyrxR0Is1TU


    Info zum Thema Sinterpleuel:
    http://www.gkn.com/sintermetals/m…ahren%20GER.pdf

    Auf dem Katalog ist ein Pleuel abgebildet!! Allerdings ist bei Sinterstahl die Zugfestigkeit geringer als bei legiertem Stahl aber dennoch höher als bei Grauguss.
    Insofern kann ich mir doch schon gut vorstellen, dass im Volumenmarkt gesinterte Pleuel aus Kostengründen benutzt werden. Kosten so etwa die Hälfte.
    Bei ernshaften Tuning also:
    http://www.cosworth.com/media/357124/L…ta2ZZ_FINAL.pdf

    Wenn der letzte Strohalm, an dem ich mich festhalte, in einem Caipirinha steckt, gehts eigentlich.

    3 Mal editiert, zuletzt von Red Baron_2 (23. Oktober 2015 um 15:09)

  • Dr. Minig .. im Lotus918 sind die Ventilführungen Sintermaterial, welches ja auf metallurgischer Ebene nicht nur Materialmix, sondern auch Einschlüsse und Speicherreserven ermöglicht "im Gitter" ..da denke ich der Nutzen liegt bei so einem Bauteil dann in der Fähigkeit den Schmierfilm besser zu halten bzw. eine gewisse Restschmierfähigkeit durch Öleintrag in die Struktur zu realisieren .oder sehe ich das völlig falsch ?

    Durchaus möglich und plausibel...die Oberflächenstruktur ist ja bei der Laufbuchse, neben dem stark kohlenstoffhaltigen Grundwerkstoff (Eisen-Gußwerkstoffe), ganz erheblich - im wahrsten Sinne des Wortes ;) - und wichtig für die Zwischenspeicherung von Öl für die Schmierfilmgenerierung bzw. -aufrechterhaltung. Ventilführungen werden oft auch abschließend aus dem selben Grund gehont zumindest gerieben (Maßhaltigkeit, Formgenauigkeit, Ölspeichervolumen, ...).

    Sehr fein, danke :D.

    Zu den Pleuelwerkstoffen ergänzend
    Grauguss hat wegen seiner ungleichen Zug- und Druckfestigkeit sowie Sprödheit bzw. des geringen E-Moduls wegen und... nur sehr geringe Einsatzmöglichkeiten als Pleuelwerkstoff. Es gab (oder gibt noch :D) Langsamläufer, das sind Motoren mit weniger als 6,5 m/s mittlere Kolbengeschwindigkeit, die gusseiserne Pleuel hatten. Schwere Dinger für sich langsam bewegende tuff tuffs :D.

    Neben Stahl, hochlegiertem Stahl und Sonderwerkstoffen wie z.B. titanbasierten Legierungen wird auch Aluminium als Pleuelwerkstoff eingesetzt. Die schnellsten der Saugmotoren-Klassen der 1/4 Meilen-Rennen verwenden diesen Werkstoff gerne wegen des Kosten- und Gewichtsvorteils und lassen die Kolben im Mittel bei 36 m/s fliegen (mittlere Kolbengeschw. bei Drehzahlanschlag). Im Vergleich, die 3-Liter-Hochdrehzahl-Saugmotoren der Formel 1, die bis 20.000/min drehten hatten, bewegten sich vergleichsweise bei gemütlichen 25 m/s im Mittel.


    Zum Tuning und Leistungssteigerung im Allgemeinen
    Eine Leistungssteigerung wird:

    • primär durch mehr Kraftstoff bei gleichzeitig mehr Oxidator (= Sauerstoff) im Brennraum und
    • sekundär durch den optimierten Einsatz von beidem, wie z.B. eine Steigerung der Brenngeschwindigkeit durch Lachgas-Zudüsung (N2O)

    erreicht. Darüber hinaus muss man wissen, das viele Motorsteuergeräte ab einer gewissen Last (= Gaspedalstellung) die Lambda-Regelung deaktivieren, d.h. gibt man dem Motor die Möglichkeit besser zu atmen, erhöht das Steuergerät entsprechend der Bedatung, also der Abstimmung durch den Hersteller, die Benzinmenge. In der Regel ist dieser Bereich nicht auf Lambda = 1 abgestimmt, sondern fetter. Man spricht hier von der sog. Volllastanreicherung.
    Darunter, also im Regelbereich der Lambda-Sonde diktiert diese jedoch was getan wird, d.h. ist mehr Luft im Brennraum wird auch mehr Kraftstoff eingespritzt und umgekehrt und zwar genau so das immer der Sollwert (in der Regel Lambda = 1) zum Istwert wird.

    Werden nun z.B. Bauteile wie Fächerkrümmer, Nockenwellen, Kolben, Ansaugbrücke oder Endschalldämpfer geändert, ist die Bedatung des Motorsteuergerätes nicht mehr passend und muss unbedingt angepasst werden. Werden Luftfilter und Ansaugrohr geändert, kann das noch die Steuerung des Motors abfangen.

    2 Mal editiert, zuletzt von DrLiichtbaukarrh (24. Oktober 2015 um 17:32) aus folgendem Grund: Korrektur :)

  • Als "Tuning"-Beispiel an einem K20A2 Serien-Motor von Honda (200 PS):

    • Öl- und Luftfilterwechsel, je nach Ausgangslage :D bis zu +2,5 Nm/+3 PS, ca. 60 €, Motorstreicheleinheiten erteilt und Haltbarkeit wieder hergestellt :thumbup:
    • Offener Luftfilter ohne Änderung der Motorsteuerung, 0 bis +6 PS, ca. 200 €, vornehmlich lauter, kaum Einfluss auf Haltbarkeit bei gleichem Fahrprofil
    • Chip-Tuning bzw. flashen der Motorsteuerung durch Hondata inkl. Anpassung der Ansaug- und Abgasseite (offener Luftfilter, verbessertes Ansaugrohr, Fächerkrümmer), ca. +23 PS und übers Drehzahlband verbessertes Drehmoment, ~ 1.500 €. Was wird getan? Lambda-, Zündwinkel-, Nockenwellenphasenwinkelkennfelder sowie der VTEC-Umschaltpunkt werden auf Bauteiländerungen eingestellt, sowie die Drehzahlgrenze auf 8500/min erhöht. Hiermit werden die Reserve gegen Verbrennungsklopfen und die Haltbarkeit bei Abruf der Leistung entspr. reduziert (kein Prüfstand notwendig)
    • Abstimmung des Motors inkl. Anpassung der Ansaug- und Abgasseite (s.o., sowie ein adequater Endschalldämpfer und Nach-KAT-Verrohrung, K20A-Nockenwellen ("schärfer") und K20A-Ansaugbrücke), ca. +65 PS und übers Drehzahlband entspr. verbessertes Drehmoment, ~ 2.800 €. Was wird getan? Wie oben nur eben am Prüfstand vor Ort und für den Motor individuell abgestimmt. Auch hier werden die Reserven des Motors angegangen was definitiv zu höherem Verschleiß führen kann.
    • Neuaufbau des Motors: Zylinderlaufbuchsen auf Übermaß bohren und honen, Pleuel, Kolben, Ölpumpe, Nockenwellen, Ventilfedern, Ventilfederteller, Zylinderkopf-Kanäle, Ansaugbrücke, Ansaugrohr, Fächerkrümmer, Abgasrohr, KAT, Endschalldämpfer werden auf die nochmals erhöhte Drehzahlgrenze z.B. 9500/min und Leistung angepasst, ca. +140 PS und bis zu 60 Nm mehr Drehmoment, ca. 10.000 €. Was wird gemacht? Alle Stellschrauben drehen um möglichst viel Luft- und Kraftstoffmasse bis in die höchsten Drehzahlen (Leistung ~ Drehmoment x Drehzahl) zur Verbrennung zu bringen. Die Haltbarkeit ist bei entspr. Benutzung etwas mehr reduziert ;).

    Der K20-Motor von Honda reagiert deutlich besser auf obige Änderungen als der 2ZZ-Motor von Toyota, da der Zylinderkopf des Honda's, speziell der des K20Z4's, so manchen aufgebrezelten Rennmotor-Zylinderkopf bezüglich der Durchflusseigenschaften alt aussehen lässt. Grundsätzlich lassen sich aber alle Saugmotoren leistungssteigern, beim Turbo- oder Kompressormotor fruchtet nur das "Chip-Tuning" deutlich mehr, da auf die Luftmenge direkt über das Steuergerät Einfluss genommen werden kann. Nichts desto trotz geht das nahezu immer auf Kosten der Haltbarkeit, sprich Wartungs- und Reparaturkosten. Nur wieviel hängt vorallem am Gasfuß :D

  • Nach dem Artikel frage ich mich wie es sich beiden Motoren mit „Top“ Komponenten verhält? Schade das darauf nicht eingegangenwurde.

    Es gibt im wesentlichen zwei Bereiche die sich dadurch ändern:

    • Die Belastungsfähigkeit auf Dauer. Dieser Bereich ist grau wie Nebel, da die Vorgeschichte der Bauteile, die Abstimmung der Bauteile untereinander, die Abstimmung des Motors und der Fahrer die breite dessen maßgeblich beeinflussen. Z.B. muss neben dem Ventiltrieb auch das Triebwerk (Kurbelwelle, Pleuel, Kolben und Lager- und Schmiersystem) auf höhere Drehzahlen angepasst werden. Irgendein Bauteil wird immer das Schwächste sein und zuerst an die Verschleißgrenze kommen, aber der Abstand untereinander sollte nicht zu groß sein. Als Beispiel, um einen K20A2 auf 9.5 k/min zu ertüchtigen müssen Pleuel, Kolben, Kolbenbolzen, die Lagerungen, die Ölpumpe, Ventilfedern, die Nockenwelle und naturalmente die Abstimmung des Motors durch geeignetes Material ersetzt bzw. angepasst werden. Damit kann man dann schon 24 Stunden-Rennen auf diesem Drehzahl-Niveau seine Kreise ziehen. Man könnte aber auch das Serientriebwerk verwenden und nur die Abstimmung des Motors anpassen, jedoch hält dieses keine 30 min dieser Drehzahl stand.
    • Die Belastungsgrenze an sich, also dort wo das System binnen von Sekunden zusammenbricht. Z.B. durch den Klopfbetrieb der Verbrennung, weil der Motor in einem Betriebszustand (Drehzahl und Last) im Zündwinkel deutlich zu früh eingestellt wurde und genau dort leider 1 Sekunde zu lange betrieben wurde :D.

    Allerdings muss irgendjemand immer herausfinden wie lange irgendwelche "Top" Komponenten halten und welche miteinander besonder gut können, da in der Regel von den Herstellern dieser häufig nur schwammige Aussagen wie z.B. "hält 700 PS je Pleuel stand" gemacht werden. Dabei wird aber unterschlagen das Leistung = Drehmoment x Drehzahl / 60 x 2 x Pi, das heißt 700 PS bei 1000/min würde das Pleuel genausowenig wie 14 k/min bei 700 PS aushalten. Überbelastung hat mindestens drei Gesichter: Drehzahl, Drehmoment und Temperatur. Nur wenige Hersteller qualifizieren wirklich selber und das auch noch ausreichend, viele Teile werden beim Kunden qualifiziert, das nennt sich dann "rennerprobt" oder "tausendfach bewährt" :D. Selten werden hierzu Standards (Normen, Richtlinien u.ä.) angeführt :(. Ursache hierfür ist, eine ordentliche Qualifizierung ist oft teuerer als die ganze Entwicklung zuvor, bedarf Erfahrung und Wissen...da steckt also Gewinnmaximierung oder überhaupt erst -erreichung und (geistiges) Vermögen dahinter.

    Neben der Harmonie der Bauteile und deren Qualität spielt die Abstimmung des Motors eine große Rolle. Durch die Verbesserung von z.B. dem Liefergrad des Motors (z.B. durch andere Nockenwellen) gerät ein Dichte-Drehzahl-Einspritz-Reglesystem (also das Motorsteuergerät) außer tritt und bestimmt fortan die Kraftstoffmasse mehr oder weniger dort falsch, wo der Lambda-Regler aktiv blind geschalten wird (Volllastbereich). Ergibt sich dadurch ein z.B. zu mageres Gemisch, werden Brennraum und speziell die Kolben, übergebürlich belastet. Ein kapitaler Motorschaden/Zylinderschaden kann die Folge sein.

    Nicht zuletzt hat es der Fahrer selber in der Hand, ob ein solcher Motor 10.000 oder 100.000 km hält. Verschaltet sich z.B. ein Fahrer mehrfach beim Zurückschalten in eine langsame Kurve aus hoher Geschwindigkeit kommend, nützt auch der Drehzahlbegrenzer und die Kraftstoffabnippelung nichts mehr. Die träge Masse des Fahrzeugs treibt den Motor in die bodengeschwindigkeitsbedingte Drehzahl und wenn die zu hoch ist, dann sind die Hauptlager, die Pleuelschrauben, das Kurbelzapfenlager und der Kolbenbolzen höchst belastet und das Pleuel sogar Knick-gefährdet...bis einer weint :D um den schon kreischenden Ventiltrieb nicht erwähnen zu müssen.

    Als abschließendes Beispiel zur Vergegenwärtigung von Kosten für solche Bauteile und den Einsatzzweck solcher Motoraufbauten. Ein 60.000 km gelaufener Honda K20Z4-Motor (inkl. Getriebe) kostet aktuell etwa 4.000-5.000 €, damit erhält man etwa 200 PS. Mit weiteren ca. 2500-3000 € für ein Kaltlufteinlasssystem, einen Fächerkrümmer und entspr. Auspuff, verbesserte Kühlung, Abstimmung und Eintragung etwa 240 PS. Für weitere ca. 4000-6000 € lassen sich dann schon 280-300 PS rausholen. Werden alle drei für den gleichen Einsatzzweck auf der Rennstrecke eingesetzt, wird der Serienmotor wegen seiner Motorabstimmung und evtl. Überhitzung zuerst die Segel streichen, als nächster der Belastung wegen der Zweitgenannte, der dritte wird aber fröhlich weiter seine Runden drehen. Ein völlig anderes Bild erhalten wir bei schlichtem Alltagsbetrieb mit etwa typischen 1-4 % Volllastanteil. Während der Serienmotor laufen und laufen wird, wird der extrem aufgebrezelte wohl als erster die Segel streichen, da OEM-Teile meist für diese Betriebsweise durchdachter und besser aufeinander abgestimmt sind als Nachmarktteile, als zweiter wird der höher belastete 240 PS Motor einknicken. Der Unterschied liegt in der Laufleistung bei einer bestimmten Belastung...auf der Rennstrecke sind 1.000 km ohne Wartung und Überholung enorm, wofür der OEM-Motor nicht ausgelegt wurde, im öffentlichen Verkehr ist das eine Lachnummer, nur lachen hier halt OEM Teile deutlich mehr ;), da z.B. die Nockenwellenlauflächen von schärferen Nockenwellen (mehr Hub, steilere Flanken) auch bei geringeren Drehzahlen in Teillast einfach mehr Hertz'sche Pressung und dadurch Verschleiß erfahren und das oft bei geringer wertigen Herstellverfahren als das OEM-Teil.

    Ein Motor ist wie der Klang eines Orchesters, es ist das Zusammenspiel der Einzelheiten, deren Einzelfähigkeit und der Dirigent die das Konglomerat an Schallwellen zu einem Grinsen beim Hörer werden lassen.

  • Nach dem Artikel frage ich mich wie es sich beiden Motoren mit „Top“ Komponenten verhält? Schade das darauf nicht eingegangenwurde.

    Na da bin ich der Meinung, je besser die Komponente sind, desto länger überlebt der Motor. Bei Chiptunning muss man immer aufpassen, weil da kann man wirklich viel falsch machen. Klar gibt es Firmen, die es für uns machen kann, trotzdem, würde ich mich nur auf solche konzentrieren, die uns eine Motorgarantie geben kann. Soviel ich mich in diesem Thema eingelesen habe, es ist so, dass die Hersteller lassen immer die Motoren einwenig schwächer, sodass man da von denen immer so um die 20-80PS mehr ausholen kann. Nur da würde ich zwei Sachen beachten. Erstens viel lange so ein Motor auf Hochtouren laufen kann und zweitens wenn ich so ein Chiptuning machen würde dann nur bei einer Firma, die das schon länger macht und das alles so bei mir einstellt, das der Motor nicht gleich nach 20.000 KM zu austauschen wird. Deswegen wenn ich so was vorhätte, dann würde ich es den Spezialisten überlassen.

    Einmal editiert, zuletzt von Keidel (23. Mai 2016 um 09:59)

  • Schade, dass der Artikel schnell Verallgemeinert und damit Bild/Stern-Niveau einnimmt.
    Ich würde dazu lieber erfolgreiche Leute aus der Tuningbranche befragen oder unabhängige Motorenbauer.

    Beim Tuning spielen so viele Komponenten eine Rolle, dass es unmöglich ist überhaupt irgend eine pauschale Aussage zu treffen.